Nach Abgasskandal bei Volkswagen Aufsichtsrat wählt Pötsch zum Vorsitzenden
Volkswagen hat einen neuen Aufsichtsratvorsitzenden. Wie erwartet wählte das Gremium den bisherigen Finanzvorstand Pötsch an seine Spitze. Gemeinsam mit dem neuen Firmenchef Müller soll Pötsch den wegen der Manipulation von Abgaswerten ins Schlingern geratenen Konzern wieder stabilisieren.
Der Aufsichtsrat von Volkswagen hat den bisherigen Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch zum Oberaufseher des Wolfsburger Autokonzerns gewählt. Der 64-Jährige löst den amtierenden Aufsichtsratsvorsitzenden Berthold Huber ab. Der Ex-IG-Metall-Chef hatte diesen Posten vorübergehend übernommen, nachdem Firmenpatriarch Ferdinand Piëch im April im Machtkampf mit Konzernchef Martin Winterkorn zurückgetreten war.
Zum neuen Finanzvorstand bestellte der Aufsichtsrat Frank Witter. Der 56-Jährige war bislang Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Financial Services. Die VW-Tochtergesellschaft ist für die Koordination der weltweiten Finanzdienstleistungen des Konzerns zuständig.
Pötsch: VW wird gestärkt aus der Krise hervorgehen
Pötsch soll nun den wegen der Manipulation von Abgaswerten ins Schlingern geratenen Konzern zusammen mit dem neuen Vorstandschef Matthias Müller in der Spur halten.
"Es ist mir ein persönliches Anliegen, alles zu tun, damit die Vorgänge restlos aufgeklärt werden", sagte Pötsch. "Ich bin mir dieser Verantwortung bewusst. Ich will und ich werde meinen Beitrag leisten." Er sehe es als seine "Kernaufgabe" an, das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Trotz des Skandals demonstrierte Pötsch Zuversicht: VW werde "gestärkt aus der aktuellen Krise hervorgehen".
Auch Kritik an Pötsch
Kritiker wie die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger sehen in Pötsch allerdings den falschen Kandidaten zur Aufarbeitung des Abgas-Skandals. Es sei nicht nachgewiesen, dass er als langjähriger Finanzvorstand keine persönliche Verantwortung für Verfehlungen trage.
Europas größter Autokonzern hatte im September eingeräumt, mit einem Computerprogramm die Abgaswerte bei manchen Diesel-Modellen manipuliert zu haben. Weltweit sind rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen, davon rund 2,8 Millionen in Deutschland. VW drohen nun hohe Strafen und Rückrufkosten.
Erste deutsche Klage eingereicht
Unterdessen reichte eine erste Käuferin in Deutschland Klage gegen den Autohersteller ein. Sie habe ein umweltfreundliches Auto kaufen wollen, und die angeblich niedrigen Abgaswerte seien für sie "kaufentscheidend" gewesen, teilte ihr Rechtsanwalt mit. Die Kanzlei erhob vor dem Landgericht Braunschweig Klage auf Schadensersatz.
Nachbesserungen an dem Fahrzeug reichten "aus juristischer Sicht" nicht aus, erklärte ihr Anwalt. Die Weiternutzung "eines nicht schadstoffarmen Kraftfahrzeugs" sei für die Klägerin "unzumutbar". Deshalb habe man den Rücktritt vom Kaufvertrag erklärt und klage auf Rückabwicklung.