
Eierproduktion in Deutschland An Ostern sind die Hennen im Stress
Ostern bedeutet Stress auf den Hühnerhöfen in Deutschland. Der Bundes-Verband Ei rechnet mit steigenden Eierpreisen. Die Betreiber werden kreativ, um dem hohen Eierkonsum gerecht zu werden.
"Eins, zwei, drei", zählt Wilhelm Püllen laut vor und hält die braunen Eier in der Hand, die er gerade aus dem Stall gefischt hat. Der Bauer steht in seinem grünen Overall mitten zwischen seinen 40.000 Hennen in Nörvenich, nicht weit weg von Aachen. Täglich kontrolliert er den modernen Stall.
"Wir haben 40.000 Tiere in den vier Ställen. Da kommen im Durchschnitt 30.000 Eier pro Tag raus. In den Ställen werden täglich die Eier gesammelt", sagt Püllen. Die Hühner leben in Boden- und Freilandhaltung auf dem Familienbetrieb, den er mit seiner Frau in der fünften Generation führt.
Braune Hennen, braune Eier
Im Stall gibt es mehrere Etagen mit Sitzstangen, Tränk- und Futtereinrichtungen, die Tiere können auch in den Außenbereich. 20 Mitarbeiter kümmern sich um das Wohl der Hühner und eine effiziente Ei-Logistik. Sicherheitsschleusen, Desinfektionsmittel und nach Alter der Hennen getrennte Bereiche sollen die Tiere schützen.
"Unsere Legehennen der Rasse Lohmann brown sind alle braun, das bedeutet, dass sie nur braune Eier legen. Sie sind etwas größer als ihre weiß befiederten Schwestern. Das macht sie etwas robuster", sagt Püllen. Sie haben viel Geld investiert in Überwachungstechnik, Förderbänder und eine automatische Filteranlage für das Wasser. "Die schmutzigen oder kaputten Eier werden noch von Hand aussortiert, danach übernehmen bei uns die Maschinen."
Automatisierter Betrieb
Saugnäpfe befördern die Eier behutsam zu einer großen Waage, hier sortiert die Maschine die Eier von Größe S bis Größe XL. Während die Eier in die Kartons verpackt werden, kontrolliert Marie-Christin Püllen den Computer. "Es herrscht Hochbetrieb bei uns, es ist die absolute Arbeitsspitze bei uns im Hofladen. Das bedeutet schon maximalen Stress. Auch wenn es schön ist, den Kunden frische Eier an Ostern zu verkaufen", sagt sie.
Die Eier verkauft Familie Püllen über den Einzelhandel und direkt im Hofladen im denkmalgeschützten Bauernhof. Bundesweit müssen Eier nach Deutschland importiert werden. Denn der Ei-Bedarf ist hier größer als die heimische Produktion. "Das ist schon sehr lange Zeit so, dass wir mehr Eier verbrauchen, als wir produzieren. In Deutschland haben wir im Moment eine Eigenversorgung von rund 73 Prozent", sagt der Landwirt.

Wie ein rohes Ei: Behutsam werden die Eier mit Saugnäpfen automatisch nach Größen sortiert. Es gibt sie in S, M, L und XL.
Billige Eier sind knapp
Die Eier seien aber generell nicht knapp im Moment, es würden bei uns nur die ganz billigen fehlen. In Deutschland werden die Tiere in verschiedenen Formen gehalten: ein Prozent im Kleingruppenkäfig, 15 Prozent in ökologischer Haltung, 29 Prozent in Freilandhaltung und 55 Prozent in Bodenhaltung. Momentan könne der Ei-Bedarf noch gedeckt werden, so der Vorsitzende des Bundesverbandes Ei, Hans-Peter Goldnick.
"2024 wurden pro Person zwölf Eier mehr gegessen als im Jahr zuvor", sagt Goldnick. "In Deutschland wird das ein Osterfest wie jedes andere auch. Man muss also keine Radieschen statt Eier im Garten verstecken." 48 Millionen Eier kommen jeden Tag aus deutschen Ställen auf den Markt. Zusätzlich würden zwölf bis 15 Millionen Eier aus den Niederlanden importiert, erklärt Goldnick.

"Keine Radieschen statt Eier": Auch in diesem Jahr wird es in Deutschland an Ostern genug Eier für alle geben.
Deutschland ist Ei-Importland
In der Eierbranche sei Deutschland ein Import- und kein Exportland. Dem Hilferuf der USA könne Deutschland also nicht folgen: "In den USA fehlen auch durch die Vogelgrippe jeden Tag 50 bis 60 Millionen Eier. Das sind Größenordnungen, da kann Deutschland nichts tun."
Die Weltpolitik beschäftigt auch Bauer Püllen. Er hofft, dass die neue Bundesregierung endlich Bürokratie abbaut, damit mehr Zeit für seine Hühner und die Felder bleibt. "Wir dokumentieren uns halt zu Tode, das fängt im Feld an mit der Düngung und dem Pflanzenschutz. Bei der Tierhaltung, den Impfungen, der Größe des Stalls", sagt Püllen. Häufig würden sie doppelt oder dreifach Notizen anfertigen für verschiedene Ämter und Behörden. Dabei möchte er sich mehr um die Tiere kümmern und seinen Hof noch moderner gestalten.
"Ich möchte einen Roboter einsetzen. Mit Künstlicher Intelligenz erkennt der, wenn eine Henne ein Ei im Stall und nicht am Brutplatz legen will", sagt Püllen. Der Roboter stupse die Henne dann an und lenke sie so zurück an den Brutplatz. Jetzt aber gilt die ganze Aufmerksamkeit dem Osterfest. Das kleine Familienunternehmen bemüht sich, dass genug Eier für alle zu Ostern da sind.