Gebühren-Check Ist das Girokonto zu teuer?
Vielen Bankkunden ist nicht bewusst, wie viel sie im Lauf eines Jahres für ihr Girokonto zahlen. Zu den Grundgebühren kommen oft noch andere Kosten hinzu.
Viele Millionen Girokonten werden in Deutschland täglich genutzt. Etwa zum Geldtransfer per Überweisung, Lastschrift oder Dauerauftrag; zur Versorgung mit Barem am Geldautomaten; oder auch zum bargeldlosen Bezahlen per Giro-, Debit-, oder Kreditkarte.
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher dürften für diese Leistungen mehr zahlen als nötig. Oft sind ihnen die tatsächlichen Kosten nicht bewusst, die bei der Nutzung des Girokontos anfallen.
Kostenlos oder bis zu 300 Euro jährlich
Nach einer Erhebung der der Stiftung Warentest bei 175 Banken in Deutschland kostet ein Girokonto in Deutschland jährlich im Schnitt knapp 120 Euro. Als Spitzenwert haben die Tester mehr als 300 Euro jährliche Gesamtgebühren für einen Musterkunden mit einem bestimmten Nutzungsprofil vorgefunden. Günstige Konten, die weniger als 60 Euro im Jahr kosten, werden hierzulande immer seltener. Gleiches gilt für Konten, die kostenlos geführt werden, ohne dass die Kundin und der Kunde besondere Voraussetzungen wie einen monatlichen Zahlungseingang erfüllen müssen.
Den Überblick über die Kosten eine Kontos bekommt man als Verbraucher nur schwer, denn bezahlen muss man für viele Dienstleistungen beim Girokonto. "Neben der Monatsgebühr gibt es beim Girokonto einiges andere, wofür man zahlen muss. Das wären zum Beispiel die Gebühren für die Karten, also die Giro-Karte oder die Visa- und Mastercard", erläutert Josefine Lietzau, Expertin vom Verbraucherportal Finanztip. "Dazu fallen oft Gebühren beim Abheben an oder Gebühren für das Bezahlen in einer fremden Währung."
Zu diesen Kosten kämen kleinere Gebühren: "So kommen zum Beispiel Überweisungen Geld kosten, vor allem Echtzeitüberweisungen. Wenn man Bargeld einzahlt, muss man oft Gebühren zahlen. Zum Teil auch für einen TAN-Generator, wenn man seine TANs mit einem zweiten Gerät generiert."
Auch kostenloses Abheben ist nicht immer gebührenfrei
Viele der Gebühren fallen im Jahresverlauf kaum auf. Sie summieren sich aber, und wenn öfter kostenpflichtige Bargeldeinzahlungen vorgenommen werden oder wenn das Girokonto überzogen wird und ein Dispo-Kredit hohe Zinszahlungen zur Folge hat.
Gleiches gilt etwa für den Einsatz der Kreditkarte, die im Ausland eingesetzt wird, so die Expertin: "Es gibt Kosten, mit denen die Kunden wahrscheinlich nicht so rechnen werden. So bewerben viele Banken, dass sie das kostenlose Abheben haben, etwa in der Eurozone oder weltweit. Damit meinen sie aber nur die Gebühren, die sie selbst verlangen", sagt Lietzau. "Und wenn man dann einem Automaten steht, dann kann es schon sein, dass der Automatenbetreiber selbst Gebühren verlangt. Das Geld bekommt man auch nicht zurück."
Die eigene Kontonutzung bestimmen
Wer seine Kosten beim Girokonto reduzieren will, sollte zunächst überprüfen, welche Leistungen er überhaupt in Anspruch nehmen möchte. Ist ein direkter Ansprechpartner in einer Filiale nötig? Komme ich mit Online-Banking bereits zurecht oder möchte es künftig nutzen? Dann wird das Girokonto-Modell in aller Regel bereits günstiger.
Im zweiten Schritt können die kleineren Gebühren auf dem Prüfstand gestellt werden: etwa, ob Überweisungen, Bargeldabhebungen oder sogar die Erstellung von TANs beim bestehenden Konto Geld kosten. Hier können Verbraucherinnen und Verbraucher grob abschätzen, wie oft sie solche Leistungen wirklich nutzen.
Wer die Kosten und die Leistungen seines aktuellen Girokonto kennt und damit nicht zufrieden ist kann, sich gegebenenfalls neu orientieren. Auch bei der Suche nach einem passenden neuen Konto sollte ins Kleingedruckte der Bedingungen geschaut werden, rät dazu Christian Urban von der Verbraucherzenrale Nordrhein-Westfalen: "Etwa, bekomme ich das kostenlose Girokonto nur dann, wenn ich einen Mindestgeldeingang habe? Oft muss der Mindestgeldeingang womöglich sogar ein Gehaltseingang sein. Das sind Aspekte, die ich berücksichtigen muss."
Das Kontomodell oder die Bank wechseln
Hat man schießlich ein Gebührenmodell gefunden, das auf die eigenen Bedürfnisse passt und kostengünstig ist, gibt es zwei Möglichkeiten: Mit der eigenen Bank verhandeln oder das Konto wechseln, so Verbraucherschützer Urban. "Wer ein zu teures Kontomodell hat oder auch sonst mit seiner Bank nicht zufrieden ist, der sollte ganz dringend über einen Wechsel nachdenken. Es gibt aber auch einen Konto-Wechsel 'light', man sollte zumindest bei seiner eigenen Bank nachfragen, ob es nicht ein Modell gibt, das besser passt und womöglich auch günstiger ist."
Findet sich ein solches Modell bei der bisherigen Bank nicht, können Verbraucherinnen und Verbraucher die Konsequenzen ziehen und zu einem günstigeren oder besseren Kontomodell bei einer anderen Bank wechseln. Ein Schritt, den viele Kontonutzer scheuen, der sich aber im Geldbeutel schnell bemerkbar machen kann.
Drei Umzugsvarianten
Um den Kontowechsel zu stemmen, gibt es mehrere Möglichkeiten: Wer in Eigenregie das neue Konto einrichten will, sollte etwa Daueraufträge oder Lastschriftverfahren vollständig neu einrichten. Viele Banken bieten einen digitalen Kontoservice an, der dies zumeist reibungslos bewerkstelligt.
Sogar eine gesetzlich verankerte Kontowechselhilfe gibt es. Sie kann man per Formular bei beiden Banken beantragen, die mit dem Kontowechsel beauftragt sind. Auch dabei werden Daueraufträge und Lastschriften von einer Bank zur anderen transferiert. Kunden können dabei gleich die Schließung des alten Kontos mit beauftragen.
Experten raten allerdings dazu, für zwei bis drei Monate beide Konten parallel laufen zu lassen, bis der Kontoumzug sicher vollständig vollzogen ist.