Steigende Bankgebühren Kaum noch kostenlose Girokonten
Bankkonten ohne Grundgebühr und ohne Kosten beim Geldabheben haben in Deutschland inzwischen Seltenheitswert. Die Banken verlangen immer mehr Geld für ihre Angebote, wie eine aktuelle Untersuchung ergibt.
Nur noch wenige Banken und Sparkassen bieten Girokonten ohne Bedingungen kostenlos an. Das hat eine aktuelle Erhebung der Zeitschrift "Finanztest" ergeben, die zur Stiftung Warentest gehört. Auch Girokonten mit geringen Grundgebühren werden seltener.
Insgesamt 432 Konto-Modelle von 165 Banken und Sparkassen haben die Tester überprüft. Davon waren nur noch zwölf Gehalts- oder Rentenkonten ohne Bedingungen kostenlos. Vor einem Jahr waren es noch 14.
60 Euro pro Jahr sind noch "günstig"
Als kostenlos definiert die Stiftung Warentest Konten, bei denen keine Grundgebühr erhoben wird und Kontoauszüge, Buchungen, die Girocard und das Geldabheben am Automaten im eigenen Bankenpool ohne Gebühren möglich sind. Außerdem darf es keine Bedingungen, wie etwa einen regelmäßigen Geld- und Gehaltseingang in einer bestimmten Höhe, geben.
Auch die Zahl der "günstigen" Konten geht zurück - sie sank von 77 auf 67. Darunter versteht Finanztest Konten, deren Grundgebühr maximal 60 Euro pro Jahr beträgt. Die teuerste ausgewertete Kontoführung kostet 360 Euro im Jahr.
Gebühren oft auch für die Girocard
Die Stiftung Warentest, die in staatlichem Auftrag derzeit eine kostenlose Webseite zum Girokontenvergleich betreibt, wertete die Konditionen von Gehalts- und Rentenkonten mit Gültigkeit bis 31. August aus. Untersucht wurden alle bundesweiten Institute sowie Direkt- und Kirchenbanken, alle Sparda- und PSD-Banken und die größten Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken in jedem Bundesland. Sie decken, gemessen an der Bilanzsumme, etwa 70 Prozent des Marktes ab.
Laut der Zeitschrift werden von den Banken mittlerweile auch Gebühren auf bislang kostenlose Dienste erhoben. So werde inzwischen die Girocard bepreist, sagt Finanztest-Expertin Heike Nicodemus.
Anzeichen für neue kostenlose Girokonten sieht Nicodemus trotz steigender Zinsen im Euroraum derzeit nicht. "Der Trend geht momentan eher in die andere Richtung." Laut den Testern sind die vorgeschriebenen Entgeltinformationen für Kunden auf der Homepage oft sehr schwer zu finden und häufig nicht aktuell.
Beschwerden über unrechtmäßige Gebührenerhöhungen
Viele Banken tun sich auch schwer, unrechtmäßige Gebührenerhöhungen aus den vergangenen Jahren zu korrigieren. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte im vergangenen Jahr geurteilt, dass Kreditinstitute bei Änderungen von Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) die Zustimmung ihrer Kunden einholen müssen. Geldhäuser mussten daher nachträglich um Zustimmung zu aktuellen Gebühren bitten. Zudem können Bankkunden Gebühren zurückfordern, die Institute ohne ausdrückliche Einwilligung erhoben haben.
Bei der Umsetzung des Urteils gibt es allerdings weiterhin Ärger. So gingen bei der Finanzaufsicht BaFin allein von April bis Juni rund 200 Beschwerden von Verbraucherinnen und Verbrauchern ein, wie die Behörde mitteilte. Es ging dabei insbesondere um Frage der Erstattung von Gebühren. In den ersten drei Monaten dieses Jahres zählte die BaFin 750 Beschwerden.