Jahrestagung in Washington Währungsstreit bestimmt Finanztreffen
Mit Appellen für mehr Zusammenarbeit in der Währungspolitik hat die Jahrestagung von IWF und Weltbank begonnen. Die Länder dürften ihre Währungen nicht zum eigenen Nutzen manipulieren, verlangte IWF-Chef Strauss-Kahn. Vor allem China wird vorgeworfen, den Kurs des Yuan künstlich niedrig zu halten.
Im Währungsstreit um Handelsvorteile bemühen sich der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank darum, die Wogen zu glätten. Zum Auftakt der Jahrestagung warnte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn vor einer Eskalation des Währungsstreits und vor einem Rückfall in nationale Alleingänge. Es sei keine Lösung, Währungen als Waffe einzusetzen. Dies könne allenfalls Schlimmeres anrichten. "Was wir brauchen, ist mehr Zusammenarbeit in der Währungspolitik und im internationalen Währungssystem."
Kritik an China, aber auch an den USA
Vor allem China steht mit seiner Währungspolitik seit Wochen in der Kritik. Der Regierung in Peking wird vorgeworfen, den Kurs des Yuan künstlich niedrig zu halten und sich damit Außenhandelsvorteile zu verschaffen. Dadurch würden chinesische Waren billiger, mit denen die Volksrepublik die Weltmärkte überschwemme, sagte US-Finanzminister Timothy Geithner und bekräftigte die Unzufriedenheit seiner Regierung.
Auch von Seiten der EU kam Kritik an Chinas Währungspolitik, aber auch an dem schwachen Kurs des Dollar. Die EU sei nicht glücklich mit dem gegenwärtigen Yuan-Wechselkurs, und auch der Dollar-Kurs spiegele nicht die fundamentalen Gegebenheiten wider, sagte der Eurogruppen-Vorsitzende Jean-Claude Juncker. Der Euro sei aktuell "zu stark".
Der chinesische Yuan zu schwach, der US-Dollar zu schwach, der Euro zu stark: der Währungsstreit bestimmt das Finanztreffen.
Auf eine Aufwertung des Yuan drängte auch der IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard. "Es gibt sicherlich ein Problem mit dem Fehlen von Bewegung oder der beinahe vollständigen Abwesenheit von Bewegung in China", sagte er.
China will keine "Schocktherapie"
Der Vertreter Chinas gab sich unbeeindruckt. Eine Kehrtwende in Chinas Währungspolitik wäre eine "Schocktherapie" mit schädlichen Folgen, sagte Zentralbankchef Zhou Xiaochuan. Die Volksrepublik wolle ihre Währung stattdessen lieber schrittweise auf ein "ausgeglichenes Niveau" sinken lassen.
Er erwarte auf der Jahrestagung keine Einigung, sagte der kanadische Finanzminister Jim Flaherty. Die USA, Europa und Japan hätten versucht, den Wechselkursdisput zum Spitzenthema der Beratungen in der US-Hauptstadt zu machen, um China zu einer schnelleren Aufwertung seiner Währung zu bewegen. Zwar gebe es einen "internationalen Willen", den Konflikt zu lösen. "Aber ich sehe keine einstimmige Einigung über das Währungsthema in Washington während des Wochenendes", sagte Flaherty.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist eine der mächtigsten Finanzorganisationen der Welt. Er wurde 1944 mit der Weltbank als Sonderorganisation der UNO in Bretton Woods gegründet. Sitz ist Washington. Jeden Herbst treffen sich die Finanzminister und Notenbankchefs der Mitgliedsländer zur Jahrestagung.
Wichtigste Aufgabe des Fonds ist es, die weltweiten Finanzsysteme zu überwachen, um bei vorübergehenden Zahlungsbilanzproblemen von Regierungen oder bei drohendem Staatsbankrott einzugreifen. Der IWF hat 187 Mitgliedsländer, deren Kapitaleinlagen (Quoten) sich nach der Stärke ihrer Volkswirtschaft und den Währungsreserven richten. Die Quote bestimmt auch das Mitspracherecht.