Mond und Venus leuchten am Himmel.

Astronomie Wettlauf der Abendsterne

Stand: 12.01.2025 08:04 Uhr

Im Januar liefern sich zwei helle Lichter im Westen ein Wettrennen: Die schnelle, helle Venus flitzt an Saturn vorüber und kommt dem Riesen dabei ganz nahe.

Von Heike Westram, BR

Die Venus ist Ihnen sicher schon aufgefallen, wenn Sie in letzter Zeit mal abends Richtung Westen geblickt haben. Da steht sie als strahlend helles Licht am Sternenhimmel - unübersehbar, selbst wenn es etwas dunstig ist oder ringsum die Lichter der Stadt leuchten: der Abendstern.

Die Venus wird auch als Abendstern bezeichnet, weil sie - vom Mond einmal abgesehen - das erste natürliche Licht ist, das am Abendhimmel auftaucht. Sie ist schon lange zu sehen, bevor Sterne oder andere Planeten auszumachen sind. An klaren Abenden schält sie sich bereits eine Viertelstunde nach Sonnenuntergang aus der frühen Abenddämmerung.

Kein Stern, sondern ein Planet

Doch die Venus ist kein Stern. Sterne sind Sonnen wie unsere oder noch weitaus größer und in weiter Ferne. Der nächstgelegene Stern, Proxima Centauri, ist 4,2 Lichtjahre entfernt - sein Licht braucht also mehr als vier Jahre, bis es bei uns angelangt ist. Und dieses Licht produziert der Stern selbst, durch Kernfusion im brodelnden und unter hohem Druck stehenden Kern des Sterns.

Die Venus dagegen leuchtet nicht selbst, sie reflektiert nur das Licht der Sonne. Sie ist ein Gesteinsplanet wie die Erde und derzeit nur rund sechs Lichtminuten von ihr entfernt. Und sie kreist wie diese um die Sonne. Das unterscheidet die Venus aus Sicht der Erde am deutlichsten von den Sternen.

Wandelsternen beim Wandeln zusehen

Planeten wurden früher auch als Wandelsterne bezeichnet, weil sie im Gegensatz zu den Sternen - die auch als Fixsterne bezeichnet werden - am Firmament nicht auf einem festen Platz stillstehen.

Die Sterne bewegen sich zwar, wie die Sonne, der Mond und auch die Planeten, in jeder Nacht scheinbar von Ost nach West, aber nur aus Sicht der Erde, die täglich einmal um ihre Achse kreist. Und da die Erde die Sonne umrundet, rücken die Sterne zusätzlich Nacht für Nacht ein Stück westwärts. Daher sehen wir im Winter andere Sternbilder als im Sommer am Sternenhimmel. Doch nach einem Jahr steht jeder Stern wieder genau wie zuvor.

Auf Planetenbahnen unterwegs

Die Planeten dagegen haben dazu noch eine Eigenbewegung, weil auch sie die Sonne umkreisen, jeder Planet auf seiner eigenen Bahn und in seiner eigenen Geschwindigkeit. Aber nicht willkürlich, sondern nach Gesetzen, die der Mathematiker und Astronom Johannes Kepler im 17. Jahrhundert entdeckte.

Eines der Keplerschen Gesetze besagt, dass ein Planet umso schneller um die Sonne wandert, je näher er der Sonne ist. Die Venus ist daher viel schneller unterwegs als Saturn. Das können Sie im Januar gut beobachten.

Anfang Januar ist die Venus etwa anderthalb Handbreit rechts unter Saturn zu finden, rückt aber allabendlich ein Stück auf Saturn zu. Vom 14. bis 22. Januar sind die beiden Planeten nie mehr als zwei Fingerbreit voneinander entfernt. Den kleinsten Abstand zu Saturn hat die Venus am 18. Januar, dann trennt sie nurmehr ein Fingerbreit (zwei Grad). Ein schöner Moment, die beiden so unterschiedlichen Planeten zu vergleichen.

Venus und Saturn im Vergleich

Am Abendhimmel ist die Venus viel heller und größer als Saturn. Aber nur aus unserer Sicht. In Wirklichkeit ist es andersherum: Die Venus, unsere innere Nachbarin im Sonnensystem, ist ein ähnlicher Planet wie die Erde. Sie hat etwa den gleichen Durchmesser und ist ein Gesteinsplanet.

Saturn dagegen ist ein Gigant: Der Durchmesser des Gasplaneten ist ungefähr zehnmal so groß wie der Venusdurchmesser. Allerdings ist Saturn viel weiter weg: Im Januar beträgt seine Entfernung zur Erde rund 1,5 Milliarden Kilometer. Die Venus ist dagegen "nur" 100 Millionen Kilometer weit weg, also fünfzehnmal näher. Und sie ist auch der Sonne viel näher als Saturn.

Das sind schon zwei Gründe, warum die Venus so hell ist: In größerer Sonnennähe erreicht sie mehr Sonnenlicht. Und auf der Erde kommt mehr Licht von der Venus an, weil sie näher ist als Saturn. Es gibt aber noch einen dritten Grund: Die Venus ist von einer dichten Wolkenschicht umhüllt, die Dreiviertel des eintreffenden Sonnenlichts reflektiert. Die Venus gleißt wie frisch gefallener Schnee. Saturn dagegen strahlt nicht einmal die Hälfte des Lichtes zurück, das ihn trifft.

Heller als alle Sterne zusammen

Außer dem Mond gibt es kein natürliches Objekt am Nachthimmel, das je so hell wie die Venus wird. Ihre Leuchtkraft ist fast so groß wie die aller Sterne zusammen. Allerdings ist die Venus am finsteren Nachthimmel nicht oft zu sehen. Denn sie ist der Sonne so nahe, dass sie kurz nach ihr unter- oder vor ihr aufgeht: in der Dämmerung. Doch jetzt im Januar hat die Venus gerade aus dem Blickwinkel der Erde den größten Abstand zur Sonne und steht 4,5 Handbreit links von dieser. Daher ist sie jetzt ausnahmsweise auch noch zu sehen, wenn der Himmel nachtschwarz geworden ist.

Anfang Januar versinkt die Venus etwa um 20.15 Uhr in den Dunstschichten im Südwesten, Ende Januar gegen 21.00 Uhr (Uhrzeiten gelten für München).

Auch im Februar ist die Venus weiterhin als heller Abendstern im Westen zu sehen, steht allerdings tiefer und geht immer früher unter. Im März können Sie beobachten, wie die Venus vom Abend- zum Morgenstern wird.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Bayern 2 am 02. Januar 2025 um 17:05 Uhr.