Forschung in Tschechien Hybrid-Fleisch aus dem 3D-Drucker
Massentierhaltung ist ein maßgeblicher Treiber der Klimakrise. Alternativen zur herkömmlichen Fleischproduktion müssen also her - der 3D-Drucker könnte Abhilfe verschaffen.
Lebensmittel aus dem Labor, Fleisch aus Ersatzprodukten, Steaks aus dem 3D-Drucker - das Essen der Zukunft ist ein großes Thema für die Forschung. Auch in Tschechien. Dort wird noch deutlich mehr Fleisch gegessen als in Deutschland, aber auch vegetarische Alternativen werden immer beliebter. Besonders, wenn sie gesünder, umweltfreundlicher und günstiger sind.
Genau daran arbeiten Forscher in Prag und zwar ganz tschechisch-pragmatisch. Ihre Burger-Paste zum Selbstausdrucken enthält etwas Fleisch. Dadurch bietet sie bei Geschmack, Geruch und Textur deutlich mehr als die meisten Ersatzprodukte, finden die Wissenschaftler.
Ein Burger entsteht Tropfen für Tropfen
Stepan Janoud ist eigentlich Experte für das natürliche Konservieren von Fleisch. Doch seit einiger Zeit entwickelt der Forscher an der Prager Universität für Chemie und Technologie Lebensmittelmischungen für 3D-Drucker. In einen speziellen Aufsatz, den Spritzen-Extruder, füllt er eine braune Flüssigkeit. "Das ist eine Paste aus Erbsenprotein, Öl und Leberpastete, unsere alternative Fleischmischung, die wir weiterentwickeln", erklärt Janoud.
Das Geräusch klingt eher nach einem alten Drucker als nach Küche. Aber nach ein paar Minuten zieht ein typischer Fleischgeruch durch das Labor und ein rundes Stück Fleisch für einen Burger entsteht Tropfen für Tropfen auf dem Untersatz. "Wir waren mit unseren haltbaren Fleischpatronen zum Ausdrucken schon auf einigen Konferenzen", erzählt Janoud. "Das Interesse war groß, weil das Thema attraktiv ist."
Suche nach dem heiligen Gral
Weltweit wird viel an Fleischalternativen geforscht. Der Markt wächst schnell, selbst im Fleischland Tschechien. Hersteller versprechen günstigere, gesündere und umweltfreundlichere Lebensmittel. Die Entwicklung des perfekten Fleischersatzes gleicht der Suche nach dem heiligen Gral.
"Wir haben mit einem Unternehmen zusammengearbeitet, das Labor-Fleisch züchtet und es beraten", merkt Janoud an. "Wir haben auch damit experimentiert, ob man künstliches Fleisch ausdrucken kann und haben das mit natürlichem Hühnerfleisch kombiniert, um so bessere Fleischalternativen herzustellen."
Die Textur ist das A und O
Bisher sind viele Produkte teuer und alles andere als gesund. Sie enthalten oft wenig Protein, dafür viele hochverarbeitete Zusätze. Die Prager Forscher rund um Professor Rudolf Sevcik nutzen daher nur natürliche Zutaten, und zwar nicht als Pulver, sondern als Paste aus Hülsenfrüchten, Getreide und etwas Fleisch.
"Ich bin schon älter, ich mag keine Revolutionen, aber ich denke, wir sollten uns daran gewöhnen, weniger Fleisch zu essen" meint Sevcik. "Einige Nährstoffe nehmen wir jedoch besser aus Fleisch auf. Und wir brauchen es auch, damit es gut schmeckt."
Die Prager Universität entwickelt außerdem hybride Brotaufstriche für tschechische Unternehmen. Auf das Ausdrucken des Fleisches setzt sie wegen der Konsistenz. "Wir sehen, dass der 3D-Druck den fleischlosen oder hybriden Alternativen das geben kann, was ihnen vor allem fehlt: nämlich die Textur. Die stört bisher, wenn man wirklich in etwas reinbeißen will, das an Fleisch erinnert."
Wird der Drucker zur Heimküche?
Die Prager Forscher wollen ihre Technologie zum Selbstausdrucken so verbessern, dass nicht nur Unternehmen interessiert sind, sondern auch Verbraucherinnen und Verbraucher.
"Einige Männer, die sich zum Beispiel mit Modellbau beschäftigen, haben schon heute einen 3D-Drucker zu Hause" sagt Sevcik. "Irgendwann bringt die Frau ein Blech in die Werkstatt und unsere Füllung und sagt: Druck mir ein paar Hamburger aus für den Abend. Das ist meine Vision für die Zukunft.“