Anhaltende Trockenheit 2019 wieder ein Dürresommer?
Der Deutsche Wetterdienst warnt vor einem weiteren Dürresommer. Doch wie kommt der DWD bereits im Frühjahr zu dieser Prognose und welche Folgen hätte ein weiterer Dürresommer? Ein
Welche Fakten sprechen für einen weiteren Dürresommer?
Keiner kann aktuell voraussagen, wie viel es im kommenden Sommer regnen wird. Allerdings lassen sich schon jetzt Folgen prognostizieren, wenn es nicht genügend Niederschläge geben wird. Und genau davor warnt der Deutsche Wetterdienst: Die Folgen des vergangenen Sommers seien immer noch spürbar, die Böden aktuell noch trockener als zu Beginn des Dürrejahres 2018. Die Niederschläge in den Herbst- und Wintermonaten reichten vielerorts nicht aus, die Wasserspeicher im Boden aufzufüllen.
Im vergangenen Jahr konnten Pflanzen und Bäume mit langen Wurzeln noch die Feuchtigkeit aus tiefen Bodenschichten ziehen und kamen so gut über die Trockenheit hinweg. Diese Wasserspeicher seien in diesem Jahr jedoch "weit weniger gut gefüllt", so der DWD. Die Startbedingungen für die Vegetation seien 2019 in vielen Gebieten Deutschlands deutlich schlechter als im Vorjahr. Besonders betroffen sei der Osten Deutschlands.
Wie genau lassen sich Wetterphänomene wie eine Dürre vorhersagen?
Der Deutsche Wetterdienst versucht, mit großen Rechenzentren langfristige Prognosen zu erstellen, sogenannte Jahreszeitenvorhersagen. Ähnliches machen der amerikanische Wetterdienst und das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage. Die Berechnungen aller drei Institute sagen aus, dass der zukünftige Sommer zu warm und etwas zu trocken sein könnte. Doch wie genau diese Vorhersagen sind, ist umstritten. Der ARD-Meteorologe Karsten Schwanke spricht von "absoluter Grundlagenforschung". Man stehe hier noch ganz am Anfang. Dadurch, dass sich Wetter in der Regel nicht linear, sondern eher chaotisch verhalte, seien solche langfristigen Prognosen eher schwierig. "Den Jahrhundertsommer 2018 hatte übrigens keines der Institute vorhergesagt", so Schwanke.
Wie viel Regen brauchen wir, damit eine erneute Dürre ausbleibt?
Entscheidend sei gar nicht so sehr, wie viel es regne, sondern wie und wann. "Wenige Gewittergüsse sehr lokal mit hohen Regenmengen in kurzer Zeit fließen auch schnell wieder ab." Für eine Durchnässung des Bodens sei ein gleichmäßiger, längerer Regen besser, sagt der ARD-Meteorologe. "Und das am besten über mehrere Monate hinweg. Also genau das, was man als Privatmann nicht will, das gefällt der Natur."
Wie bereitet sich die Landwirtschaft vor?
Die deutschen Bauern schauen natürlich auf die Prognosen. "Für die meisten Kulturen wie Getreide und Raps ist die Witterung der kommenden sechs bis acht Wochen entscheidend“, so Bauernpräsident Joachim Rukwied. Bei Herbstkulturen wie etwa Mais und Kartoffeln sei die Witterung der Sommermonate von Bedeutung. Die Planungen der Landwirte laufen eher längerfristig.
Durch wassersparende Anbauweisen wie das Mulchsaatverfahren versuchten die Landwirte, auf Trockenheit zu reagieren. Dabei wird der Boden nicht gepflügt. Das reduziert die Verdunstung und damit den Verlust von Bodenfeuchtigkeit. Außerdem wird inzwischen auf vielen Feldern jedes Jahr eine andere Kultur angepflanzt - in einem Jahr Weizen, im nächsten Jahr Kohl, dann Zuckerrüben, später Gerste. Dies schont den Boden.
Spüren wir hier den Klimawandel?
Für 2019 kann noch niemand etwas sagen. Der vergangene Sommer sei aber schon ein eindrucksvolles Zeichen des Klimawandels gewesen, sagt Schwanke. Insgesamt könne man feststellen, dass sich die Zirkulation, also die Bewegung von Hochs und Tiefs, stark verändert habe. Aus diesem Grund könne es in Zukunft zu mehr Dürren aber auch zu mehr Niederschlägen kommen. Das Wetter werde extremer.
Wie sehr sind unsere Wälder betroffen?
Ein Dürresommer würde diesmal nicht nur die Landwirtschaft erneut hart treffen, sondern auch die Forstwirtschaft, schätzt der DWD. Erste Waldbrände haben in den vergangenen Tagen schon zahlreiche Regionen in Deutschland heimgesucht. Der Landesbetrieb HessenForst rechnet 2019 mit weiteren bedeutenden Schäden im Wald. "Das traumhafte, warme und trockene Frühlingswetter könnte für den Wald zum Alptraum werden", warnt Betriebsleiter Michael Gerst. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Wälder durch extreme Trockenheit und den Sturm "Friederike" stark gelitten. Unter anderem hatten sich wegen der monatelangen Trockenheit und Hitze bis zu vier Borkenkäfergenerationen entwickelt, normal sind zwei bis maximal drei.
Zurzeit blühe es im Wald in nahezu verschwenderischer Art und Weise, sagt Gerst. Die Bäume registrierten, wenn ihr Leben in Gefahr sei und bildeten daher viele Blütenknospen aus, damit aus vielen Samen viele Nachkommen entstehen könnten. Forstleute sähen diesen Prozess mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Entwicklung großer Samenmengen schwäche die Bäume einerseits zusätzlich, andererseits biete sich so die Chance, dass sich auf entwaldeten Flächen von Natur aus wieder kleine Bäumchen entwickeln.