Durchwachsener Auftakt Bauaufträge geben zu Jahresbeginn deutlich nach
Für die Baubranche in Deutschland hat das Jahr durchwachsen begonnen. Zu Jahresbeginn verzeichneten die Baufirmen vor allem im Wohnungsbau erneut sinkende Aufträge.
Die krisengeschüttelte deutsche Baubranche ist schwach ins Jahr 2024 gestartet. Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe fiel im Januar inflationsbereinigt 7,4 Prozent geringer aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Auch der Umsatz gab deutlich nach: Er sank real um 5,3 Prozent im Vergleich zum Januar 2023.
"Für den Wohnungsbaumarkt beginnt das neue Jahr fatalerweise, wie das alte endete", urteilte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Der Hochbau - der vor allem durch den Wohnungsbau geprägt und überwiegend von der privaten Nachfrage abhängig ist - meldete einen realen Rückgang von 12,0 Prozent zum Vormonat. "In der anhaltenden Abwärtsspirale am Markt wird es für die Wohnungsbauunternehmen immer schwieriger, die in den Vorjahren neu an Bord geholten Mitarbeiter zu beschäftigen", so Pakleppa weiter.
Positiver bewertet Pakleppa die Entwicklung im Tiefbau: Der Tiefbau, wozu beispielsweise der staatlich dominierte Straßenbau zählt, schrumpfte zu Jahresbeginn lediglich um 3,1 Prozent. "Es sind weiter vor allem Großprojekte bei der Energie- und Verkehrsinfrastruktur, die hier zu Buche schlagen", so Pakleppa.
Ziel: 400.000 Wohnungen pro Jahr
Und mit einem baldigen Aufschwung in der Baubranche ist weiterhin nicht zu rechnen: Zwar hellte sich die Stimmung im Bauhauptgewerbe im März etwas auf, wie aus der monatlichen Unternehmensumfrage des ifo-Instituts hervorgeht. So legten die Erwartungen nach dem historischen Tief im Vormonat zu. "Die Aussichten bleiben jedoch düster", lautete das Fazit der Münchner Forscher.
Kräftig gestiegene Zinsen, mit denen die Europäische Zentralbank (EZB) die hohe Inflation bekämpfen will, machen insbesondere dem Wohnungsbau zu schaffen. Dadurch werden viele Projekte für Bauherren unrentabel. Das ist nach Einschätzung vieler Experten ein soziales Problem, da bezahlbarer Wohnraum vor allem in den Städten auf Jahre hinaus Mangelware bleiben dürfte.
Das einstige Ziel der Bundesregierung, jedes Jahr Hunderttausende neue Wohnungen fertigzustellen, rückt dem gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in immer weitere Ferne. Ursprünglich sollten jährlich 400.000 neue Wohnungen gebaut werden, um dem wachsenden Bedarf vor allem in Großstädten zu begegnen. Experten zufolge wird dieses Ziel aber auch 2024 nicht erreicht, nachdem es bereits im vergangenen Jahr deutlich verfehlt worden war.
Belebung wohl erst nach der Zinswende
"Nach aktuellem Auftragseingang dürften absehbar nur noch etwas mehr als halb so viele Wohnungen fertiggestellt werden", sagte dessen wissenschaftlicher Direktor Sebastian Dullien. Eine Belebung sei erst mit Verzögerung nach den anstehenden EZB-Zinssenkungen zu erwarten, die im Frühjahr beginnen könnten.
Wie wenig derzeit in Deutschland gebaut wird, zeigt auch ein Blick auf die Baugenehmigungen: Im Januar wurden 16.800 Baugenehmigungen erteilt, wie das Statistische Bundesamt bereits in der vergangenen Woche mitteilte. Damit sank die Zahl der Baugenehmigungen um 23,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahres.