Nordosten des Landes Viele Tote bei Selbstmordanschlägen in Nigeria
Angriffe auf eine Hochzeit, ein Krankenhaus und eine Trauerfeier: In Nigeria sind bei drei Selbstmordanschlägen mindestens 18 Menschen getötet worden. Dahinter wird die Terrormiliz Boko Haram vermutet.
Bei mehreren Selbstmordattentaten im Nordosten Nigerias sind mindestens 18 Menschen getötet worden. Zur genauen Zahl der Toten gab es zunächst unterschiedliche Angaben. Die Zeitung Vanguard meldete unter Berufung auf nicht näher benannte Quellen mehr als 30 Tote und über 100 Verletzte. Laut dem britischen Sender BBC wurden mindestens 18 Menschen getötet und 30 weitere verletzt.
Nach Angaben der regionalen Katastrophenschutzbehörde ereigneten sich alle drei Attentate in der Stadt Gwoza. Polizeiangaben zufolge starben mindestens sechs Menschen bei einem ersten Anschlag auf eine Hochzeit am Nachmittag. "Eine Frau, die ein Baby auf dem Rücken trug, zündete einen Sprengsatz auf einem belebten Parkplatz", erklärte ein Sprecher der Polizei von Borno.
Auch das Selbstmordattentat auf ein Krankenhaus wurde Polizeiangaben zufolge von Frauen ausgeführt. Ein weiterer Anschlag folgte während der Trauerfeier für die auf der Hochzeit getöteten Menschen. Während der ersten Totengebete für die Opfer "eilte eine weitere Selbstmordattentäterin herbei und zündete einen weiteren Sprengsatz, der viele Opfer forderte", hieß es in einem Polizeibericht.
Boko Haram wird hinter Anschlägen vermutet
Bislang hat sich keine Gruppe zu den Anschlägen bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass die dschihadistische Gruppe Boko Haram dahintersteckt. Die Miliz hat in der Vergangenheit immer wieder Frauen und Mädchen für Selbstmordattentate eingesetzt. Manche dieser Attentäterinnen sind Gefangene der Gruppe, die die Anschläge teils unter Drogeneinfluss und Zwang verüben.
Der Nordosten Nigerias wird seit längerem von Terroranschlägen heimgesucht. Sowohl die Boko Haram als auch die Terrorgruppe Islamischer Staat sind in der Region aktiv. Für großes Entsetzen über die Landesgrenzen hinweg sorgte 2014 die Geiselnahme von 276 Mädchen aus einer Schule in der Ortschaft Chibok. Von etwa 90 von ihnen fehlt weiter jede Spur.
Kein nachhaltiger Frieden in der Region
Boko Haram hatte Gwoza, in der die gestrigen Anschläge stattfanden, sowie weite Teile im Norden Bornos im Jahr 2014 eingenommen und ein Kalifat ausgerufen. 2015 eroberte die nigerianische Armee mit Hilfe der tschadischen Streitkräfte die Stadt zurück. Seitdem verübt die Gruppe immer wieder Angriffe. Trotz wiederholter Operationen ist es dem Militär bisher nicht gelungen, die Region nachhaltig zu befrieden.
Durch die Gewalt im Nordosten Nigerias sind in den vergangenen 15 Jahren bereits mehr als 40.000 Menschen getötet und rund zwei Millionen weitere vertrieben worden. Der Konflikt hat sich auf die Nachbarländer Niger, Kamerun und Tschad ausgeweitet, was zur Bildung einer regionalen Militärkoalition geführt hat.