Leere Regale keine Seltenheit Sonderangebote sind gefragt wie nie
Die Inflation macht das Leben teuer. Die Reaktion der Konsumenten ist verständlich: Bei Angeboten wird zugegriffen. Doch Schnäppchenjäger stehen immer häufiger vor leeren Regalen.
Franziska Tritschler aus Hanau ist für ihren Wocheneinkauf bestens vorbereitet. Jeden Sonntag vergleicht sie Preise und sucht die für sich besten Angebote aus den Werbeblättchen heraus. Und damit ist sie in guter Gesellschaft: Die Nachfrage nach Sonderangeboten steigt inflationsbedingt in allen Altersgruppen. Mehr als 80 Prozent aller Prospektleser sind bereit, für ein Sonderangebot ihr Stammgeschäft zu wechseln. So haben nach einer Studie von IFH Analytics und Media Central in den vergangenen zwölf Monaten nahezu alle Befragten (91 Prozent) mehr auf Preise geachtet, bewusster eingekauft (90 Prozent) und Angebote geprüft (87 Prozent).
In den Supermärkten bleibt das nicht folgenlos. Denn bei richtig guten Angeboten darf es im eigenen Einkaufswagen gerne etwas mehr sein. Rund ein Viertel der Schnäppchenjäger kauft Angebote in großen Mengen. Die logische Konsequenz: Nicht selten ist die Aktionsware schon nach wenigen Tagen ausverkauft: Waschpulver, Nudeln, Linsensuppe, Brotaufstrich - wer zu spät kommt, der schaut ins Leere. So auch Franziska Tritschler, die für viele Angebote auf ihrem Einkaufszettel zu spät gekommen ist.
Großes Einsparpotenzial
Dass die Angebote beliebter als je zuvor sind, liege auch daran, dass die Ersparnis viel größer als vor der Preissteigerung sei, erläutert Sven Reuter, Entwickler der Preisvergleichsapp smhaggle. Seit sieben Jahren analysiert und vergleicht er Aktionen sämtlicher Supermärkte und Discounter. Dabei hat er herausgefunden, dass die Angebotspreise vieler Produkte auf dem Niveau vor 2022 geblieben sind und von daher die prozentuale Ersparnis viel größer geworden ist.
So kostet zum Beispiel Frischkäse mittlerweile ab 1,85 Euro. Der Angebotspreis liegt allerdings immer noch bei 88 oder 99 Cent - genau wie vor dem Ukraine-Krieg. Daher ist die Empfehlung des Experten, einen Vorrat anzulegen, der bis zur nächsten Aktion reiche. Und viele tun genau das.
Supermärkte und Discounter bestätigen eine erhöhte Nachfrage nach Angeboten: "Tatsächlich verzeichnen Rewe und Penny inflationsbedingt (...) eine deutlich höhere Nachfrage nach (…) Sonderangeboten", heißt es vom Unternehmen. Zu möglicherweise leeren Regalen will die Rewe-Gruppe sich nicht äußern, Konkurrent Aldi gibt aber an: "Aktionsartikel und Angebote stehen grundsätzlich nur in begrenzter Anzahl zur Verfügung und können schon nach kurzer Zeit vergriffen sein." Die Aussage dürfte für die gesamte Branche gelten.
Gedruckter Prospekt bleibt Quelle Nummer eins
Beworben werden die Angebote auf vielen Kanälen. Doch trotz Zunahme der digitalen Angebotskanäle - der gedruckte Prospekt bleibt für die Suche nach Sonderangeboten die Lieblingsquelle: Zwei Drittel nutzen überwiegend die Handzettel der Supermärkte und Discounter. Umso erstaunlicher, dass Rewe noch im Juli dieses Jahres gänzlich auf den Prospekt verzichten möchte. Das Unternehmen begründet diesen Schritt mit Nachhaltigkeit und Einsparungen im Sinne des Klimas.
Andreas Riekötter von IFH Media Analytics vermutet aber noch einen anderen Grund hinter dieser Entscheidung: Die Papierknappheit in Deutschland habe sich verschärft, und die Erzeugerpreise und auch die Papierpreise steigen rasant. Kosten, die durch die Werbung erstmal wieder reingeholt werden müssen. Bei Angeboten, die oft mehr Ersparnis als früher bieten, bleibt der Wettbewerb im Lebensmitteleinzelhandel extrem hart.