Trotz steigender Preise Wie günstiges Einkaufen funktioniert
Ob im Supermarkt oder beim Discounter - wer aktuell einkaufen geht, merkt: Die Lebensmittelpreise sind deutlich gestiegen. Doch mit einigen Tipps und Kniffen lässt sich Geld sparen.
Nach der Arbeit noch schnell in den Discounter: So macht es Annika Klink aus Neu-Isenburg oft. 18 Artikel, unter anderem Frischkäse, Bio-Eier, Kaffee, Wasser und Haferdrink, landen heute in ihrem Einkaufswagen. Auf diese Weise kostet der durchschnittliche Einkauf schnell fast 60 Euro. Das geht günstiger, findet Sven Reuter aus Idstein in Hessen. Er hat die App "Smhaggle" erfunden, die dabei helfen soll, die günstigsten Angebote der Supermärkte und Discounter zu finden. Bis zu 30 Prozent Ersparnis seien so möglich, sagt der Entwickler. Annika Klink möchte anhand ihres Einkaufs testen, ob die App hält, was sie verspricht.
Rund 100.000 Menschen nutzen inzwischen die App, die man seit dem vergangenen Oktober downloaden kann. Mit ihr soll das Wühlen in Sonderangebots-Prospekten der Vergangenheit angehören. Stattdessen zeigt die App bei den eigenen Lieblingsprodukten an, welche Supermarkt- oder Discounterkette den Kaffee oder das Waschmittel gerade zum besten Preis anbietet.
Die Preis-Daten kommen dabei von denen, die die App nutzen. "Die Konsumenten senden uns über die App ihre Kassenbons zu. Wir lesen diese aus und zeigen, welche Produkte es wo zu welchem Preis gibt." Bis zu 6000 Kassenzettel aus ganz Deutschland werden aktuell pro Tag hochgeladen. Die Applikation funktioniert ähnlich wie ein Vergleichsportal auf der Suche nach dem günstigsten Flug.
Angebote können sich lohnen
Auf Angebote achtet Annika Klink in ihrem Alltag nur bedingt und eher zufällig. Dabei kann gerade das Heraussuchen von Rabatten im Zuge der aktuellen Preissteigerungen Sinn ergeben, weiß Handelsexperte Martin Fassnacht. Der Handel werde sehr bestimmte markenstarke Waren genau jetzt in Aktionen reduzieren, um Menschen in die Geschäfte zu locken und darauf hoffen, "dass Verbraucher auch andere Produkte von Marken kaufen, die nicht preisreduziert sind". Wichtig ist es, sich vor dem Einkauf eine Liste zu schreiben mit den Dingen, die man wirklich braucht, um unnötige Käufe zu verhindern.
Dass sich die Suche nach gezielten Angeboten wirklich lohnt, sieht Annika Klink an ihrem Lieblingskaffee. Während der bei ihrem Stammdiscounter Penny 14,99 Euro kostet, bietet der Discounter Lidl wenige Hundert Meter weiter das gleiche Produkt für 8,88 Euro an. Bei 40 Prozent Ersparnis landen dann gerne auch zwei Pakete Kaffee im Einkaufswagen.
Eigenmarken als günstige Alternative
Eine weitere Einsparmöglichkeit: Eigenmarken kaufen, denn die kosten häufig deutlich weniger. Und das nicht selten, obwohl der Hersteller und die Inhaltsstoffe identisch sind. Wer Original-Doppelkekse einer bekannten Marke kauft, zahlt aktuell 1,69 Euro. Die Alternativen der Hausmarken gibt es bereits für 99 Cent. Unterschied? Geschmacksache.
Der Preis der Eigenmarkenprodukte ist meist bei allen Supermärkten und Discountern derselbe. Und das nicht ohne Grund: Man wolle damit Verbrauchenden auch als Supermarkt signalisieren, dass der Weg zum Discounter nicht nötig sei, denn man habe Preiseinstiegsmarken, die sehr ähnlich vom Preisniveau seien wie beim Discounter, erklärt Handelsexperte Fassnacht. So wolle man das Preis-Image polieren.
Ersparnis dank App
Sich durch Angebotsprospekte zu wühlen, ist Annika Klink zu mühsam. Die von Sven Reuter entwickelte App verspricht, die Angebote der Supermärkte und Discounter gebündelt anzuzeigen. Insgesamt hatte Annika Klink 18 verschiedene Produkte bei einem Discounter gekauft. Die App schickt sie dafür in vier verschiedene Einkaufsstätten, wo sie jeweils einige Produkte erneut kauft - zum Angebotspreis. Einige Angebote sind allerdings bereits ausverkauft, sodass sie auf ähnliche Produkte ausweichen muss. Am Ende kosten die 18 mehr oder weniger gleichen Produkte statt 57,03 Euro nur 44,63 Euro. Die Einkäuferin ist überrascht. Allerdings: "Der Zeitaufwand, den ich jetzt extra hatte, indem ich mich nach der App gerichtet habe, war relativ groß."
App-Entwickler Reuter ist überzeugt von seiner Anwendung. Sein Ziel ist es, dass mindestens jeder Fünfte sie künftig nutzt. "Viele Hersteller oder auch zunehmend Händler kommen auf uns zu und sagen, sie möchten, dass die Konsumenten zu ihnen kommen", so Reuter.
Vergleich der Preise
In der App werden Sonderangebote für verschiedene Händler und Produkte, sogenannte "Cashbacks", angezeigt. Wer das angezeigte Produkt tatsächlich kauft und anschließend den Kassenbon einreicht, bekommt einen Teil des Preises erstattet. Handel und Hersteller hoffen so auf mehr Kundschaft. App-Entwickler Reuter verdient so sein Geld, denn die Händler und Hersteller beteiligen ihn anteilig am Umsatz des jeweiligen Produkts.
Test-Nutzerin Annika Klink wird die App in Zukunft nicht für jeden Einkauf nutzen. Der zeitliche Aufwand neben dem stressigen Arbeitsalltag sei ihr zu hoch. Allerdings wolle sie künftig gerade bei hochpreisigen Artikeln verstärkt Preise vergleichen, "wo man den Unterschied wirklich extrem sieht". Dann könne sie abhängig vom Angebot immer noch entscheiden, wo sie einkaufen geht.