Neue Regeln bei Meta-Diensten Wer nicht zahlen will, soll Daten liefern
Nutzer von Facebook und Instagram müssen sich entscheiden: Entweder schließen sie ein Abo ab, oder sie können die Plattformen nur mit personalisierter Werbung nutzen. Worauf spekuliert Mutterkonzern Meta?
Wenn man in diesen Tagen Instagram- oder Facebook-User, fragt, ob ihnen ein Hinweis-Pop-up aufgefallen ist, bekommt man stets die gleiche Antwort: "Habe ich weggeklickt", "Habe ich schnell akzeptiert" oder "Ich habe auf 'Ja' gedrückt". Immer mehr Nutzerinnen und Nutzer sehen seit einigen Tagen den Hinweis zur "Auswahl zum Thema Werbung".
Wer dann den Hinweisen folgt, kann entweder Instagram oder Facebook weiterhin mit Werbung verwenden oder soll ein Abo abschließen, das zwischen 9,99 und 12,99 Euro im Monat kostet. Die Preise variieren, je nachdem ob das Abo am Desktop oder am Handy abgeschlossen wird, weil Meta den 30-prozentigen Aufschlag der jeweiligen App Stores von Google beziehungsweise Apple mit einpreist.
In den ersten vier Monaten decken die Abokosten alle verknüpften Accounts eines Nutzers ab. Ab dem 1. März 2024 werden für jedes Zusatzkonto dann sechs beziehungsweise acht Euro fällig. Die Regelung gilt in der EU und in vier weiteren Ländern.
Zögerliche Reaktion auf EuGH-Urteil
Vom US-Konzern heißt es, damit reagiere man unter anderem auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Danach verstößt Meta mit seinen Plattformen Instagram und Facebook bereits seit fünf Jahren gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Diese schreibt vor, dass Nutzerinnen und Nutzer aktiv einwilligen müssen, bevor personenbezogenen Daten gesammelt und verarbeitet werden müssen. Schließlich würden die Nutzerinnen und Nutzer minutiös auf den Plattformen getrackt und viele persönliche Daten wie private Interessen, das Geschlecht oder Nutzungszeiten erhoben. Wer widerspricht, dem müsse, so heißt es, "eine gleichwertige Alternative angeboten" werden, "die nicht mit solchen Datenverarbeitungsvorgängen einhergeht".
Meta kümmerte sich bislang nicht darum und argumentierte, man hätte diese Einwilligung bereits mit der Zustimmung der allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) erhalten. Doch im Januar verhängte deshalb die irische Datenschutzbehörde ein Bußgeld von 390 Millionen Euro. Im Oktober schaltete sich dann noch der europäische Datenschutzausschuss ein und setzte eine Frist. Würde Meta sich weiter nicht daran halten und versäumen, die eindeutige Zustimmung der Nutzerinnen und Nutzer einzuholen, könnten wieder hohe Bußgelder drohen.
Abonnement ist vielen Usern zu teuer
Entweder willigen die Nutzerinnen und Nutzer also in das Tracking ein oder bezahlen ein monatliches "Werbefrei"-Abonnement. Doch die 9,99 Euro und mehr finden viele User offensichtlich zu teuer: Solche Kosten seien "zu hoch gegenüber anderen Apps", die Werbung sei doch "ganz nützlich" oder man habe "die Dienste bislang auch schon mit Werbung kostenfrei genutzt", so lauten die Antworten bei einer kleinen Umfrage von tagesschau.de in der Hamburger Innenstadt.
Ist es gewollt, dass sich User für die unentgeltliche Variante entscheiden? Aus Marketingsicht sei der Pop-up so gestaltet, dass die Werbe-Option leichter zu erkennen sei, sagt Roland Eisenbrand, Social-Media-Experte und Chefredakteur des Fachdienstes OMR. So sei der Button zum Beispiel intensiv blau gefärbt, während die Abo-Funktion nur weiß hinterlegt sei. Dies habe zur Folge, dass Nutzerinnen und Nutzer leichter auf die Werbe-Option klickten. "Es wirkt zumindest so, als würde man die Nutzerinnen gerne dazu bringen, die kostenfreie Variante mit der personalisierten Werbung zu akzeptieren", mutmaßt Eisenbrand.
Nur eine formale Alternative?
Unklar ist, wie sich der Abo-Preis zusammensetzt. Im Geschäftsbericht weist Meta zumindest für Facebook einen Werbeumsatz pro Nutzer im Monat von umgerechnet etwa 5,50 Euro aus. Meta antwortet auf Nachfrage von tagesschau.de dazu nur mit einer allgemeinen Erklärung. Darin heißt es: "Wir werden uns weiterhin für ein werbefinanziertes Internet einsetzen", und weiter: "Wir respektieren den Sinn und Zweck dieser sich entwickelnden europäischen Vorschriften und verpflichten uns, sie einzuhalten."
Es scheint zumindest so, als befürchteten Facebook und Instagram, dass viele Nutzer das Tracking verweigern, wenn sie mit einem Banner in aller Deutlichkeit vor die Wahl gestellt werden. Das Werbefrei-Abo gibt Meta nun die Option, den Nutzerinnen und Nutzern zumindest formal eine Alternative anzubieten.