Filialsterben und Corona Schub für das Online-Banking
Während viele Banken Filialen schließen, boomt das Online-Banking. Auch Corona trägt dazu bei, dass die Digitalisierung voranschreitet. Im internationalen Vergleich hat Deutschland aber noch Aufholpotenzial.
Die Zahl der Menschen, die in Deutschland ihre Bankgeschäfte über das Internet oder per App abwickeln, ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Das zeigt eine aktuelle Studie, die von der Direktbank ING Deutschland gemeinsam mit der Beratungsfirma Barkow Consulting durchgeführt wurde. Waren es im Jahr 2019 noch 43,8 Millionen, sind es mittlerweile bereits 46,8 Millionen Kunden.
Pandemie und Filialsterben
Das hat unter anderem auch mit den Folgen der Pandemie zu tun, weil einige Filialen geschlossen und aus Spargründen nicht mehr geöffnet wurden. Viele Menschen hätten im anhaltenden Trend zu Online-Banking und weniger Filialen gemerkt, dass sich Bankgeschäfte auch im Internet erledigen ließen, kommentierte ein ING-Sprecher.
Tatsächlich wächst die Zahl der Online-Kunden seit Jahren stetig an und in Deutschland geht die Zahl der Bankfilialen kontinuierlich zurück. Nicht nur Institute wie Deutsche Bank und Commerzbank machen Filialen dicht. Auch Sparkassen und Volksbanken schließen viele Geschäftsräume, um Kosten zu sparen.
Das Bereitstellen eines umfassenden Filialnetzes ist nicht mehr profitabel, da die digitalen Angebote immer mehr zunehmen und vermehrt reine Online-Banken entstehen. Die Experten der Beratungsfirma Oliver Wyman gehen rechnen damit, dass die Zahl der Filialen hierzulande bis 2025 auf rund 19.100 zurückgehen wird. Bis 2030 soll die Zahl der Standorte den Schätzungen zufolge auf 15.800 schrumpfen.
Laut ING-Studie sind in den vergangenen fünf Jahren die Kassen in Bankfilialen um 37 Prozent und die Geldautomaten um sieben Prozent rückläufig.
Es gibt noch Potenzial
Wie die Studie des Weiteren ergibt, steigt auch die Nutzungsrate um vier Prozent auf 65 Prozent - und damit so stark wie noch nie. Das bedeutet, dass fast zwei Drittel der Menschen das Internet inklusive Apps für Bankgeschäfte mindestens einmal binnen drei Monaten nutzen. Im europäischen Vergleich landete Deutschland damit auf Rang 15. Im Schnitt liegt die Nutzungsrate in Europa bei 57 Prozent. Hier liegt Dänemark mit 94 Prozent vorn.
An die Spitze haben es auch Finnland und Schweden geschafft, während Rumänien mit zwölf Prozent abgeschlagen hinten liegt. Unterstelle man für Deutschland dieselbe Rate wie Dänemark, ergebe sich ein Potenzial von 20,8 Millionen weiteren Nutzern für digitales Banking, schreiben die Autoren.
Wer könnte das sein? Unter den Altersgruppen halten sich viele ältere Menschen zurück: Die niedrigste Nutzungsrate haben die Über-65-Jährigen mit 39 Prozent. Das höchste Potenzial gebe es aber bei 55- und 64-Jährigen.
Dabei komme es insbesondere darauf an, das Vertrauen dieser Altersgruppen in die Sicherheit von digitalem Banking zu gewinnen, sagte ING-Deutschland-Managerin Christiane Fritsch.