Baubranche Scholz sieht Stabilisierung beim Wohnungsbau
Bundeskanzler Scholz rechnet mit einem Ende der Talfahrt beim Wohnungsbau. Sinkende Kosten sowie ein robuster Arbeitsmarkt würden zu einer Entspannung führen. Die Stimmung in der Branche war zuletzt so schlecht wie nie.
Bundeskanzler Olaf Scholz sieht beim schleppenden Wohnungsbau in Deutschland Zeichen der Entspannung. "Vieles spricht dafür, dass sich der Wohnungsbau jetzt stabilisieren könnte", sagte er auf einem Festakt des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB).
"Die Inflation ist deutlich gesunken und mit ihr sinken auch die Bauzinsen", betonte Scholz. Der Arbeitsmarkt erweise sich als bemerkenswert robust, in Deutschland seien so viele Frauen und Männer beschäftigt wie noch nie. "Dank steigender Löhne wächst auch die Kaufkraft, und die Baupreise könnten nach Jahren der Steigerung in diesem Jahr endlich wieder sinken." Zudem seien viele Baumaterialien günstiger geworden.
Auch der ZDB sieht eine Entspannung bei den Baupreisen. Für das laufende Jahr rechnet der Verband mit einem Preisrückgang für Bauleistungen im Vergleich zu 2023 um rund zwei Prozent.
"Bauen unbürokratischer machen"
Scholz kritisierte zugleich die vielen Bauvorschriften. Diese sollten vereinfacht, vereinheitlicht oder teils ganz abgeschafft werden. Bundesbauministerin Klara Geywitz durchforste gerade gemeinsam mit ihren Länderkollegen die Vorschriften. Das gemeinsame Ziel sei es, die Kosten zu senken und Bauen unbürokratischer zu machen.
Der Kanzler sagte, er befürworte auch einen Durchbruch beim seriellen Bauen. Dabei gehe es nicht um Plattenbausiedlungen alter Machart. "Serielles Bauen heißt einfach, dass die Grundstruktur eines Hauses immer wieder gebaut werden kann, wenn sie einmal genehmigt worden ist - am besten sogar bundesweit", sagte Scholz.
Stimmung so schlecht wie nie
Die Stimmung im deutschen Wohnungsbau ist angesichts fehlender Aufträge und zunehmender Stornierungen so schlecht wie noch nie. Das Barometer für das Geschäftsklima fiel im Februar auf das Rekordtief von minus 61,9 Punkten, nach minus 60,7 im Januar, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner Unternehmensumfrage herausfand. Mehr als jede zweite Baufirma sei mit der aktuellen Geschäftslage unzufrieden.
Steigende Zinsen und hohe Baupreise infolge des Kriegs in der Ukraine hatten in den vergangenen Jahren zu einem Nachfrageeinbruch beim Wohnungsbau geführt.
Niedrigste Zahl von Baugenehmigungen seit 2012
Nach einem Einbruch der Baugenehmigungen 2023 auf den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren droht sich die ohnehin angespannte Lage noch zu verschärfen. "Die fehlenden Baugenehmigungen werden zu fehlenden Wohnungen in den kommenden Jahren führen und den Markt noch weiter aufheizen", hatte der ZDB erst Ende Februar gewarnt.
Nach jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes sanken die Genehmigungen der Baubehörden im vergangenen Jahr um 26,6 Prozent auf 260.100 Wohnungen. Niedriger war die Zahl zuletzt im Jahr 2012 mit damals 241.100 Einheiten.
Das deutet darauf hin, dass die Bundesregierung auch künftig ihr Ziel von 400.000 fertiggestellten Wohnungen pro Jahr verfehlen wird. Auch die Erwartungen für die kommenden Monate steckten im Keller fest. Dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) zufolge fehlen in Deutschland bereits in diesem Jahr mehr als 600.000 Wohnungen.