Arbeitsmarktbilanz 2010 So viele Zeitarbeiter wie nie
Der deutsche Arbeitsmarkt hat sich während und nach der Rezession besser entwickelt als in vielen anderen Ländern. Doch die sinkende Arbeitslosenzahl täuscht darüber hinweg, dass viele der neuen Jobs im Krisenfall schnell wegfallen könnten. Denn die meisten entstanden in der Zeitarbeitsbranche.
Vom Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt profitiert in erster Linie die Zeitarbeitsbranche. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der abhängig Beschäftigten in Deutschland um 322.000 auf 30,9 Millionen. Von diesen neuen Jobs entfielen 182.000 und damit 57 Prozent auf Leiharbeiter. Mit einer Gesamtzahl von 742.000 Zeitarbeitern wurde damit ein neuer Rekordwert für den deutschen Arbeitsmarkt erreicht, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Der enorme Anstieg um 32,5 Prozent binnen eines Jahres hatte den Angaben zufolge auch damit zu tun, dass im im Zuge des Rezessionsjahres 2009 vor allem Jobs in der Zeitarbeitsbranche weggefallen waren und viele Unternehmen sich zunächst von Leiharbeitern getrennt hatten. Dennoch lag die Zahl im vergangenen Jahr auch noch erheblich über dem Vorkrisenniveau des Jahres 2008. Die Statistiker erklärten, dass die Unternehmen vor allem auf Zeitarbeit und befristete Verträge setzten, "um flexibel auf die konjunkturellen Veränderungen zu reagieren".
Nur wenige normale Arbeitsplätze entstehen
Im Gegensatz zum starken Aufschwung in der Zeitarbeitsbranche entstanden nur vergleichsweise wenig "normale Arbeitsplätze", nämlich 79.000. Denn am gesamten Zuwachs der Jobs hatten die sogenannten atypisch Beschäftigten einen Anteil von mehr als 75 Prozent. Neben den Zeitarbeitern umfasst diese Gruppe auch Arbeitnehmer mit befristeten Verträgen, Teilzeitjobs mit weniger als 20 Stunden pro Woche sowie geringfügig Beschäftigte wie Mini-Jobber. Die Zahl dieser atypisch Beschäftigten stieg im vergangenen Jahr um 243.000 auf 7,84 Millionen.
Einen auffälligen Unterschied registrierte das Statistische Bundesamt bei der Entwicklung der Arbeitsplätze von Frauen und Männern. Die Zahl der Männer mit einem normalen Beschäftigungsverhältnis sank demnach im vergangenen Jahr um 44.000, während es bei den atypischen Beschäftigungsverhältnissen einen Zuwachs um 144.000 gab. 128.000 von diesen zusätzlichen Stellen betrafen Zeitarbeit. Bei Frauen gab es bei den normalen Arbeitsverhältnissen nicht nur ein deutliches Plus von 122.000 im Vergleich mit dem vorangegangenen Jahr, sondern der Zuwachs übertraf sogar das Wachstum bei der atypischen Beschäftigung, das sich auf 72.000 summierte.