New Yorker Börse Erdölpreis stürzt erstmals ins Negative
Der Erdölpreis ist an der New Yorker Börse erstmals ins Negative gestürzt. Grund dafür ist der Konjunktureinbruch infolge der Corona-Krise. Angebot und Nachfrage klaffen am Markt derzeit weit auseinander.
Wegen der Corona-Krise ist der Preis für US-Rohöl auf einen historischen Tiefstand gefallen. Der Preis für einen Kontrakt, der eine physische Öllieferung im Mai vorsieht, notierte erstmals seit Aufnahme des Future-Handels im Jahr 1983 im negativen Bereich - zuletzt bei minus 18,20 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Das bedeutet, dass Käufer bei Abnahme Geld erhalten.
Dies zeigt, wie stark Angebot und Nachfrage derzeit am Ölmarkt auseinanderklaffen: Hintergrund ist neben der Pandemie, dass die Mai-Verträge auf US-Öl nur noch bis Dienstag verkauft werden können, die Erdöllager aber nahezu voll sind. Damit gibt es nahezu keine Abnehmer mehr. Bei solchen Verträgen verpflichtet sich der Verkäufer, eine festgelegte Menge einer Ware - in diesem Fall Öl - zu einem festen Preis und Termin zu liefern.
Viel zu hohes Angebot bei fallender Nachfrage
Aufgrund einer giftigen Mischung aus einer stark fallenden Nachfrage und einem viel zu hohen Angebot drohen in vielen Ländern die Lagerkapazitäten überschritten zu werden. Öl-Investoren wollen in jedem Fall vermeiden, auf fehlenden Lagerplatz zu stoßen.
Der nachfolgende Terminkontrakt auf amerikanisches Leichtöl (WTI) kostete wesentlich mehr als der Mai-Kontrakt. Ein Barrel texanisches Leichtöl (WTI) zur Lieferung im Juni notierte am Abend bei 22,30 Dollar. Die Nordseesorte Brent kostete je Barrel 26,50 Dollar. Beide Preise lagen allerdings auch klar in der Verlustzone.
Förderkürzungen angekündigt
Aufgrund der wesentlich höheren Preise für künftige Öllieferungen, nicht nur bei US-Öl, sprachen einige Marktteilnehmer von einem "Super-Contango". Eine solche Marktsituation ist gekennzeichnet durch steigende Ölpreise, je weiter ihre physische Auslieferung in der Zukunft liegt. Dies kann ein Zeichen für eine aktuell besonders schwache Nachfrage oder ein besonders hohes Angebot sein. Gegenwärtig trifft beides zu.
Die grundlegende Lage am Erdölmarkt ist gekennzeichnet durch ein viel zu hohes Angebot bei stark fallender Nachfrage. Die Corona-Krise sorgt für einen globalen Konjunktureinbruch, was eine rückläufige Öl-, Benzin- und Dieselnachfrage zur Folge hat. Zwar haben große Erdölproduzenten wie Russland und Saudi-Arabien unlängst deutliche Förderkürzungen angekündigt. Experten zweifeln jedoch, ob die Reduzierungen ausreichen, um Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen.
Insbesondere in den USA sind die Erdöllager voll. Seit Ende Februar sind die Lagerbestände im wichtigen Auslieferungsort Cushing um fast 50 Prozent gestiegen.