Wegen hoher Inflation Streik am größten britischen Containerhafen
Zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren wird in Felixstowe gestreikt - und dann gleich für acht Tage. Die Belegschaft des Hafens nordöstlich von London fordert wegen der steigenden Preise höhere Löhne - wie viele andere Branchen auch.
Nach Streiks bei der britischen Bahn haben fast 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Großbritanniens größtem Containerhafen Felixstowe die Arbeit niedergelegt. Ihr Streik soll acht Tage dauern - es ist der erste seit 1989.
Die Gewerkschaft Unite hatte zu dem Streik aufgerufen, nachdem eine Einigung mit dem Arbeitgeber, der Felixstowe Dock and Railway Company, gescheitert war. Das Angebot von Lohnerhöhungen um sieben Prozent ist der Gewerkschaft angesichts explodierender Verbraucherpreise nicht hoch genug.
Gewerkschaft: Hafen "extrem profitabel"
Die Inflation kletterte in Großbritannien im Juli auf über zehn Prozent. Unite kündigte an, der Streik werde "massive Schockwellen durch die britischen Lieferketten senden".
Der Hafen im Osten Englands sei "extrem profitabel", schrieb die Generalsekretärin von Unite, Sharon Graham, auf Twitter. Die Ausschüttungen betrugen laut Nachrichtenagentur AFP im Jahr 2020 knapp 100 Millionen Pfund - umgerechnet ungefähr 118 Millionen Euro.
Hafenbetreiber "enttäuscht"
Die Verantwortlichen des Hafens von Felixstowe zeigten sich "enttäuscht", dass Unite ihr Angebot nicht angenommen habe, den Streik abzusagen. Er habe aus seiner Sicht faire Lohnerhöhungen von durchschnittlich acht und fast zehn Prozent für die am schlechtesten bezahlten Beschäftigten angeboten, erklärte der Hafenbetreiber.
Der Hafen bedauerte die Auswirkungen, die der Streik auf die britischen Lieferketten haben werde. Streiks seien eine "Unannehmlichkeit und keine Katastrophe", entgegnete ein Hafenmitarbeiter im Gespräch mit der britischen Nachrichtenagentur PA. Die Lieferkette sei seit der Corona-Pandemie ohnehin "an Unterbrechungen gewöhnt".
Es war der erste Streik seit über 30 Jahren für den Hafen etwa 150 Kilometer nordöstlich von London. Dort werden jährlich rund vier Millionen Container von 2000 Schiffen abgewickelt - das entspricht fast der Hälfte der im Land eintreffenden Schiffsfracht.
Die Container in Felixstowe bleiben aller Voraussicht nach erst mal stehen.
Streiks unter anderem auch bei der Post geplant
Die Menschen in Großbritannien leiden unter stark gestiegenen Lebenshaltungskosten. Das Lohnniveau hält mit der Geschwindigkeit der Inflation, den Lebensmittelpreisen und steigenden Verbrauchsrechnungen nicht Schritt.
Als Reaktion darauf hatten die jüngsten Streiks in Großbritannien am Donnerstag begonnen. An drei aufeinanderfolgenden Tagen wurde insbesondere den Schienenverkehr lahmgelegt, darunter auch die Londoner U-Bahn. Der Ausstand in Felixstowe war nun der nächste in einer Reihe von Arbeitskämpfen, die sich auf zahlreiche Branchen erstrecken. Auch Angestellte der Post und im Telekommunikationswesen, Juristen und Mitarbeiter von Entsorgungsbetrieben haben für den August Arbeitsniederlegungen angekündigt.
Züge in Großbritannien standen auch im Juni schon still. Regionale Ausstände gab es zudem im August.