Fund aus Urzeiten Vorfahr des Pandabären lebte im Allgäu
Pandas sind heute in China zu Hause. Vor elfeinhalb Millionen Jahren war das noch anders. Da lebte der Ur-Panda unter anderem im Allgäu. Das haben Forschende aus Tübingen herausgefunden.
Pandas haben sich auch bei uns in Deutschland heimisch gefühlt. Ein Forschungsteam der Universität Tübingen hat in der Hammerschmiede im Allgäu Überreste des Ur-Pandas gefunden. Die Hammerschmiede in der Nähe von Kaufbeuren im Ost-Allgäu ist bekannt für ihre zahlreichen Fossilien, unter anderem für die Funde von zwei Arten von Menschenaffen. Mittlerweile wurden in der Ausgrabungsstätte Fossilien von 28 verschiedenen Raubtierarten entdeckt.
Der Panda kommt nicht aus Asien
Der aktuelle Fund ist nicht der erste. Bereits 2012 fanden Forschende Überreste des Ur-Pandas im Norden von Spanien. Doch die aktuelle Ausgrabung zeigt: Das europäische Verbreitungsgebiet war größer als ursprünglich angenommen. "Und was wir von chinesischen Funden wissen: in China gibt es die Vorläufer des heutigen Pandas seit etwa zwei Millionen Jahren. Das heißt also, der heutige Panda ist gar kein asiatisches Tier. Tatsächlich stammt er aus dem westlichen Eurasien, man kann sagen in Europa", erklärt Madelaine Böhme, Paläontologin an der Universität Tübingen.
Warum genau die Pandas von Europa nach China wanderten, darüber können die Forschenden bislang nur Vermutungen anstellen. Möglicherweise wurden sie durch die Konkurrenz der heimischen Braunbären verdrängt.
Vom Allesfresser zum Veganer
Was aber bewiesen werden konnte: Der Ur-Panda war wesentlich kleiner und ernährte sich komplett anders als die heutigen, uns bekannten Pandas. "Der heutige Panda ist ein Bambusfresser. Er ist ein reiner Vegetarier. Man kann auch sagen ein reiner Veganer", so Böhme.
Im Gegensatz dazu war der Ur-Panda in Bezug auf seine Ernährung ein Generalist. "Er hat eine sehr gemischte Ernährung. Wir finden Hinweise darauf, dass er sowohl tierisches, sowohl Fleisch und Knochen als eben auch pflanzliches Material zu sich genommen hat. Er ist kein extremer Fleischfresser wie der Eisbär, er ist kein extremer Pflanzenfresser wie der Panda, sondern er liegt dazwischen und hat Merkmale sowohl von unserem Braunbären in der Ernährung als auch vom amerikanischen Brillenbären", sagt die Paläontologin.
Zähne verraten, was die Pandas gefressen haben
Für diese Erkenntnisse analysierten Böhme und ihr Team die gefundenen Zähne des Ur-Pandas und verglichen sie mit Zähnen bekannter Bärenarten. Dabei verzichteten die Forschenden bei der Untersuchung auf chemische Substanzen, weil diese die Zähne hätten zerstören können. Aufschluss über die Ernährung gaben die Form der Zahnhöcker sowie durch Futter entstandene Abnutzungen und Muster.
Eiszeit könnte Grund für verändertes Fressverhalten sein
In Zukunft will Böhme der Frage nachgehen, warum genau die Pandas in den asiatischen Raum übersiedelten. Dabei möchte sie auch die ökologischen und klimatischen Veränderungen berücksichtigen. So kann sie möglicherweise erklären, warum sich die Pandas heute nur noch von hartem Bambus ernähren und auf tierische Nahrung verzichten. Eine Erklärung könnte laut Böhme der Beginn der Eiszeit gewesen sein. Durch sie veränderte sich die Vegetation und die Pandas mussten vermutlich auf robustere Nahrung wie Bambus zurückgreifen. Das bleibt aber vorerst nur eine Vermutung.