Erster Teil der "Euclid"-Karte Millionen Galaxien auf einem Bild
Seit mehr als einem Jahr sammelt "Euclid" Bilder unseres Universums. 14 Millionen Galaxien und mehrere zehn Millionen Sterne hat das Teleskop aufgenommen - und daraus die bisher wohl größte kosmische 3D-Karte erstellt.
Ein riesiges Mosaik aus 208 Gigapixeln zeigt Millionen von Sternen und Galaxien: Die europäische Raumfahrt Agentur ESA hat im Rahmen ihrer "Euclid"-Mission ein erstes Stück ihrer Karte des Universums veröffentlicht.
"Die Projektbeteiligten freuen sich, die Früchte von 15 Jahren Vorbereitung ernten zu können", sagte Frank Grupp, deutscher "Euclid"-Projektleiter von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München und dem Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching, laut Mitteilung.
14 Millionen Galaxien, mehrere zehn Millionen Sterne
Nach Angaben der ESA-Mission enthält dieser erste Teil der Karte bereits etwa 14 Millionen Galaxien. Diese könnten zur Untersuchung des verborgenen Einflusses von dunkler Materie und dunkler Energie auf das Universum verwendet werden, hieß es. Außerdem seien mehrere zehn Millionen Sterne in unserer eigenen Milchstraße zu sehen.
Das Mosaik enthält demnach 260 Beobachtungen, die zwischen dem 25. März und dem 8. April 2024 gemacht wurden. Das Teleskop beobachte die Formen, Entfernungen und Bewegungen von Milliarden von Galaxien in bis zu zehn Milliarden Lichtjahren Entfernung. Dadurch sei die nach eigenen Angaben größte kosmische 3D-Karte erstellt worden, die je angefertigt wurde. Zoomt man in die Karte hinein, ließen sich immer weitere Details erkennen.
Dieses Mosaik macht nach Angaben der ESA bisher einen Prozent der umfassenden Himmelsdurchmusterung aus, die "Euclid" über einen Zeitraum von sechs Jahren durchführen wird.
"Neue Wege zur Beschreibung des Universums"
"Dieses atemberaubende Bild ist der erste Teil einer Karte, die in sechs Jahren mehr als ein Drittel des Himmels abdecken wird", sagte Valeria Pettorino, "Euclid"-Projektwissenschaftlerin bei der ESA. "Zwar handelt es sich nur um einen Prozent der Karte, und doch ist sie voller verschiedener Quellen, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern helfen werden, neue Wege zur Beschreibung des Universums zu finden."
Die schwachen Wolken - die in hellem blau vor dem schwarzen Hintergrund zu sehen sind - sind laut der Mission eine Besonderheit. Dabei handele es sich um eine Mischung aus Gas und Staub, die auch als "galaktischer Cirrus" bezeichnet werde, weil sie Cirrus-Wolken, den Federwolken, ähnelten. Auf der Erde sind das Wolken, die aus feinen Eiskristallen bestehen.
Riesige Datenmengen
Seit dem Beginn der Mission im Februar 2023 sind eigenen Angaben zufolge zwölf Prozent der Untersuchungen abgeschlossen. Die Datenmenge sei enorm - und so groß wie noch nie bei einer astronomischen Weltraummission: Täglich würden etwa 100 Gigabyte an Bildern und Spektren zur Erde gesendet.
Um diese Masse an Daten zu verarbeiten, wurde ein europäisches Netzwerk von mehreren Datenzentren aufgebaut, darunter das Deutsche Wissenschaftsdatenzentrum (SDC-DE). Dieses umfasse 7.000 Prozessoren und verarbeite zehn Prozent der Daten. Im März kommenden Jahres sollen weitere Daten der Mission veröffentlicht werden.
Mehr als 2.000 Wissenschaftler aus 15 Ländern
Die "Euclid"-Mission ist im Juli 2023 gestartet und lieferte im November des gleichen Jahres erste Bilder. An der europäischen Mission, die von der ESA mit Unterstützung der NASA gebaut und betrieben wird, sind mehr als 2.000 Wissenschaftler aus 300 Instituten in 15 europäischen Ländern beteiligt.