EU einigt sich auf Weinmarktreform Deutsche Winzer dürfen weiter zuckern
Nach langen Verhandlungen haben sich die EU-Agrarminister auf einen Kompromiss bei der Weinmarktreform geeinigt. Danach dürfen deutsche Winzer weiterhin den Alkoholgehalt ihrer Weine durch den Zusatz von Zucker erhöhen - aber nicht mehr so stark wie bisher.
Einigung nach Marathonverhandlungen: Nach langem Hin und Her haben sich die Landwirtschaftsminister der 27 EU-Staaten auf eine Reform des Weinmarktes geeinigt. In dem Kompromiss, den die portugiesische Ratspräsidentschaft vorgeschlagen hatte, wird der in Deutschland übliche Zuckerzusatz beim Gärprozess mit geringfügigen Einschränkungen erlaubt bleiben. Auch muss die in mitteleuropäischen Weinbauregionen seit Jahrhunderten übliche Methode nicht auf dem Etikett angegeben werden.
Viele Winzer in Mitteleuropa setzen dem Wein bei der Gärung Zucker zu, um den Alkoholgehalt zu erhöhen. In den meisten Weinbauregionen Deutschlands darf der Alkoholgehalt auf diese Weise um 3,5 Prozentpunkte erhöht werden, in kalten und regnerischen Jahren sogar um bis zu 4,5 Prozentpunkte. Nach dem nun vereinbarten Kompromiss soll diese sogenannte Anreicherungsspanne ab 2009 auf drei Prozentpunkte reduziert werden, der Aufschlag für schlechte Jahre wird auf 0,5 Prozentpunkte gesenkt. Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) sagte, er sei mit der Einigung sehr zufrieden. "Unser Hauptziel ist uneingeschränkt erreicht", sagte Seehofer.
Weitere Reformvorschläge gekippt
Zusammen mit dem von der EU-Kommission zunächst angestrebten Zuckerungsverbot kippten die Landwirtschaftsminister zahlreiche weitere Reformvorschläge. So soll die umstrittene Krisendestillation, die Umwandlung überschüssigen Weins in Industrie-Alkohol, noch vier Jahre nach Inkrafttreten der Reform erlaubt bleiben. EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel hatte ursprünglich eine sofortige Abschaffung dieser Praxis gefordert, für die jedes Jahr mehrere hundert Millionen EU-Fördermittel ausgegeben werden.