Versicherungsverband Mehr als 320.000 Adressen von Hochwasser bedroht
Einer Untersuchung zufolge sind Hunderttausende Anschriften in Deutschland durch Hochwasser gefährdet. Der Verband der Versicherer fordert daher mehr Maßnahmen von der Politik - unter anderem einen Neubaustopp in bedrohten Gebieten.
In Deutschland sind laut einer Studie mehr als 320.000 Adressen von Hochwasser bedroht. Bei den Anschriften handelt es sich um Wohnhäuser, gewerbliche Bauten sowie landwirtschaftliche oder öffentliche Gebäude, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mitteilte.
"Aufgrund des Klimawandels und damit häufiger auftretenden Wetterextremen sind Schäden in Milliardenhöhe vorprogrammiert", teilte die stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach mit.
GDV will Neubaustopp und mehr Prävention
Der Großteil der Adressen liegt demnach in bereits identifizierten sowie amtlich festgelegten Überschwemmungsgebieten. Jede fünfte Adresse wiederum liegt in sogenannten Hochwassergefahrenflächen. Hier besteht vor allem ein rechtlicher Unterschied: In amtlich festgesetzten Überschwemmungsgebieten etwa sind bestimmte Bauvorhaben verboten oder müssen speziell geprüft werden und ein Genehmigungsverfahren durchlaufen. Sie wurden bereits detaillierter untersucht und bewertet. Für Hochwassergefahrenflächen gilt das nicht.
Die vom GDV in Auftrag gegebene Untersuchung zeige, "wie immens die Hochwassergefahr in den Regionen ist und welches Katastrophenpotential dadurch entstanden ist", so der GDV. Daher fordere der Verband einen Neubaustopp in gefährdeten Gebieten. Die bisherigen Regelungen ließen zu viele Ausnahmen zu. Es sei gefährlich, dass in Überschwemmungsgebieten weiter Bauland ausgewiesen werde und neu gebaut werden dürfe.
Der GDV forderte Bund, Länder und Kommunen auf, Präventionsmaßnahmen für Gebäude in Risikogebieten voranzutreiben und hinreichend zu finanzieren. Denn die von den Bundesländern geforderte Pflichtversicherungslösung allein könne das Problem nicht lösen.
Sachsen auf Rang eins
Der Verband hat untersuchen lassen, wie viele der rund 22,4 Millionen Adressen in Deutschland in betroffenen Gebieten liegen und wie sie sich auf die Bundesländer und Landkreise verteilen.
Das Land mit dem größten Anteil an gefährdeten Adressen ist dem GDV zufolge Sachsen. Knapp drei Prozent der untersuchten Anschriften liegen demnach in diesem Bundesland. Dahinter folgen Thüringen mit rund 2,7 Prozent und Rheinland-Pfalz mit zwei Prozent. Am wenigsten betroffen sind Schleswig-Holstein, Hamburg und Berlin