Forscher rechnen mit Wachstum Auto-Abo statt Auto-Kauf?
E-Auto oder Verbrenner? Viele Menschen können sich noch nicht durchringen, auf Elektro umzusteigen. Eine Entscheidungshilfe könnten Auto-Abos bieten.
Ein Auto-Abo ist monatlich teurer als Leasing, hat dafür aber keine versteckten Kosten: keine Überführung, keine Anzahlung, keine Schlussrate. Chai Sinthuaree führt ein kleines, spezielles Auto-Abo-Unternehmen, das ASS Athletic Sport Sponsoring, das ist nur für Spitzensportler da. Sein Geschäftsmodell ist aber dasselbe wie bei allen anderen Auto-Abo-Anbietern auf dem Markt.
Wie lange der Vertrag laufen soll und wie viele Kilometer angepeilt werden, bestimmt der Kunde - und somit auch seine Rate, erklärt Sinthuaree: "Sie kriegen immer einen Neuwagen, zahlen eine feste Rate und geben das Auto nach zwölf oder 24 Monaten mit der von Ihnen gewählten Kilometerleistung wieder ab."
"Wir bieten einfache Lösungen"
Ein Auto zu kaufen bereitet vielen Kopfschmerzen. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt tummeln sich zu viele windige Verkäufer, beim Neukauf wird nicht immer über die Folgekosten wie Inspektionen, Reparaturen oder Preisverfall informiert. Viele, so Sinthuaree, möchten sich da keinen Kopf machen.
"Wir merken einfach: Die Menschen sind so überfordert mit so vielen Fragen rund ums Auto", sagt er. "Wenn man sieht, wie komplex ein Autokauf heutzutage geworden ist und welche Verunsicherungen es bezüglich des Restwerts gibt, dann möchten die Menschen einfache Lösungen - und die bieten wir."
Gleicher Preis für alle
Einen großen Vorteil gibt es, und zwar nicht nur bei Sinthuarees Unternehmen. Der Preis ist für alle Kunden gleich - egal ob jung, ob alt, erfahren oder Fahranfänger. "Wir haben eine Rate für alle. Sie werden nicht von der Versicherung bewertet, das machen wir. Wir bieten einen Preis, der ist fix, und mit dem kann man auch kalkulieren", erläutert der Auto-Abo-Anbieter.
Der Markt wird zunehmend unübersichtlicher. Auch durch zwei Glaubensrichtungen: E-Auto-Fan oder treuer Verbrennerfreund. Der freie Autoanalyst Jürgen Pieper sieht gerade hier den Vorteil beim Abo, denn die Konsumenten sind verunsichert: "Gerade in diesen Zeiten des Umbruchs will ich mir vielleicht gar kein neues Auto zulegen. Da finde ich so ein Abo-Modell, das flexibel ist und das auch eine schnelle Kündigung erlaubt, schon sehr attraktiv."
Das Abo als Testballon
Ein Auto-Abo als Testballon also. Vielleicht passt ja ein E-Auto doch ins Leben, und die Lade-Infrastruktur zeigt sich zum Beispiel doch nicht als das große Problem? Helena Wisbert ist Direktorin des CAR-Centers, ein Forschungsinstitut mit Fokus auf Fragen rund um die Mobilität. Einer Studie zufolge werde der Anteil von Abos in den nächsten Jahren enorm steigen, sagt sie. "Wenn wir uns die Auto-Abos heute in Deutschland anschauen, dann haben die schon ein sehr dynamisches Wachstum hinter sich", konstatiert sie. "Ich denke, wir werden in Deutschland bis 2030 etwa auf eine Million Abo-Verträge kommen."
Auto-Abos werden die derzeit schwächelnde Autoindustrie nicht entscheidend stärken. Aber sie bieten zumindest eine Orientierung in Zeiten verunsicherter Konsumenten. Denn schließlich ist es genau diese Verunsicherung, die dazu beiträgt, dass die Umsatzzahlen der Automobilindustrie dramatisch sinken.