Milde Temperaturen Pollensaison in Deutschland hat begonnen
Allergiker haben es bereits bemerkt: Die Pollensaison ist schon voll im Gang. Immer mehr Menschen leiden an Heuschnupfen. Und ihre Zahl wird in den kommenden Jahrzehnten deutlich steigen.
2024 ist für allergische Menschen zwar nicht so schlimm gestartet wie das vorige Jahr. Doch der milde Februar hat dafür gesorgt, dass Allergiker es nun spüren. Der Pollenflug in Deutschland ist voll im Gang, teilte die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst mit. Die Frühblüher Hasel und Erle seien bereits seit einigen Wochen in der Luft und stäubten mit zum Teil hoher Intensität.
Auch die Pollen von Eiben, Zypressengewächsen, Pappeln oder Ulmen fliegen demnach an immer mehr Orten. "Mit der milden Frühlingsluft ploppen reihenweise die Blüten frühblühender Baumarten auf und schicken ihre staubige Fracht auf Reisen", wie die Stiftung berichtet. Wegen zeitweiliger Regenfälle müssten sich Allergiker allerdings auf große Belastungsschwankungen einstellen. Bei Regen reduziert sich die Pollenkonzentration. Ein genauer Ausblick auf die Entwicklung im Jahr 2024 sei wegen des unklaren Wetterverlaufs nicht möglich.
15 Prozent der Deutschen leiden unter Heuschnupfen
Laut Robert Koch-Institut (RKI) leiden rund 15 Prozent der Deutschen an Heuschnupfen, knapp neun Prozent an Asthma bronchiale. Während bei Heuschnupfen die oberen Atemwege in Mitleidenschaft gezogen sind, ist es bei Asthma die Lunge: Betroffene haben zum Beispiel Anfälle von Atemnot.
Dem RKI zufolge hat die Häufigkeit allergischer Erkrankungen seit den 1970er-Jahren in Ländern mit westlichem Lebensstil stark zugenommen und sich auf einem hohen Niveau stabilisiert. Die Häufigkeit von Asthma steige weiter an.
Kaum Verschnaufpausen für Allergiker
Früher galten die Wintermonate für Allergiker als angenehmer. Mittlerweile beobachten Fachleute, dass sich wegen des Klimawandels beinahe die Zeiten überschneiden, in denen die letzten Pollen der Vorsaison verschwinden und die ersten der neuen Saison auftauchen. Das beeinflusst Auftreten, Häufigkeit und Schwere allergischer Erkrankungen.
"Allergiker haben im Prinzip das ganze Jahr Symptome", sagte Claudia Traidl-Hoffmann, Direktorin der Umweltmedizin am Uniklinikum Augsburg der Deutschen Presseagentur. "Sie leiden länger, und sie leiden mehr, weil mehr Pollen pro Tag fliegen."
Klimawandel fördert mehr Allergene
Eine weitere Folge des Klimawandels sei, dass Pollen mehr Allergene freisetzten. Das hängt der Allergologin zufolge nicht nur mit gestiegenen Temperaturen, sondern auch mit einer höheren Schadstoffbelastung zusammen. Vor allem in Städten sei zu beobachten, dass Pflanzen bei einer hohen Schadstoffkonzentration mehr Pollen produzierten - eine Stressreaktion, wie Traidl-Hoffmann erklärt. "Das ist eine Überlebensstrategie der Pflanze." Schließlich diene der Pollenflug der Fortpflanzung. Ebenfalls zur Belastung werden könne die Tatsache, dass der Klimawandel neue Pflanzen und damit auch neue Pollen und neue Allergien nach Deutschland bringe.
Zahl der Allergiker wird laut Prognosen steigen
Die Entwicklung ist nach Angaben der Ärztin vor allem für schwere Asthmatiker und für ältere Menschen ein Problem. "Aber auch unsere Kinder leiden natürlich wahnsinnig darunter." Wer ständig niesen muss oder sich erschöpft fühlt, kann sich auch in der Schule schlechter konzentrieren. "Die größte Allergiegesellschaft der Welt, die Europäische Akademie für Allergologie und klinische Immunologie, erwartet, dass im Jahr 2050 die Hälfte der Europäer allergisch ist", sagte Traidl-Hoffmann.
Gegen die Symptome können Betroffene Nasensprays, Augentropfen und Tabletten nutzen. An der Ursache setzt eine Immuntherapie etwa mit Spritzen oder Tabletten (Hyposensibilisierung) an. Allergiker sollten laut Traidl-Hoffmann die Hyposensibilisierung aber beginnen, bevor die jährlichen Allergiebeschwerden einsetzen.