EMA zu Affenpocken-Impfung Impfstoff in statt unter die Haut
Der Impfstoff gegen Affenpocken ist knapp. Die EU empfiehlt nun eine andere Methode der Verabreichung: intradermal statt subkutan. Dadurch könnten weit mehr Menschen von einer Ampulle profitieren als bisher.
Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat eine Empfehlung für einen effizienteren Einsatz des Affenpocken-Impfstoffs Imvanex des Herstellers Bavarian Nordic veröffentlicht. Demnach reicht ein Fünftel der herkömmlichen Dosis, wenn das Präparat nicht subkutan - unter die Haut - gespritzt wird, sondern in die Haut, also intradermal. Dies könne helfen, den derzeit sehr begrenzten Vorrat des Präparats besser zu nutzen. Es soll sich allerdings um eine Übergangslösung handeln.
Als Beleg für die Effizienz verweist die Behörde auf eine Studie aus dem Jahr 2015. Daran nahmen etwa 500 Menschen teil, denen das Präparat entweder unter oder aber in die Haut injiziert wurde. Wie die EMA mitteilte, führt die verringerte Dosis zu einer ähnlichen Menge Antikörper gegen das Virus wie die derzeit übliche Injektion.
Personen, die den Impfstoff intradermal erhielten, bekamen ein Fünftel (0,1 ml) der subkutanen Dosis (0,5 ml), wiesen aber ähnliche Antikörperwerte auf wie jene, die die höhere subkutane Dosis erhielten.
Es sei weiterhin notwendig, im Abstand von circa vier Wochen zwei Spritzen zu verabreichen. Nationale Behörden könnten dieses Verfahren als vorübergehende Maßnahme genehmigen.
Affenpocken gelten verglichen mit den seit 1980 ausgerotteten Pocken als weniger schwere Erkrankung. Die Inkubationszeit beträgt laut RKI fünf bis 21 Tage. Die Symptome (darunter zum Beispiel Fieber und Hautausschlag) verschwinden gewöhnlich innerhalb weniger Wochen von selbst, können bei einigen Menschen aber zu medizinischen Komplikationen und in sehr seltenen Fällen auch zum Tod führen. Affenpocken treten hauptsächlich in West- und Zentralafrika auf und verbreiten sich nur sehr selten in anderen Ländern, was die gegenwärtige Entwicklung ungewöhnlich macht.
Höheres Risiko für Nebenwirkungen auf der Haut
Bei einer intradermalen Verabreichung bestehe allerdings ein höheres Risiko für lokale Reaktionen wie Rötungen, Verdickungen oder Verfärbungen der Haut. Nur medizinisches Fachpersonal, das Erfahrung mit dieser Art der Injektion habe, sollte den Impfstoff auf diese Weise verabreichen. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides bezeichnete die Empfehlung dennoch als äußerst wichtig: "Dadurch wird ein besserer Zugang zur Impfung für gefährdete Bürger und Beschäftigte im Gesundheitswesen gewährleistet."
Auch in den USA kann nach einem ähnlichen Entscheid der Aufsichtsbehörde FDA seit diesem Monat mit reduzierten Dosen geimpft werden. Die Empfehlungen der beiden Aufsichtsbehörden sind auch eine Folge der extrem begrenzten globalen Vorräte des ursprünglich gegen Pocken entwickelten Impfstoffs, der nur von Bavarian Nordic hergestellt wird.
Stiko empfiehlt Impfung nicht für alle
Bavarian Nordic erwartet nach eigenen Angaben, dieses Jahr 16 Millionen Dosen verfügbar zu haben. Die EMA hat den Impfstoff im Juli auf Grundlage von Versuchsdaten zugelassen. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass er zu rund 85 Prozent effektiv vor Affenpocken schützt.
Die EU-Kommission hatte Imvanex Ende Juli gegen Affenpocken zugelassen und war damit einer EMA-Empfehlung gefolgt. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Impfung gegen Affenpocken für bestimmte Risikogruppen und Menschen, die engen Kontakt zu Infizierten hatten. Ein erhöhtes Infektionsrisiko sieht die STIKO vor allem bei Männern, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben.