Extensiv bewirtschaftete Wiesen Artenreich und für den Klimawandel gerüstet
Artenreiches und nur selten gemähtes Grünland kommt mit Hitze und Trockenheit deutlich besser zurecht als intensiv genutzte Hochleistungswiesen. Das ist das Ergebnis einer Studie.
Landschaften mit Gräsern und Kräutern bedecken mehr als ein Viertel der gesamten Landoberfläche. Nach Angaben des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung speichern Wiesen und Weiden große Mengen klimaschädlicher Gase. Außerdem sind sie als Viehfutter sehr wichtig.
Artenreiche Wiesen kommen mit den Folgen des Klimawandels besser zurecht. Das ist das Ergebnis einer langjährigen Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung. Seit rund zehn Jahren sammeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf 50 Versuchsfeldern in Bad Lauchstädt bei Halle Daten darüber, wie Landwirtschaft und Klimawandel sich gegenseitig beeinflussen.
Auf einigen Versuchswiesen wachsen wenige Hochleistungsgrassorten, wie sie heute häufig als Viehfutter angebaut werden. Daneben wachsen zum Vergleich Wiesen mit vielen verschiedenen Gräsern und Kräutern. Die Forscher haben über die Wiesen große Anlagen gebaut. So können sie zum Beispiel einen Klimawandel mit höheren Temperaturen oder auch Dürren simulieren. Außerdem werden die Felder im Experiment unterschiedlich stark landwirtschaftlich genutzt.
Klimawandel kann auch giftige Pflanzen stärken
Die Auswertung der Daten aus acht Jahren zeige besonders in Dürrejahren deutliche Ergebnisse, sagt Lotte Korell vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung: "Die intensiv genutzten Graslandarten gehen stark zurück oder sterben ab. Und andere Arten können dann einwandern. Da gibt es auch giftige Arten."
Mehrkosten für Bauern
Eine solche "Degradierung" von Hochleistungsgrünland kennen die Landwirte schon lange. Sie säen dann einfach neue Hochleistungsgräser. "Das kann durch den Klimawandel aber häufiger nötig werden und entsprechende Mehrkosten verursachen", sagt Korell.
Anders sah das Ergebnis auf den Testwiesen aus, auf denen mehr als 50 heimische Gräser und Kräuter wuchsen. Diese Wiesen bringen zwar einen geringeren Ertrag als Hochleistungsgräser, aber viele Pflanzen haben im Experiment den Klimawandel deutlich besser überstanden. Sie helfen damit nach Angaben der Forscher auch, die Produktivität des Grünlands in Zeiten des Klimawandels zu stabilisieren.
Das Geheimnis sind die Wurzeln
Bauer Paul Brandsma züchtet in Wittlich in der Eifel seit rund 30 Jahren Kühe. Er wollte keine Wiesenwüsten wie in Holland haben, sagt er. Auf seinen Wiesen wachsen viele verschiedene Kräuter und Gräser. Die seien auch in den sehr trockenen Jahren nicht eingegangen. Und Brandsma weiß auch, warum: "Das Geheimnis sind die Wurzeln. Es gibt Gräserarten, die tief wurzeln und dadurch Trockenperioden überstehen."
Kräuter: Apotheke für Kühe
“Schafgarbe, Löwenzahn oder Spitzwegerich - die Tiere brauchen diese Vielfalt. Es gibt Kräuter die positiv auf die die Gesundheit der Tiere wirken.” Und außerdem ist er davon überzeugt, dass man die Vielfalt auf den Weiden am Ende auch in der Milch und im Käse schmecken könne.
Einmal im Jahr geht Bauer Brandsma über seine Wiesen, um die Gräser und Kräuter zu zählen. Es kann sein, dass er zukünftig ein paar häufiger sehen wird. Denn auch das hat die Helmholtz-Studie gezeigt: Manche Kräuter auf Weideland, das selten gemäht wird, profitieren sogar vom Klimawandel.
Die runden buschigen Blüten der gelben Skabiose wird man zukünftig wohl häufiger auf den Wiesen sehen, sagt Lotte Korell vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Das Kraut habe sich wenig beeindruckt von der Klimamanipulation gezeigt. Die Art sei schon gut an trockene Lebensbedingungen angepasst.