Hausgemachter Strom Wo Balkonkraftwerke boomen
Immer mehr Menschen hängen sich Mini-Solaranlagen an ihre Balkone. Balkonkraftwerke boomen - und in einigen Regionen Deutschlands sind die kleinen Solaranlagen besonders beliebt.
Die Bundesregierung plant weitreichende Vereinfachungen für die Installation von kleinen Solaranlagen auf Balkonen - doch so lange wollen viele Bürger in Deutschland offenbar nicht warten. Balkonkraftwerke boomen schon jetzt, ihre Zahl hat sich seit Jahresbeginn verdoppelt. Das zeigt ein Blick in das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur.
Immer mehr Bürger setzten auf Strom vom Balkon
Danach gibt es in der Bundesrepublik aktuell rund 230.000 "Steckerfertige Erzeugungsanlagen", wie es im Bürokraten-Jargon heißt. Knapp 137.000 davon, also mehr als die Hälfte, wurden im laufenden Jahr in Betrieb genommen. Experten gehen aber davon aus, dass sogar noch weitaus mehr Bürger auf hausgemachten Strom vom Balkon setzen.
So gibt es der Bundesnetzagentur zufolge im Register noch etwa 30.000 weitere Anlagen mit einer Leistung unter einem Kilowatt, von denen nicht klar ist, ob sie ebenfalls Balkonkraftwerke sind. Hinzu kommt eine unbekannte Zahl an Anlagen, die entgegen den gesetzlichen Vorgaben nicht registriert und nicht beim Stromanbieter angemeldet sind.
Balkonkraftwerke im Norden Deutschlands sehr beliebt
Wer nun denkt, im sonnigen Süden hingen besonders viele Mini-Solaranlagen an den Balkonen, der irrt: Balkonkraftwerke sind vielmehr im Norden Deutschlands besonders beliebt. Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern, hier kommen auf 1000 Einwohner fünf Anlagen. In Schleswig-Holstein sind es 4,2 und in Niedersachsen 3,8.
Hinter den drei Spitzenreitern ergibt sich eine größere Lücke und ein breites Mittelfeld, das von Hessen und Rheinland-Pfalz mit 2,9 Anlagen pro 1000 Einwohner angeführt wird. Der Süden mit Bayern und Baden-Württemberg liegt dagegen unter dem deutschen Durchschnitt von 2,7. Schlusslichter sind die Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin mit Werten zwischen einer und 1,5 Anlagen im Schnitt. Sie haben angesichts ihrer Bebauungsstruktur aber auch schlechtere Ausgangsbedingungen für die Mini-Kraftwerke.
Wie Balkonkraftwerke funktionieren
Die stark gestiegenen Strompreise hatten die kleinen und vergleichsweise billigen Balkonkraftwerke in den vergangenen Jahren immer beliebter gemacht. Doch wie funktionieren sie eigentlich?
Balkonkraftwerke kann man in fertigen Sets kaufen. Diese bestehen meist aus ein bis zwei Solarmodulen, einem Wechselrichter und einer Anschlussdose für das Hausnetz. Die Solarmodule erzeugen Gleichstrom, dieser wird dann vom Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt, der wiederum direkt ins Hausnetz eingespeist wird. Mit dem Strom können dann Haushaltsgeräte betrieben werden, der Haushalt muss weniger Strom aus dem öffentlichen Stromnetz beziehen.
Doch die Anschaffung eines Balkonkraftwerks lohnt sich nicht immer. Verbraucherschützern zufolge ist dabei die Höhe des Anschaffungs- und Strompreises entscheidend, aber auch, ob das Modul möglichst lange und viel Sonne bekommt.
Das plant die Bundesregierung
Um den Mini-Solaranlagen einen weiteren Schub zu geben, plant die Bundesregierung weitreichende Erleichterungen für die Installation der Anlagen. Nach einem Referentenentwurf des Justizministeriums sollen Mieter und Wohnungseigentümer einen gesetzlichen Anspruch auf das Anbringen der Geräte bekommen. Die Notwendigkeit, einen Antrag auf Installation beim Vermieter oder der Eigentümerversammlung zu begründen, würde damit entfallen.
Zudem strebt das Wirtschaftsministerium eine Anhebung der Leistungsgrenze von 600 auf 800 Watt sowie vereinfachte Meldepflichten für Steckersolargeräte an. Bisher müssen diese im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur eingetragen und beim Netzbetreiber gemeldet werden. Diese Doppelmeldung soll künftig entfallen.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW), Carsten Körnig, begrüßte die Vereinfachungen: Die Geräte ermöglichten vielen Menschen eine aktive Mitwirkung und Teilhabe an der Energiewende "und erhöhen so auch die Akzeptanz der Erneuerbaren Energien".