ADAC-Monitor Große Unzufriedenheit mit dem Stadtverkehr
Die Unzufriedenheit mit der Mobilität in den Städten ist gewachsen, zeigt der neue ADAC-Monitor. In Stuttgart, Köln und Duisburg ist sie am größten. Dabei spielt sogar die Corona-Pandemie noch eine Rolle.
Um zu lernen, wie es richtig läuft, sollte man in Dresden in die Straßenbahn steigen. Täglich schlängeln sich zwölf Straßenbahnlinien mit 209 Kilometern Linienlänge durch das dichte städtische Dresdner Straßennetz. "Ich nutze die Straßenbahn für alles hier in der Stadt - für die Arbeit und die Freizeit", sagt Sebastian Dieter aus Dresden. Der 43-jährige Kellner fährt fünfmal in der Woche mit der Bahn in das Zentrum der Stadt. "Die Taktung ist klasse und die Investitionen fließen seit Jahrzehnten in den Ausbau."
Spitzenplatz verteidigt
Dresden liegt auf Platz eins der untersuchten Großstädte durch den ADAC. Besonders zufrieden sind viele Menschen in Dresden wegen der kurzen Umsteigewege, der hohen Haltestellendichte und der guten Fahrtinformationen. Auch wer in Dresden nicht mit dem ÖPNV unterwegs ist, sondern mit dem Auto, hat der Stadt laut ADAC gute Noten ausgestellt: Der erneute Platz eins schon wie bei der letzten repräsentativen Online-Befragung des ADAC 2017.
Für die Autofahrerinnen und -fahrer seien ein gutes Parkleitsystem, gute Beschilderung und ein guter Zustand der Straßen entscheidend gewesen. "Wer mit dem Auto in die Stadt muss, steht für eine Großstadt bei uns wenig im Stau", sagt Pendler Sebastian Dieter. Die Erreichbarkeit der Städte und die Qualität der urbanen Mobilität gelten als wichtige Standortfaktoren für Lebensqualität, Tourismus und wirtschaftliche Attraktivität, so der ADAC.
Köln und Duisburg sind Schlusslichter
Auf Dresden folgen im Städtevergleich Leipzig, München und Nürnberg. Die Schlusslichter in der Befragung bilden Essen, Stuttgart, Köln und Duisburg. Autofahrer stören sich laut ADAC generell vor allem an den Parkgebühren in den Innenstädten. Auch die Frage, wie zuverlässig sie in einer geplanten Zeit ans Ziel kommen, wurde überwiegend negativ beantwortet.
Wichtigste Themen für Radfahrer sind das Radwegenetz und die Verkehrssicherheit. Hier fallen die Urteile überwiegend kritisch aus. Vor allem die Zufriedenheit mit der Radverkehrsführung an Kreuzungen ist nur gering ausgeprägt. Besonders auffällig sind die durchgängig sehr negativen Beurteilungen, die Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger den E-Scooter-Nutzern geben. "Auch wenn es hier Verbotszonen für die Roller gibt, stören die sehr", sagt Sebastian Dieter aus Dresden. "Die heizen kreuz und quer mit den Rollern durch die Stadt. Das ist schon gefährlich."
Ebenfalls deutlich negativ wird das Verhalten der Radfahrer bewertet - von Autofahrern sowie Fußgängern. Insgesamt sind Autofahrer, ÖPNV-Nutzer, Radfahrer und Fußgänger deutlich unzufriedener mit ihrer Mobilitätssituation als im Jahr 2017.
Unzufriedenheit wird größer
Dies lässt sich durch zwei Faktoren erklären, sagt Meike Jipp vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR): Der derzeitige Fachkräftemangel treffe den ÖPNV hart - und damit auch die Passagiere und ihre Nerven. Und auf die gesamte Mobilität wirken sich laut Jipp Corona-Effekte aus: "Während der Pandemie waren Straßen und Verkehrsmittel viel leerer", sagt sie. "Nun nehmen viele Menschen subjektiv etwas als Verschlechterung wahr, was eigentlich nur die Rückkehr zur früheren Mobilität ist."
Daneben dürfte aber auch der Verkehr für den Rückgang der Zufriedenheit eine Rolle gespielt haben. So ist die ohnehin schon hohe Zahl der Autos in den Städten zuletzt weiter angestiegen, bedingt durch Zuwanderung in die Großstädte und die Vororte. Damit einher geht eine Überlastung der kommunalen Verkehrssysteme, die sich in Staus auf den Straßen, längeren Pendelzeiten, vollen Bussen und Bahnen sowie überlasteten Radwegen widerspiegelt.
Was können Städte tun?
Der ADAC empfiehlt den Städten, die Erkenntnisse aus der Befragung zu nutzen und besonders kritisierte Merkmale der Mobilität im Sinne der Nutzer anzugehen. Da Parken ein Schlüsselfaktor der städtischen Mobilität ist, sollten die Kommunen ein effizientes Parkraummanagement betreiben, um die Erreichbarkeit mit dem Auto für Bewohner, Pendler und Besucher sicherzustellen.
"Fördern Sie den Umstieg auf den ÖPNV durch benutzerfreundliche P+R-Anlagen", sagt der ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand. "Mobilitätsstationen an Verkehrsknotenpunkten erhöhen die Sichtbarkeit verschiedener Mobilitätsangebote." Sein Hinweis an die Verkehrsplaner: "Berücksichtigen Sie sämtliche Verkehrsarten und binden Sie alle relevanten Behörden und Betroffene in die Planung ein." Angesichts der Zunahme des Radverkehrs sollten Städte auch für ein durchgängiges Radverkehrsnetz sorgen.