Teure Reparatur Marder verursachen hohe Schäden bei Elektroautos
Marder fühlen sich unter Motorhauben wohl. Dort knabbern sie Dämmmatten, Schläuche und Kabel an - immer häufiger auch in Elektroautos. Die Reparaturkosten sind zum Teil zehnmal höher als bei Verbrennern.
Er hat lange spitze Zähne, ist nachtaktiv und sorgt für viel Ärger bei Autobesitzern: Marder. Jährlich gibt es laut Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) rund 200.000 Schäden durch Marderverbiss in Autos. Dabei entstehe ein Schaden von circa 90 Millionen Euro - Tendenz steigend.
Teurer Ersatz
Denn bei Elektroautos kann der Schaden besonders hoch ausfallen, erklärt Markus Schulligen, Kfz-Meister aus Losheim am See. In seiner Werkstatt geben wöchentlich ein bis zwei Autohalter ihr Fahrzeug ab, weil sich ein Marder im Motorraum ausgetobt hat.
Bei Elektrofahrzeugen sei häufig der "aufwändig isolierte Hauptkabelstrang" angefressen. Das Problem dabei: Hochvolttechnik dürfe nicht repariert werden, erklärt Schulligen. "Der komplette Kabelstrang, Ladesteckdose zur E-Maschine, Gleichrichter bis zur Batterie, die im Unterboden ist, müssen ausgetauscht werden." Auch dann, wenn der Kabelstrang nur an einer kleinen Stelle durchgeknabbert ist.
Die Unterseite eines Elektroauto-Motorraums. Hat der Marder in den Hauptkabelstrang gebissen, kann es teuer werden.
Ersatz ist teuer. Für den Kabelstrang sind laut Schulligen rund 2.500 Euro fällig. Der Einbau kostet etwa 1.000 Euro, weil "diverse Diagnose- und Prüfschritte" eingehalten werden müssen. Damit sind die Gesamtkosten des Marderschadens in etwa zehnmal so hoch wie der durchschnittliche Schaden bei Marderverbiss in Verbrennern.
Mittelfristig könnten Versicherungsbeiträge steigen
Wer voll- oder teilkaskoversichert ist, hat Glück: Der Schaden wird in den meisten Fällen von der Versicherung übernommen. Mittelfristig rechnet Niklas Burmester, Geschäftsführer des saarländischen Kfz-Verbands und der Kfz-Innung, aber damit, dass es für Versicherte teurer wird.
Momentan machten sich die Schäden an E-Autos in der Gesamtmasse noch nicht wirklich bemerkbar. Das werde sich aber ändern, wenn der Markt stärker mit E-Autos durchdrungen sei: "Dann wird natürlich die Schadensumme für die Autoversicherer steigen, und in der Folge steigen dann sehr sicher auch die Versichertenprämien."
Das liegt laut Burmester aber weder im Interesse der Versicherten, noch der Versicherer. Deswegen geht er davon aus, dass es langfristig technische Lösungen geben wird, beispielsweise noch stabilere Kabel. "Ich bin da wirklich zuversichtlich, wenn das wirklich ein herausragendes Problem wird." Die Versicherungsbranche werde Druck auf die Hersteller ausüben, dass eine Lösung gefunden wird.
Wie man sich schützen kann
Das ist aber Zukunftsmusik. Wer sich jetzt gegen Marderbiss schützen will, kann auf eine große Palette an Abwehrprodukten zurückgreifen. Am günstigsten sind sogenannte Mardersprays (zwischen 15 und 20 Euro). Verteilt im Motorraum, entfaltet sich ein für Marder unangenehmer Geruch. Das hält die gefräßigen Vierbeiner laut Kfz-Meister Schulligen aber "nur zuverlässig ab, wenn man das Spray regelmäßig anwendet".
Für unter 100 Euro gibt es kleine Ultraschallgeräte, die im Motorraum platziert werden. Sie senden für Marder unangenehme Schallfrequenzen aus. Menschen nehmen diese Töne kaum bis gar nicht wahr. Damit sich der Marder nicht daran gewöhnt, verändern sich die Frequenzen. Die Geräte werden entweder an die Starterbatterie angeklemmt oder mit eigenen Knopfbatterien betrieben.
Revierkämpfe im Motorraum
Wer wirklich sicher sein will, dass kein Marder eindringt, dem empfiehlt Kfz-Meister Schulligen eine Kombination aus Ultraschallgerät und kleinen Elektro-Kontaktplatten. Die werden entlang eines Kabels im Motorraum verteilt und geben bei Berührung kleine Stromschocks ab. Sie sind nicht gefährlich für den Marder, aber doch so unangenehm, dass er das Weite sucht. Dieses Kombinationssystem kostet rund 400 Euro.
Achtung: Wenn schon mal ein Marder im Motorraum war, dann hat er sicher Duftmarken hinterlassen. Die können wiederum andere Marder anziehen. So kommt es häufig zu Revierkämpfen im Motorraum. Die Duftmarken müssen also in jedem Fall entfernt werden. Geeignete Sprays sind für zehn bis 15 Euro erhältlich. Erst nach dieser Anwendung sollte laut Schulligen ein Abwehrsystem installiert werden.