Hunderttausende Menschen betroffen Hungersnot in Teilen des Sudan
Angesichts einer Hungersnot im Sudan schlagen Hilfsorganisationen Alarm: Weltweit gebe es erstmals seit sieben Jahren wieder eine so dramatische Ernährungslage in einem Land. Betroffen sind Hunderttausende Menschen in einem Flüchtlingslager.
In einem Flüchtlingscamp in der Region Darfur im Sudan ist laut Hilfsorganisationen die Schwelle zur Hungersnot überschritten. "Menschen, die an einer Hungersnot leiden, stehen am Rande des Todes", sagte Hélène Pasquier, Expertin für Ernährungssicherheit bei "Aktion gegen den Hunger".
In einer vom Netzwerk IPC veröffentlichten Analyse wurde eine Hungersnot für das Vertriebenencamp Zamzam in Nord-Darfur, in dem etwa 500.000 Menschen Zuflucht gefunden haben, bestätigt. Laut den UN bedeutet ein solcher Schritt, dass Menschen bereits an Hunger oder damit zusammenhängenden Krankheiten wie Mangelernährung und Infektionen sterben.
Die Menschen in dem Camp hätten seit April keine Nahrungsmittelhilfe mehr erhalten, weil der Zugang für humanitäre Organisationen behindert werde, sagte Pasquier. Die Märkte seien leer, "die Menschen haben keine Vorräte mehr und die Preise steigen".
Weltweit erste Hungersnot nach sieben Jahren
Auch das UN-Kinderhilfswerk UNICEF erklärte, das Camp habe die Schwelle zur Hungersnot überschritten. Dabei beruft sich das Hilfswerk auf das Famine Review Committee, welches Daten zur Ernährungssituation sammelt. Demnach steht auch anderen Teilen des Landes eine Hungersnot bevor, falls nicht zügig gehandelt wird.
Nach Einschätzung von UNICEF ist zum ersten Mal seit sieben Jahren eine so dramatische Ernährungssituation für ein Land festgestellt worden. Gründe seien die anhaltende Gewalt, Vertreibung und der eingeschränkte Zugang zu humanitärer Hilfe. Auch außerhalb des Flüchtlingscamps Zamzam leiden demnach Millionen Menschen im Sudan schon seit Monaten Hunger.
Millionen Menschen auf der Flucht
Im Sudan war im April 2023 ein Konflikt um die Macht zwischen der Armee und den paramilitärischen "Rapid Support Forces" eskaliert. Der Krieg in dem ostafrikanischen Land löste eine humanitäre Katastrophe aus. Millionen Menschen sind auf der Flucht. Laut den UN ist die Hälfte der rund 50 Millionen Sudanesinnen und Sudanesen auf Hilfe angewiesen.
Aufgrund der Kämpfe fehlt es zudem an funktionierenden Gesundheitseinrichtungen, auch Krankenhäuser wurden beschossen. Allerdings sind nun erstmals Gespräche zwischen den Kriegsparteien geplant. Sie sollen am 14. August in der Schweiz beginnen.
Das IPC ("Integrated Food Security Phase Classification") ist eine Initiative von UN-Organisationen und Hilfswerken. Mithilfe des Klassifikationssystems wird das Ausmaß von Hungerkrisen eingeordnet.
Eine Hungersnot ist die höchste Stufe. Sie wird ausgerufen, wenn in einem Gebiet 20 Prozent der Haushalte an einem extremen Mangel an Nahrungsmitteln leiden, 30 Prozent der Kinder akut mangelernährt sind und zwei von 10.000 Menschen pro Tag verhungern oder an Krankheiten im Zusammenhang mit Unterernährung sterben. Zuletzt war 2017 eine Hungersnot für Teile des Südsudan bestätigt worden.