Geflochtene Bagle mit Sesamkörnern und roten Streifen liegen übereinander.

"Buy Canadian" Trump macht die Kanadier zu Lebensmittel-Patrioten

Stand: 26.04.2025 16:08 Uhr

Trumps Zölle haben die Kanadier auf die Barrikaden gebracht. Sie rebellieren nicht nur politisch, sondern auch beim Kauf von Lebensmitteln.

Bei Fairmount Bagel - der ältesten Bagel-Bäckerei von Montreal - bekommen Kunden 24 Stunden lang frisch gebackene Teigringe. Der Klassiker: Die Sesambagels, die die Familie von Rhonda Shlafman schon seit Generationen produziert.

Um ihren Kunden eine Freude zu machen, denkt sich Rhonda immer wieder etwas Neues aus. Als sie im Autoradio von den US-Zöllen gegen kanadische Produkte hörte, kam ihr eine Idee. "Ich dachte mir: Warum mache ich nicht einen rot-weißen Bagel, um Kanada zu symbolisieren?"

Direkt am nächsten Morgen hat Rhonda den ersten "Kanada-Bagel" hergestellt. Dafür hat sie neben dem normalen weißen Teig noch einen zweiten geknetet, den sie mit Lebensmittelfarbe knallrot bekommen hat. Aus beiden Teigsorten hat sie dann längere Streifen gerollt und in einer Spirale verbunden zu einem runden, rot-weißen Bagel.

Rhonda Shlafman steht in der Baglebäckerei.

Rhonda Shlafman und ihre "Kanada-Bagle". Die rot-weißen Teigkringel werden im ganzen Land nachgefragt.

Kanada-Bagels im ganzen Land beliebt

Bei den Kunden kam das super an, berichtet Rhonda: "Die Leute haben angerufen oder uns geschrieben, dass sie total glücklich sind, dass wir etwas herstellen, was Kanada repräsentiert."

Aus ganz Kanada kamen plötzlich Bestellungen - selbst aus weiter entfernten Provinzen wie Alberta oder British Columbia. Denn die Kanadier sind gerade verrückt nach allem, was ihren Nationalstolz stärkt.

Dieser neu entfachte Patriotismus hat mit Donald Trump zu tun. Seine Attacken gegen den ehemals engsten Verbündeten bestimmen nicht nur den kanadischen Wahlkampf, sondern auch den Alltag der Menschen - vor allem beim Kauf von Lebensmitteln.

Supermärkte kennzeichnen kanadische Lebensmittel

In Montreals Supermärkten achten immer mehr Kunden darauf, gezielt kanadische Produkte einzukaufen. Vor allem, um die angeschlagene heimische Wirtschaft zu unterstützen. Produkte aus den USA boykottieren sie.

Supermarkt-Mitarbeiter werden häufiger gefragt, wo die Produkte herkommen. Einige Ketten markieren kanadische Lebensmittel deshalb sogar extra mit rot-weißen Bändchen oder einem Ahornblatt auf dem Preisschild.

Chris (links) und Alex stehen im Supermarkt und zeigen die Supermarktware.

Die beiden Software-Entwickler Chris (links) und Alex wollen es Konsumenten einfacher machen zu durchschauen, wo ein Produkt im Supermarkt herkommt.

Kanadische Lebensmittel per Smartphone erkennen

Um es den Kanadiern noch einfacher zu machen, Lebensmittel "Made in Canada" zu erkennen, haben die beiden Jungunternehmer Chris und Alex die App "Buy Beaver" entwickelt. Wer die Anwendung herunterlädt, kann ganz zu Beginn angeben, welche Länder beim Einkaufen unterstützt und welche boykottiert werden sollen.

Im Anschluss können User den Barcode eines Produkts mit ihrer Smartphone-Kamera einscannen und bekommen von der App eine Punktzahl angezeigt. Je höher die Punktzahl ist, desto eher entspricht das Produkt den eigenen Kauf-Präferenzen. Das hängt zum Beispiel davon ab, wo das Unternehmen sitzt, das dieses Lebensmittel verkauft, oder in welchem Land es hergestellt wurde.

An einer Packung Barilla-Spaghetti führt Entwickler Chris die App vor: "In diesem Fall zeigt die App eine niedrige Punktzahl an. Ich habe zwar ausgewählt, dass ich Italien unterstützen will, aber die USA boykottieren möchte. Und das Produkt wurde in den USA hergestellt."

Eine Senfflasche wird in einem Supermarkt mit einem Smartphone gescannt.

Einmal gescannt, schon weiß man, wo es herkommt: Die App "Buy Beaver" ist weltweit verfügbar, auch in Deutschland.

App ist auf der ganzen Welt verfügbar

Die App ist kostenlos für jeden verfügbar, sogar in Deutschland kann man sie nutzen. Chris und Alex konnten sie mithilfe von Spendengeldern entwickeln. Viele Kanadier haben sich nämlich genau so eine Anwendung gewünscht und die beiden Entwickler unterstützt.

Das sei auch am überwältigenden Feedback erkennbar, erklärt Alex: "Wir haben Tausende positive Bewertungen in den App-Stores bekommen und kriegen täglich Hunderte Mails. Die Menschen sind einfach froh, dass junge Unternehmer versuchen, Kanadiern gerade zu helfen."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 26. April 2025 um 13:38 Uhr.