3,2 Prozent Teuerung US-Inflation sinkt überraschend stark
Die Teuerung in den USA hat im Oktober nachgelassen. Die Verbraucherpreise in der größten Volkswirtschaft der Welt stiegen nicht mehr ganz so schnell. Auch für die Notenbank Federal Reserve sind das gute Nachrichten.
Der Preisauftrieb in den USA hat im Oktober nachgelassen. Die Inflationsrate sank auf 3,2 Prozent - von 3,7 Prozent im September. Das teilte das Arbeitsministerium heute in Washington mit. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang auf 3,3 Prozent erwartet.
Die sogenannte Kerninflation, bei der die besonders volatilen Preise für Lebensmittel und Energie nicht berücksichtigt werden, ging nach 4,1 Prozent im Vormonat auf 4,0 Prozent zurück. Das war der niedrigste Wert seit September 2021. Im Monatsvergleich blieben die Verbraucherpreise im Oktober stabil.
Die Verbraucherpreise in den USA - und vielen anderen Ländern - waren im vergangenen Jahr angetrieben von den Nachwehen der Corona-Pandemie und dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine in die Höhe geschnellt. Die US-Inflationsrate erreichte im Juni 2022 ein 40-Jahres-Hoch von 9,1 Prozent. Sie ging danach schrittweise zurück und lag im vergangenen Juni bei noch 3,0 Prozent, stieg dann aber im Juli und August wieder zwei Monate in Folge an.
Vom Höchstwert inzwischen weit entfernt
Wie auch die Europäische Zentralbank strebt die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) eine Teuerung von 2,0 Prozent als Zielmarke an. Davon ist die Inflationsrate zwar noch entfernt; verglichen mit dem Niveau des vergangenen Jahres aber ist sie deutlich zurückgegangen.
Für die Fed sind die Verbraucherpreisdaten eine wichtige Orientierungsmarke beim Abstecken des geldpolitischen Kurses. Die Notenbank hielt die Zinsen zuletzt auf zwei Sitzungen in Folge in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent, nachdem sie zuvor eine rasante Erhöhungsserie hingelegt hatte: Seit März 2022 hoben die Zentralbanker die Leitzinsen elf Mal in Folge an.
Die neuen Inflationszahlen sind willkommene Nachrichten für die Fed. Zuletzt hat die Zentralbank den Leitzins bei zwei Sitzungen in Folge unverändert in einer Spanne zwischen 5,25 und 5,5 Prozent belassen. Das ist das höchste Zinsniveau seit 22 Jahren.
Volkswirte sehen Ende des Zinshochs kommen
"Die Oktober-Inflationsdaten zeigen, dass der Inflationstrend weiter nach unten zeigt, auch wenn es zuletzt etwas ins Stocken geriet", bewertet der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, die neuesten Daten aus den USA. Jetzt komme es vor allem darauf an, dass es im Dienstleistungsbereich zu Entspannung kommt.
Einer der wichtigsten Gründe für die Teuerung seien weiterhin die Mieten, so Gitzel: "Wenn der Mietpreisanstieg in den kommenden Monaten weiter nachlässt, sollte die Inflationsrate deutlich fallen. Die Fed hat ähnliche Erwartungen gemäß ihren Projektionen. Das Zinshoch dürfte deshalb erreicht sein. Der nächste Zinsschritt geht nach unten."
"Positive Überraschung"
Thomas Altmann von QC Partners sieht die fallende US-Inflationsrate als gutes Zeichen. "Das ist die positive Überraschung, die der Markt so ersehnt hat. Zum ersten Mal in diesem Jahr stagnieren die Preise im Monatsvergleich." Die Jahresrate sei zwar noch immer zu hoch. Aber die Richtung nach unten stimme wieder.
Die Diskussion über eine weitere Zinsanhebung dürfte sich erledigt haben, mutmaßt Altmann: "Ab jetzt wird sich die Diskussion um den Zeitpunkt der ersten Zinssenkung drehen. Den zu großen Optimisten sei hier aber gesagt, dass wir diese Diskussion wohl mindestens sechs Monate lang haben werden."