Moderna und BioNTech Darum ist die Booster-Impfung so wichtig
Moderna oder BioNTech - womit auch die Booster-Impfung erfolgt, der Effekt für den Schutz vor Corona überzeugt die Wissenschaft. Warum das so ist und was es bei Kreuzimpfungen zu beachten gibt.
Möglichst viele Menschen sollen ihre Corona-Impfung auffrischen lassen, wenn diese ein halbes Jahr zurückliegt. Das empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO). Zugelassen dafür sind die beiden mRNA-Impfstoffe von BioNTech und Moderna. Deren Wirksamkeit ist laut Paul-Ehrlich-Institut vergleichbar.
Das Bundesgesundheitsministerium hat jedoch die Abgabe des Impfstoffs von BioNTech/Pfizer begrenzt. Die Konsequenz: Nicht jeder, der zuerst mit diesem Impfstoff immunisiert wurde, erhält auch die dritte Dosis vom gleichen Hersteller. Die Hausärzte protestierten vehement und auch bei einigen Geimpften sorgt die Aussicht auf eine sogenannte Kreuzimpfung für Unsicherheit.
Was ist eine Kreuzimpfung?
Zuerst der Impfstoff von BioNTech, dann der von Moderna - so eine Impfserie nennt man eine Kreuzimpfung: Sie besteht aus mindestens zwei unterschiedlichen Impfstoffen gegen einen bestimmten Erreger.
Bereits im Juli hatte die STIKO zum Beispiel empfohlen, dass Menschen, die bei der ersten Corona-Impfung den Impfstoff von AstraZeneca erhalten hatten, als zweites mit dem Vakzin von BioNTech oder Moderna immunisiert werden sollten. Studien hatten gezeigt, dass der Schutz nach der Kombination der Impfstoffe noch höher war als nach einer zweifachen Impfung mit dem Wirkstoff von AstraZeneca.
Was empfiehlt die STIKO bei Auffrischungsimpfungen?
Generell empfiehlt die STIKO für die Booster-Impfungen einen der mRNA-Impfstoff zu verwenden. Auch Menschen, die zuvor mit den Vektor-Vakzinen von AstraZeneca oder Johnson&Johnson geimpft wurden, erhalten zur Auffrischung des Schutzes nun den Wirkstoff von Moderna oder BioNTech.
Wer bereits die ersten Male einen der mRNA-Impfstoffe erhalten hat, soll laut STIKO aber wieder mit dem gleichen Wirkstoff geimpft werden. Doch streng ist diese Empfehlung nicht: Sollte der entsprechende Impfstoff nicht verfügbar sein, könne auch auf den jeweils anderen mRNA-Impfstoff umgestellt werden.
Warum bekommen unter 30-jährige nur noch Impfstoff von BioNTech?
Eine Besonderheit gilt dabei für unter 30-Jährige: Hier empfiehlt die STIKO die Auffrischungsimpfung grundsätzlich mit dem Impfstoff von BioNTech. Der Grund: Nach der Impfung mit dem Vakzin von Moderna war besonders bei jungen Männern ein leicht erhöhtes Risiko für eine Herzmuskelentzündung beobachtet worden.
Insgesamt gilt also: Für viele Menschen empfiehlt die STIKO bereits die Kombination verschiedener Impfstoffe. Und erste wissenschaftliche Ergebnisse passen zu früheren Beobachtungen: Die Kombination von verschiedenen Covid-19-Impfstoffen scheint auch bei den Auffrischungsimpfungen eine starke Immunantwort hervorzurufen.
Leif Erik Sander, Immunologe an der Charité Berlin, sagte dazu bei der Bundespressekonferenz: "Man kann einen anderen Impfstoff nehmen für die Auffrischung. Das funktioniert genauso gut. Ob man Moderna oder BioNTech bekommt, ist da im Grunde genommen egal."
Was passiert im Körper beim Boostern - und warum ist das wichtig?
Die Wirkung der Covid-19-Impfung lässt mit der Zeit nach. Das sieht man zum Beispiel an der aktuell steigenden Zahl an Impfdurchbrüchen - dabei erkranken Menschen am Coronavirus, obwohl sie vollständig geimpft sind.
