Rabatt-Aktionen im Einzelhandel Helfen Supermarkt-Apps wirklich beim Sparen?
Mit Coupons und Smartphone-Apps versuchen fast alle Supermarktketten, ihre Kunden stärker an sich zu binden. Doch lohnt sich die digitale Schnäppchenjagd überhaupt?
Lidl, Edeka, Rewe, Penny, Kaufland oder Netto: Fast alle bieten Coupons und Rabatte per App und liefern sich Woche für Woche eine wahre Schnäppchenschlacht. Mehr als 20 Millionen Mal wurden die Apps der Supermärkte und Discounter bereits heruntergeladen. Die Händler versuchen, ihre Kunden langfristig mit exklusiven Rabatten zu binden. Geht dieser Plan auf?
Fragliche Kundentreue
Nicht so ganz, sagt der Preisexperte Sven Reuter vom Preisvergleichsportal smhaggle, der in einer aktuellen Studie genau das untersucht hat. Danach bleiben nur 19 Prozent aller Konsumenten ihrem Händler treu, mehr als 80 Prozent entscheiden Woche für Woche neu und gehen nach dem besten Angebot. Sie haben nicht nur eine App auf dem Smartphone, sondern mindestens zwei oder drei.
Daran sehe man, dass die Apps als Kundenbindungsprogramme nicht wirklich gut funktionierten, sagt Reuter. "Wir haben festgestellt, dass die Nutzer gerade die Konsumenten sind, die besonders nach Angeboten schauen und auch beim Wettbewerber kaufen." Also genau kontraproduktiv in Sachen Kundenbindung.
Stichprobe im Wocheneinkauf
Lohnt sich für die Nutzer der Apps denn die Schnäppchenjagd? In einer Stichprobe des hr-Marktmagazins mex bei Edeka, Lidl und Rewe landete ein durchschnittlicher Wocheneinkauf mit Obst, Gemüse, Fleisch, Butter, Eiern, Milchprodukten, Waschmittel, Süßigkeiten und Getränken im Wert von etwa 50 Euro im Warenkorb. Schon die Auswahl passender Coupons mit zusätzlichen Rabatten ist dann gar nicht so einfach. Bei Lidl passen von 25 in der App verfügbaren Coupons genau fünf zum Warenkorb, bei Rewe werden von 20 ganze vier Coupons freigeschaltet, bei Edeka sind es drei von 22 möglichen.
Die höchste Sparquote weist Lidl auf, sie liegt bei 3,36 Prozent. Bei Rewe werden in der Stichprobe mit den Coupons rund 2,3 Prozent gespart, bei Edeka 1,3 Prozent. Eine größere Studie hat Sven Reuter durchgeführt. 100.000 Kassenzettel hat er analysiert, die Ersparnisse durch Coupons prozentual herausgerechnet und kommt auf ähnliche Ergebnisse: Bei Netto fallen die Ersparnisse mit durchschnittlich 1,3 Prozent am geringsten aus, bei Lidl liegen sie mit 3,1 Prozent am höchsten.
Vorteile für Kunden und Händler
Ein Prozent könne man garantiert bei jedem Einkauf sparen, sagt Reuter. Das sei schön für die Kunden, aber für die Händler sei vor allem wichtig, dass diese idealerweise auch Produkte kaufen, die gerade nicht im Angebot sind. Das sei das Ziel.
Und wo bleibt Aldi in diesem Spiel? Für den Discounter scheint die Kundenbindung per App kaum eine Rolle zu spielen. Bei Aldi setzt man auf die schlichte Präsentation der aktuellen Angebote, klassisch im Prospekt. Zusätzliches Sparpotenzial gibt es nicht. Aldi verweist auf Anfrage darauf, dass man als Preisführer ohnehin die günstigsten Angebote habe. Ob das stimmt, müssen die Kunden am Ende selbst durchrechnen.