Wahlen in Mosambik Neuer Präsident, alte Strukturen?
Mosambik wählt einen neuen Präsidenten. Das neue Staatsoberhaupt dürfte von der FRELIMO gestellt werden, die das Land seit der Unabhängigkeit beherrscht. Dabei sind die Probleme Mosambiks immens.
Die Wirtschaft in der Krise, die Arbeitslosigkeit enorm, der Staat hochverschuldet, die Armut allgegenwärtig. Der Norden des Landes wird von islamistischen Extremisten terrorisiert. Dazu kommt eine extreme Trockenheit, Lebensmittel und Wasser sind knapp. Auf den nächsten Präsidenten von Mosambik warten gewaltige Herausforderungen.
Vor allem die jungen Menschen hoffen auf einen Neuanfang. So wie diese Studentin aus der Hauptstadt Maputo: "Damit sich etwas ändert, müsste es eine totale Reform geben. Denn in Wirklichkeit haben wir nichts Gutes in Mosambik."
Frischer Wind aus alter Partei?
Ein politischer Wechsel ist allerdings nicht in Sicht. Denn trotz aller Krisen, in denen das Land steckt: Aller Voraussicht nach wird auch der neue Staatschef wieder von der FRELIMO-Partei gestellt, der früheren Befreiungsbewegung, die das Land seit der Unabhängigkeit von Portugal 1975 ununterbrochen regiert.
Favorit auf die Nachfolge von Filipe Nyusi, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten darf, ist der FRELIMO-Mann Daniel Chapo, ein Anwalt und Regionalgouverneur. Er verspricht frischen Wind, Aufschwung für alle und: Frieden.
Außerdem will er sich dafür einsetzen, die demokratischen Rechte in seinem Land zu erhalten. "Etwa die Pressefreiheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung und viele andere Freiheiten, die wir Mosambikaner gemeinsam aufgebaut haben."
Seit Wochen sind die Straßen in der Hauptstadt Maputo und anderswo in Rot getaucht, die Farbe der FRELIMO. Plakate mit dem Gesicht von Daniel Chapo hängen überall. Die Wahlkampfmaschine der Regierungspartei läuft wie geschmiert.
Auch Manipulationsvorwürfe werden laut. Lehrerinnen und Lehrer sollen genötigt worden sein, die FRELIMO zu unterstützen. Und auf Wahllisten stehen angeblich Tausende Geisterwähler - Namen von Menschen, die es nicht gibt.
Die FRELIMO regiert Mosambik seit 1975. Davon profitiert auch Präsidentschaftskandidat Chapo.
Zersplitterte Opposition
Die zersplitterte Opposition hat es da schwer. Zum Beispiel der unabhängige Bewerber Venancio Mondlane, der bei jungen Leuten als Hoffnungsträger gilt und mit dem Slogan "Rettet Mosambik - das Land gehört uns!" Protestwähler einsammeln will.
Auch Ussufo Momade, der Kandidat der zweitstärksten politischen Kraft RENAMO, hat höchstens Außenseiterchancen. Er will die Regierungspartei nach 49 Jahren an der Macht ablösen und formuliert klare politische Ziele: "Die Korruption muss verschwinden, der Mangel an Arbeitsplätzen muss verschwinden, der Mangel an Wohnraum muss verschwinden. Und: Wir müssen die Menschenwürde achten!"
Millionen leben in Armut
Wie viele andere Staaten in der Region leidet auch Mosambik zunehmend unter extremen Wetterereignissen. Wirbelstürme, Überschwemmungen und Dürren sorgen immer wieder für katastrophale Zustände.
Um zu helfen, hat die Bundesregierung gerade erst eine Klima- und Entwicklungspartnerschaft mit dem südostafrikanischen Land geschlossen. Dabei geht es um den Ausbau von erneuerbaren Energien und - langfristig - auch um die Produktion von grünem Wasserstoff. Mosambik mit seinen vielen Sonnentagen bietet dafür beste Voraussetzungen.
Die regionale Wirtschaft kann Investitionen aus dem Ausland jedenfalls dringend gebrauchen. Denn Mosambik zählt immer noch zu den Ärmsten der Welt. Fast zwei Drittel der rund 33 Millionen Einwohner leben aktuell unter der Armutsgrenze.
Sorge um die Sicherheit
Dabei verfügt das Land über enorme Bodenschätze wie Gold, Platin und Diamanten. Im Norden und vor der Küste liegen große Öl- und Gasfelder, die aber nicht genutzt werden. Der französische Energieriese Total hat die geplante Erschließung auf Eis gelegt, weil islamistische Terroristen in der Region Cabo Delgado Angst und Schrecken verbreiten.
Das eigene Militär ist überfordert, die Regierung in Maputo hat deshalb seine Nachbarn um Hilfe gebeten. Truppen aus Ruanda und Südafrika versuchen, die Lage zu stabilisieren, was aber nur teilweise gelingt.
Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht. Das Thema Sicherheit steht für viele deshalb ganz oben. Auch für diese junge Frau aus der mosambikanischen Hauptstadt: "Es sterben Frauen, Kinder, ältere Leute. Als junger Mensch wünsche ich mir, dass sich die Sicherheitslage ändert, vor allem in der Region Cabo Delgado."
Mehr als 17 Millionen Bürgerinnen und Bürger haben sich für die Wahl registriert. 350.000 davon leben im Ausland, die meisten in Südafrika, Portugal und Deutschland. Experten rechnen mit einer hohen Beteiligung.
Offizielle Ergebnisse sollen in zwei Wochen bekanntgeben werden. Die Europäische Union schickt 170 Wahlbeobachter nach Mosambik. In Brüssel heißt es, das sei eine der größten Missionen dieser Art in der Geschichte der EU.