Finanzierung auf Pump Was für Ratenkredite statt Dispo spricht
Wer öfter auf seinem Konto im Minus ist, sollte sich überlegen, lieber einen Ratenkredit zu nutzen. Solche Kredite sind meist flexibel einsetzbar und können auch schnell wieder zurückgezahlt werden.
Ein Raten- oder Konsumentenkredit ist für viele Verbraucherinnen und Verbraucher oft die bessere Wahl, als das Girokonto zu überziehen oder den Verfügungsrahmen der Kreditkarte über einen längeren Zeitraum auszunutzen.
Vor allem die Zinslast, die mit klassischen Ratenkrediten einher geht, spricht dafür, einen Geld-Engpass lieber so zu umschiffen. Denn gerade bei Kreditkarten kommen - je nach Anbieter - Zinsen von 15, 20 oder sogar noch mehr Prozent aufs Jahr gerechnet zusammen. Und auch Dispozinsen bewegen sich zumeist im zweistelligen Prozentbereich.
Niedrigere Zinsen und Aussicht auf Rückzahlung
Expertinnen wie Stephanie Pallasch von der Stiftung Warentest sehen gleich mehrere Vorteile beim Ratenkredit in einer solchen Situation: "Üblicherweise ist der Zinssatz noch günstiger als beim Dispo. Und beim Ratenkredit hat man eine feste monatliche Rate, mit der der Kredit auch getilgt wird."
Ratenkredite über 10.000 Euro mit einer Laufzeit von vier Jahren sind nach Angaben der Stiftung Warentest derzeit für rund fünf bis sechs Prozent Zinsen pro Jahr zu bekommen. Diese Zinsangaben sind allerdings oft mit Vorsicht zu genießen, meint Eckart Vierkant, Chef des Vergleichsportals Finanzcheck: "Die meisten Zinsen sind bonitätsabhängig. Dementsprechend ist es wichtig, dass man nicht nur sogenannte Schaufensterzinsen vergleicht, sondern tatsächlich konkrete persönliche Angebote bekommt auf Basis der persönlichen finanziellen Verhältnisse."
Wie gut ist die Bonität?
Um diese persönlichen Verhältnisse zu überprüfen, müssen Antragsteller eine Reihe von Angaben machen, etwa Gehaltsnachweise oder Bankauszüge vorlegen. Die Kreditwürdigkeit der künftigen Kunden überprüfen die Banken in der Regel aber zusätzlich durch eine Abfrage bei der Schufa, der wichtigsten Wirtschaftsauskunftei Deutschlands, so Stephanie Pallasch: "Das heißt, sie schauen nach, ob man schon ein guter Kunde ist bei den Banken, ob man vielleicht schon vorher Kredite hat oder parallel noch Kredite hat und ob man in der Vergangenheit seinen vertraglichen Verpflichtungen ordnungsgemäß nachgekommen ist."
Wem die Schufa eine hohe Bonität bescheinigt, der erhält nicht nur einen Kredit, er kann sogar oft niedrigere Zinsen dafür bekommen als Verbraucherinnen und Verbraucher, die über weniger Einkommen verfügen oder eine schlechtere "Schufa-Note" haben.
Schufa-Score einsehen
Wer schon vor einem Kreditantrag seine Bonität abfragen will, kann das per Antrag bei der Schufa selbst tun. Oder er beauftragt das Finanz-Startup Bonify mit der Beschaffung der Daten zur Kreditwürdigkeit. "Mit der Einwilligung des Nutzers rufen wir die Daten bei der Schufa ab. Er sieht dann also seinen Schufa-Score", erklärt Bonify-Chef Andreas Bermig. "Wir erklären, wie diese Bewertung zustandekommen kann und sagen, was zu tun ist, falls der Score nicht so sein sollte, wie erwartet."
Um seine eigene Bonitätsnote zu verbessern, schon bevor ein Kredit überhaupt beantragt wird, empfiehlt der Experte, sich an ein paar einfache Regeln zu halten. Zum Beispiel: "Die eigene Bonität überwachen, damit man weiß, wo man gerade steht, etwa falls man eine Rechnung vergessen hat." Auch das pünktliche Bezahlen von Rechnungen gehöre dazu, so Bermig. "Und nicht zuletzt sollte man sich finanziell nicht zu sehr verausgaben, so dass man den Forderungen nicht nachkommen kann."
Kreditantrag mit Unterlagen
Um einen Ratenkredit überhaupt beantragen zu können, muss man volljährig sein und seinen Wohnsitz in Deutschland haben. Einige Banken geben zudem ein Höchstalter an, bis zu dem sie Kredite vergeben, etwa 75 oder 80 Jahre. Wer nicht in einem Anstellungsverhältnis arbeitet, bekommt in der Regel schwerer Kredit: Eine Reihe von Banken vergeben grundsätzlich keine Verbraucherkredite an Selbständige.
Die Beantragung eines Ratenkredites erfolgt bei vielen Fällen online. Das ausgefüllte Antragsformular muss dann samt persönlicher Unterlagen per Post oder Internet an die kreditgebende Bank transferiert werden. Nach der Prüfung, bei der oft ein Kreditberater des Instituts eingeschaltet wird, erfolgt dann die Auszahlung innerhalb weniger Tage.
Auf versteckte Kosten achten
Bevor man aber seinen Kreditantrag abschickt, empfehlen Expertinnen wie Stephanie Pallasch einen gründlichen Blick in die Vertragskonditionen: "Hier sollte man schauen, dass es keine versteckten Kosten gibt". Dazu gehören zum Beispiel gesonderte Abschlussgebühren oder Kontoführungsgebühren, die nicht in den effektiven Jahreszins eingerechnet werden. "So etwas macht einen Kredit sehr schnell teuer", so Pallasch.
Ebenfalls als teuer und zumeist nicht zu empfehlen gelten den Experten zufolge sogenannte Restschuldversicherungen. Sie sollen die Kreditnehmer absichern, wenn die Raten nicht mehr beglichen werden können, etwa im Todesfall oder bei Arbeitslosigkeit. In der Praxis gestaltet sich die Auszahlung der Versicherung aber in vielen Fällen schwierig.
Kreditzinsen sinken langsam wieder
Die Anhebung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) in den vergangenen zwei Jahren hat auch für ein höheres Zinsniveau bei Verbraucherkrediten gesorgt. Die Kreditzinsen sind ebenfalls seit 2022 gestiegen: "Wir sehen aber, dass sich die Entwicklung jetzt dreht. Die EZB hat ja auch in ihren jüngsten Leitzinsentscheidungen perspektivisch immer die Kreditzinssenkung angestrebt", so Finanzcheck-Chef Eckart Vierkant. "Die einzelnen Banken reagieren sehr unterschiedlich darauf. Manche Banken bieten schneller niedrigere Kreditzinsen an als andere."
Für Kreditsuchende lohnt es sich derzeit noch mehr, gründlich zu vergleichen, um für einen Ratenkredit möglichst attraktive Konditionen zu erhalten. Die finanzielle Belastung für die kommenden Jahre der Kreditlaufzeit kann dadurch deutlich sinken.