Erklärung der US-Notenbank Die Zinsen bleiben unten
Der Ausblick der US-Notenbank Fed für die amerikanische Wirtschaft ist alles andere als rosig. Sie korrigierte ihre Wachstumsprognose nach unten, selbst eine weitere Talfahrt der Konjunktur schloss sie nicht aus. Dennoch: Die Kurse erholten sich - dank des niedrigen Zinssatzes.
Von Rüdiger Paulert, WDR-Hörfunkstudio Washington
Selten wurde eine Sitzung des amerikanischen Zentralbankrates so aufmerksam beobachtet, wie gestern. Über Stunden bereiteten die Nachrichtensender in den USA ihre Zuschauer auf die immer schwer verständlichen Informationen der Notenbanker vor. Als dann die schriftliche Erklärung mit den Ergebnissen der Sitzung verteilt wurde, stürzten die Aktienkurse an der Wallstreet ab: von fast plus 100 Punkten im Tagesverlauf auf fast Minus 100 in Sekunden. Besser konnte die Nervosität an den Börsen kaum dokumentiert werden.
Kurse erholten sich wieder
Doch es war wohl nur Nervosität und nicht Enttäuschung; denn schon wenige Minuten später erholten sich die Kurse wieder. Der Dow Jones Index, der wichtigsten US Industriewerte, endete dick im Plus und holte fast zwei Drittel der schweren Verluste vom Montag wieder auf. Dabei hatte der amerikanische Zentralbankrat nicht viel Gutes verkündet und gar seine Wachstumsprognosen nach unten korrigiert. Selbst eine weitere Talfahrt der Konjunktur schloss er nicht aus.
Für Keith Springer, Präsident eines großen Finanzberatungsunternehmens aber zählte die Normalität, die die Fed trotz der Unruhe an den Finanzmärkten suggerierte. Ihm gefalle es, dass der Zentralbankrat keine Panik mache und der Rat in seiner Analyse ehrlich sei, so Springer. Wirklich neue geldpolitische Maßnahmen beschloss der amerikanische Zentralbankrat nicht. Lediglich in seiner Zinspolitik sorgte er für mehr Klarheit. Bis mindestens Mitte 2013 werde der Niedrigzins beibehalten, hieß es in der üblichen schriftlichen Erklärung nach der Sitzung.
Streit um Frist für den Niedrigzins
In der Vergangenheit hatte sich der Zentralbankrat nie auf eine solche Frist festgelegt. Auch diesmal war dies allem Anschein nach umstritten; denn drei Mitglieder hatten dagegen gestimmt - ein sehr ungewöhnlicher Schritt, interpretiert Professor Marvin Goodwin von der Carnegie Mellon Universität: "Es gab drei Gegenstimmen, dies ist sehr selten. Das heißt: Es muss es eine erbitterte Debatte gegeben haben."
Angesichts der schwachen Konjunktur hatten manche in den USA auf frisches Geld von der der amerikanischen Notenbank gehofft. Nachdem das Sonderprogramm im Juni ausgelaufen war und die amerikanische Notenbank bis dahin 600 Milliarden Dollar frisch in den Markt gebracht hatte, wollte sie zumindest im Moment die Druckerpresse nicht wieder anwerfen. Aber immerhin: Die US-Notenbank nimmt auch kein Geld aus dem Markt, sondern wird ihren Bestand an Staatsanleihen beibehalten und in dem Umfang neue erwerben, in dem alte Staatsanleihen fällig werden.
Ein kleiner Lichtblick bleibt
Auf die Unruhen an den Finanzmärkten, die durch die Herabstufung der amerikanischen Kreditwürdigkeit noch einmal gestiegen waren, ging die Fed nicht direkt ein. Sie rechtfertigte ihre Entscheidung durch die Schwäche des amerikanischen Arbeitsmarktes und durch die zurückhaltenden amerikanischen Verbraucher. Nur einen kleinen Lichtblick erwähnte der US-Zentralbankrat in seiner Erklärung: Immerhin seien die Unternehmensinvestitionen in den USA gestiegen.