Projekt des US-Konzerns Wolfspeed Nächste Chipfabrik in Deutschland steht auf der Kippe
Erst Intel, jetzt Wolfspeed: Die nächste große Chipfabrik mit US-Beteiligung steht offenbar zur Disposition. Eine im Saarland geplante Halbleiterfabrik wird vorerst nicht gebaut - ein weiterer Rückschlag für die Industriepolitik von Kanzler Scholz.
Das US-Unternehmen Wolfspeed verschiebt nach offiziellen Angaben den Bau einer in Ensdorf im Saarland geplanten Chipfabrik auf unbestimmte Zeit. Das teilte die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger in Saarbrücken mit. Der Bau hatte sich zuletzt verzögert.
"Das Projekt ist damit nicht ad acta gelegt, aber es ist auf der Zeitachse eben auf einen unbestimmten Zeitpunkt weiter nach hinten geschoben, vor allem in Abhängigkeit der sich entwickelnden Marktlage", sagte Rehlinger.
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte bereits am Dienstag über die veränderten Pläne berichtet. Zugleich meldete das "Handelsblatt", dass sich der Autozulieferer ZF aus Friedrichshafen - bislang der Partner des US-Konzerns - aus dem Projekt zurückziehe. ZF steckt in der Krise und hat bereits vor Monaten den Abbau von bis zu 14.000 Stellen angekündigt.
Intel-Großprojekt in Magdeburg erst kürzlich aufgeschoben
Erst im September hatte der US-Chipkonzern Intel angekündigt, den Bau einer geplanten Chipfabrik in Magdeburg um zwei Jahre zu verschieben. Intel kämpfte schon vorher mit Verlusten und leitete ein Sparprogramm ein.
Kanzler Olaf Scholz mit Wolfspeed-Chef Gregg Lowe im Februar.
Deutschland hatte Subventionen in Milliardenhöhe für das Projekt veranschlagt - der Rückzug der Amerikaner gilt daher auch als Rückschlag für die Ampel-Koalition. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte das Projekt zuvor als "die größte ausländische Direktinvestition, die es je in Deutschland gegeben hat" gepriesen. Gleichwohl waren die hohen staatlichen Subventionen stark umstritten.
Halbe Milliarde Euro vom Staat
Ihre Pläne für die Fabrik im Saarland hatten Wolfspeed und der Autozulieferer ZF im Februar 2023 vorgestellt. Damals hieß es, man wolle so schnell wie möglich mit dem Bau beginnen.
Wolfspeed wollte rund 2,7 Milliarden Euro investieren, ZF 170 Millionen Euro. Dazu sollte rund eine halbe Milliarde Euro staatliche Förderung kommen - vom Bund und vom Saarland. 600 Arbeitsplätze sollten dort entstehen.
Wolfspeed-Chef Gregg Lowe sagte damals, das Werk solle die weltweit größte Fabrik für Halbleiter aus Siliziumkarbid werden. Die Halbleiter aus dem Saarland waren vor allem für Elektroautos gedacht - unter anderem für die Ladeelektronik. Rehlinger nannte jetzt als Grund für die Verschiebung den stockenden Hochlauf der Elektromobilität.
Hohe Verluste bei Wolfspeed
Dass die Fabrik im Saarland noch gebaut werde, sei jetzt nicht mehr zu erwarten, berichtet das "Handelsblatt". Wolfspeed schreibt hohe Verluste und hat bei mehreren Großprojekten in den USA mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Auch technische Probleme in den Werken belasten den Konzern.
Ein stillgelegtes Kohlekraftwerk am Standort in Ensdorf war im Sommer gesprengt worden. Auf dem Gelände sollte ab 2025 die Fabrik von Wolfspeed und ZF entstehen. Ministerpräsidentin Rehlinger sagte, sie wisse nicht, ob der deutsche Autozulieferer bei einem späteren Investment von Wolfspeed wieder dabei wäre. Das sei Sache der beiden Unternehmen.