UN-Klimakonferenz So läuft der Windkraftausbau in Deutschland
Der Windkraftausbau in Deutschland stockt. Eine Firma aus Gladbeck baut seit fast 25 Jahren Windräder in Nordrhein-Westfalen und erlebt die Probleme tagtäglich.
Windräder im Winter zu bauen, ist eigentlich unüblich. Wenn das Wetter zu schlecht ist, darf auf der Baustelle nicht gearbeitet werden. Eine schlechte Sicht oder starker Wind können bei Arbeiten auf bis zu 170 Metern Höhe gefährlich werden. Das ist auch an einem Montag im November der Fall. Wintereinbruch in Hagen, es schneit dicke Schneeflocken vom Himmel, der Wind peitscht durch das bergige Land, und die Baustelle rund um ein neues Windrad steht still.
"Es geht noch viel zu langsam"
Eigentlich sollten die vier neuen Windräder, die Milan Nitzschke und seine Firma SL Naturenergie in Hagen bauen, viel früher fertig sein. Die Bauarbeiten starteten bereits Ende 2022. "Der Bau hatte sich aufgrund von Transportschwierigkeiten um zwei bis drei Monate verschoben. Da mussten wir uns überlegen, ob wir das Risiko und die Kosten im Winter eingehen oder bis zum nächsten Frühjahr warten", sagt Nitzschke.
In diesem Jahr hat SL Naturenergie sechzehn neue Windräder in Nordrhein-Westfalen gebaut und den Bau von vierzehn begonnen. Projekte, die teilweise seit zehn Jahren geplant sind. "Wir merken, dass in den Windkraftausbau in den vergangenen Jahren mehr Tempo reingekommen ist. Trotzdem geht das noch nicht schnell genug. Wir müssen viel schneller werden", sagt Nitzschke.
Milan Nitzschkes Firma SL Naturenergie baut derzeit an 14 Windkraftanlagen in NRW.
Deutschland hinkt in diesem Jahr hinterher
Die Windenergie ist ein wichtiger Bestandteil der deutschen Strategie, bis 2045 klimaneutral zu werden. Die Ziele sind klar. Im aktuellen Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) ist geregelt, dass bis Ende 2030 115 Gigawatt Windkraft an Land installiert sein soll. Bislang sind es 60 Gigawatt.
Laut Umweltbundesamt gab es in diesem Jahr bis zum September einen Netto-Zubau von etwa 2 Gigawatt. Um auf dem Ausbaupfad bis 2030 zu bleiben, ist das zu wenig. Jährlich müssen mehr Windräder gebaut werden. Regional herrscht dabei ein großer Unterschied. In Bayern wurden bis zum September sechs neue Anlagen in Betrieb genommen. In Schleswig-Holstein waren es 182.
Um im Windkraftausbau schneller zu werden, wurden auf Bundesebene wichtige Rahmenbedingungen gesetzt. Mit dem Wind-an-Land-Gesetz, das in diesem Februar in Kraft getreten ist, sollen Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Außerdem müssen die Bundesländer rund zwei Prozent ihrer Landesfläche für Windkraft ausweisen.
Anfang 2024 sollen in Hagen acht neue Anlagen ans Netz gehen.
"Die Haltung in den Behörden muss sich ändern."
Für Milan Nitzschke von der SL Naturenergie ist das eine gute Grundlage. Trotzdem spürt er von den Gesetzesänderungen in der Praxis bislang noch zu wenig. "Es kommt jetzt auf die Verwaltungen an, die die Gesetze umsetzen müssen", sagt er. In der Vergangenheit seien Anträge langwierig geprüft und im Zweifel abgelehnt worden. Laut Nitzschke müsse sich etwas in der Haltung der Behörden ändern. "Es geht um Ermöglichung. Wir brauchen dringend mehr Windenergieanlagen, die mehr Strom produzieren."
Trotzdem ist Nitzschke optimistisch, dass Deutschland die Ausbauziele bis 2045 schafft. "Die Windenergie hat sich weiterentwickelt, die Anlagen sind viel leistungsstärker, viel verlässlicher und produzieren viel mehr Stunden Strom im Jahr." Bei einer der Baustellen, an der er mit seiner Firma in Hagen gerade arbeitet, ist der Austausch einer alten Windkraftanlage gegen ein neues Modell geplant. So kann der Stromertrag an diesem Standort vervierfacht werden. Anfang 2024 sollen die vier neuen Anlagen in Hagen dann ans Netz gehen - wenn das Wetter mitspielt.