Die allermeisten Menschen sind zwar nach einigen Monaten noch gut vor einem schweren Verlauf einer Covid-Erkrankung geschützt. Doch je länger die Impfung her ist, desto wahrscheinlicher wird es, dass sie sich trotzdem anstecken und dann auch andere infizieren können, weil die Antikörper gegen den Erreger im Blut mit der Zeit zurückgehen. Gerade Jüngere merken einen Impfdurchbruch oft kaum.
Bei älteren Menschen oder Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann das jedoch anders aussehen - sie können auch trotz Impfung schwer erkranken und zum Teil sogar versterben. Denn teilweise konnten sie nach den ersten Impfungen keine robuste Immunantwort aufbauen. Das heißt: Sie haben keinen langfristigen Schutz vor dem Virus - vor allem, wenn die Antikörper gegen den Erreger im Blut mit der Zeit zurückgehen. Mittlerweile wird daher empfohlen, den Impfschutz nach sechs Monaten aufzufrischen und so das Immunsystem dazu zu bringen, neue Antikörper zu produzieren.
Eine große Studie aus Israel zeigte, dass die Booster-Impfungen der Immunabwehr tatsächlich neuen Schwung brachte: Nach einer dritten Impfung erkrankten die Menschen deutlich seltener schwer an Covid-19, auch Todesfälle waren deutlich seltener als bei Menschen, die vor längerer Zeit zwei Mal geimpft wurden. Auch Sander zeigte sich von den Effekten, die durch das Boostern erzielt werden könnten, beeindruckt. Bei der Bundespressekonferenz sagte er, die dritte Impfung habe einen "herausragenden Nutzen".
Wie lange hält eine Impfung?
Der Schutz vor Covid-19 sinkt in den Monaten nach einer Corona-Impfung deutlich. Wie stark, hängt unter anderem von Alter, Geschlecht und Impfstoff ab, so das Fazit einer Forschungsgruppe der Universität Umeå in Schweden. Besonders stark sinkt der Schutz vor einer Ansteckung mit dem Virus. Der Schutz vor schweren Verläufen, bis hin zu Krankenhausaufenthalten oder Tod erwies sich als deutlich stabiler. Wie lange der Immunschutz nach einer Auffrischungsimpfung hält, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sicher bestimmt werden.
Aus der Erfahrung mit anderen Impfstoffen ist bekannt, dass eine dritte Auffrischungsimpfung das Immungedächtnis noch einmal soweit stärken kann, dass eine weitere Impfung nicht im selben kurzen Abstand notwendig wird. Auch die Antikörperlevel, die in Studien nach der dritten Corona-Impfung gemessen wurden, deuten auf eine gute Immunantwort hin.
Warum ist es für die Hausärzte schwierig, den Impfstoff zu wechseln?
Auch wenn medizinisch nichts gegen eine Kreuzimpfung spricht, ist der kurzfristige Wechsel der Impfstoffe für die Hausärztinnen und -ärzte schwierig. Laut dem Deutschen Hausärzteverband ergeben sich in den Hausarztpraxen zwei Probleme: Zum einen müssen Patientinnen und Patienten, die bei der Erst- und Zweitimpfung den Wirkstoff von BioNTech bekommen haben, ein weiteres Mal aufgeklärt werden, wenn sie nun die Booster-Impfung mit Moderna bekommen sollen. "Es ist ein anderer Impfstoff, was Erklärungsbedarf mit sich bringt", sagt Manfred King vom Hausärzteverband Baden-Württemberg. Das koste deutlich mehr Zeit, als bei der Terminvergabe eingerechnet wurde.
Außerdem unterscheidet sich die Handhabung der Impfstoffe: Während eine BioNTech-Ampulle Impfstoff für sechs Patientinnen und Patienten enthält, reicht eine Moderna-Ampulle bei der Auffrischungsimpfung für 20 Personen. Das liegt auch daran, dass der Moderna Impfstoff bei der Booster-Impfung nur mit halber Dosierung gespritzt wird. Nach Anbruch einer Ampulle müssen alle Dosen zügig verimpft werden. Dementsprechend müssen die Hausarztpraxen umplanen und ihre Patientinnen und Patienten nicht mehr in Sechsergruppen, sondern in Zwanzigergruppen einbestellen - dies sei ein kaum leistbarer organisatorischer Mehraufwand, so der Deutsche Hausärzteverband. Denn wie Barbara Römer vom Hausärzteverband Rheinland-Pfalz erklärte, sind viele Impftermine schon lange im Voraus - bis in den März hinein - vereinbart worden.