
Israelisches Start-up Aus der Negev-Wüste soll bald Tequila kommen
Tequila kennt man eigentlich aus Mexiko. Ein israelisches Start-up will den Schnaps nun aus Agaven herstellen, die in der Negev-Wüste wachsen - in unmittelbarer Nähe zum Gazastreifen.
Etwa eineinhalb Meter hohe blau-graue Agaven, soweit das Auge reicht - Avi Leitner geht durch das Agavenfeld und erinnert sich an den Moment, als er seinen mexikanischen Gästen diese Felder mitten in der Negev-Wüste zeigte, und ihnen klar machte: Er will hier israelischen Tequila produzieren.
"Die Leute aus Mexiko sagten zu mir: 'Ich habe das Gefühl, ich bin in Jalisco, hier sieht es aus wie zu Hause'", sagt Leitner. "Heutzutage inmitten einer globalen Weltwirtschaft kann man nicht mehr sagen, Orangen etwa kommen nur aus Florida. Inzwischen wird alles weltweit exportiert."
"Was für eine verrückte Idee"
Und wenn alles gut geht, sagt Avi Leitner, der Chef des Start-ups Blue Agave Israel Group, eben auch Tequila aus der Negev-Wüste. Vor etwa fünf Jahren stellte er Eran Braverman aus dem Kibbuz Alumin seine Idee vor. Der staunte. "Was für eine verrückte Idee", so Braverman. "Ich wusste nichts über Tequila und auch nicht über Blaue Agaven."
Inzwischen ist Eran Braverman der Chef-Farmer des Agavenfeldes. Und seine Meinung hat er geändert: "Die Pflanzen wachsen ziemlich gut. Ob das ganze dann auch wirtschaftlichen Erfolg hat, weiß ich nicht. Wir haben ja noch keinen Tequila abgefüllt. Aber es sieht ganz gut aus."
Guter Boden, genug Wasser, ständig Sonne
Avi Leitner hatte die Idee einer Tequila-Produktion in Israel vor einigen Jahren nach einem Besuch in der mexikanischen Tequila-Region Jalisco. Die israelische Negev-Wüste schien ihm dazu ideal.
"Diese Region hier in der Negev ist perfekt", sagt Leitner. "Und Israel ist der Weltmeister in Sachen Bewässerung von Pflanzen. Keiner versteht mehr vom Pflanzenanbau in der Wüste." Der Boden sei gut, es gebe Wasser, und permanent scheine die Sonne. "Israel könnte ein großer Player beim Anbau von Blauen Agaven werden."
Die sind die Grundlage für Tequila. 140.000 der blau-grauen Pflanzen wurden vor vier Jahren in den Boden gesetzt. Wenn alles gut geht, sollen schon im kommenden Jahr etwa eine Million Flaschen mit Tequila abgefüllt werden. Tequila wird der Agaven-Schnaps - aus rechtlichen Gründen - dann aber nicht heißen. "Negev-Spirit" schwebt Avi Leitner als Name vor.
Es wird anders schmecken
"Wenn wir den ersten Tequila probieren, wird er sicher nicht so schmecken wie in Mexiko", sagt Leitner. "Aber das ist auch die Idee. Wir wollen etwas Neues, etwas Einzigartiges auf den Spirituosen-Markt bringen. Etwas zutiefst Israelisches. Etwas aus dem Heiligen Land."
Auch Chef-Farmer Eran Braverman aus dem Kibbuz Alumin muss sich also noch ein Jahr gedulden mit dem israelischen Negev-Tequila. Und derweil trinkt er noch den, der aus Mexiko importiert wurde.