Online-Shopping Wie Amazon gegen Produktfälscher vorgeht
Der US-Konzern Amazon hat zu branchenweiter Zusammenarbeit im Kampf gegen Produktfälschungen aufgerufen. Die Idee: Online-Händler sollen Informationen über Fälscher untereinander austauschen.
Der US-Handelsriese Amazon will verstärkt gegen Produktfälscher vorgehen. Der Konzern hat die Initiative "Anti-Counterfeiting Exchange" (ACX) ins Leben gerufen, die Einzelhändlern dabei helfen soll, Fälschungen auf dem Internet-Marktplatz kennzeichnen und verfolgen zu können.
Online-Marktplätze haben Schwierigkeiten, Fälscher von ihren Plattformen fernzuhalten und zu verhindern, dass gefälschte Waren in ihre Lagerhäuser gelangen. Das neue Programm ahmt die Datenaustauschprogramme der Kreditkartenindustrie nach, um Betrüger zu finden und ihre Taktiken zu identifizieren.
Geschäfte und Verkäufer auf dem Amazon-Marktplatz können anonym Informationen und Datensätze, die auf Fälscher hinweisen, an eine Drittanbieter-Datenbank weiterleiten oder die Datenbank nutzen, um Geschäfte mit zweifelhaften Handelspartnern zu vermeiden.
Austausch unter Händlern soll Betrüger stoppen
"Wir denken, dass es wichtig ist, Informationen über bestätigte Fälscher zu teilen, um der gesamten Branche zu helfen, diese Kriminellen früher zu stoppen", so Amazon in einer Erklärung. Über ACX habe Amazon bereits Hunderte von übereinstimmenden Konten aufgedeckt, bei denen derselbe Fälscher versucht habe, Verkaufskonten bei Amazon und mindestens einem anderen Shop-Betreiber einzurichten. Sobald einer der teilnehmenden Händler einen Fälscher entdecke und die Informationen über ACX weitergebe, wüssten alle anderen teilnehmenden Händler über den Fälscher Bescheid - um ihn schneller zu stoppen.
Der in Seattle ansässige Einzelhandelskonzern startete die Anti-Fälschungs-Initiative im Jahr 2021 mit einer ungenannten Anzahl von Bekleidungs-, Haushaltswaren- und Kosmetikgeschäften, in denen Fälschungen am häufigsten vorkommen. Außerdem arbeitet Amazon mit der US-Zollbehörde an einem Daten-Pilotprojekt, das gegen gefälschte Waren helfen soll.
2022 sechs Millionen Artikel entsorgt
Im vergangenen Jahr hat Amazon mehr als sechs Millionen gefälschte Artikel beschlagnahmt und entsorgt. Im Jahr davor war von rund drei Millionen gestoppten gefälschten Produkten die Rede.
Amazon zufolge gibt es bereits eine abschreckende Wirkung der bisherigen Maßnahmen. So sinke die Zahl der Accounts, die "Akteure mit schlechten Absichten" anlegen wollten, hieß es Anfang des Monats in einer Mitteilung. Im Jahr 2020 habe Amazon noch sechs Millionen solcher Versuche gestoppt, 2021 seien es rund 2,5 Millionen gewesen und im vergangenen Jahr nur noch 800.000.
Amazon verkauft Waren nicht nur selbst, sondern tritt auch als Plattform für andere Händler auf. Diesen Weg versuchen Produktfälscher oft als Einfallstor zu nutzen. Deswegen weitete der Konzern unter anderem die Kontrollen beim Einrichten eines Händler-Accounts aus.