Appell an die Politik Wirtschaft besorgt über AfD-Hoch
Vertreter der Wirtschaft und des Handwerks zeigen sich alarmiert über die in Umfragen immer stärker werdende AfD. Die Politik müsse stärker auf die Sorgen und Befürchtungen verunsicherter Bürger eingehen.
Das Umfragehoch der Alternative für Deutschland (AfD) besorgt auch Vertreter der Wirtschaft und des Handwerks. Sie fordern die Regierungsparteien zu einer Politik auf, die mehr auf die Sorgen und Befürchtungen vieler Bürgerinnen und Bürger eingeht.
"Die guten Umfragewerte der AfD erschüttern mich persönlich und auch als Unternehmer", so Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger gegenüber der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. Die Politik müsse sich viel stärker mit den unzufriedenen Bürgern auseinandersetzen. Nur die wenigsten Wähler fänden das Programm der AfD spannend, so Dulger. "Die AfD ist europafeindlich - das sollte doch eigentlich viele Menschen abschrecken."
"Oft nur noch Schwarz und Weiß"
"Meine Wahrnehmung ist, dass da sehr viele Protestwähler dabei sind. Menschen, die vom vermeintlichen politischen Establishment enttäuscht sind", so der Arbeitgeberpräsident. Bei der Frage, wie man diese Wähler zurückbekomme, traue er den Sozialdemokraten, den Freien Demokraten und der Union noch eine ganze Menge zu. Es habe sich eine Diskussionskultur etabliert, in der es oft nur noch Schwarz und Weiß gebe. Dabei liege die Lösung der Probleme in der Mitte.
Auch der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Jörg Dittrich, zeigte sich gegenüber der Nachrichtenagentur besorgt über die Umfragewerte der AfD. "Einzelne Parteien der Ränder sollten uns nicht davon ablenken, diese Grundlagen unseres Zusammenlebens im Zentrum unseres Handelns zu behalten."
"Mitte der Gesellschaft wieder in den Fokus nehmen"
Laut Dittrich mahnen die aktuellen Umfragen, "vor allem die Mitte der Gesellschaft wieder in den Fokus zu nehmen und diese Mitte, die unser Gemeinwesen trägt, bei politischen Entscheidungen einzubeziehen und nicht außen vor zu lassen". Umbrüche erzeugten Angst, sagte Dittrich dazu.
Sorge und Angst um die Zukunft würden teils über Frustration zu Wut, vermeintlichem Protest und Protestwahlverhalten. "Wenn es den politisch Verantwortlichen in einer solchen Gemengelage nicht gelingt, Wege aufzuzeigen, diese Veränderungen zu bewältigen, dann ist zu erleben, dass politische Ränder erstarken." Das Handwerk brauche aber praktisch umsetzbare Konzepte.
Wirtschaftsweise warnt vor Auswirkungen
Handwerk und Unternehmen anderer Branchen dürften auch um ihr internationales Ansehen fürchten, sollte sich der Trend in Richtung AfD weiter verstärken. Vor wenigen Tagen hatte die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier vor gravierenden Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland gewarnt, sollte sich der Aufschwung der AfD fortsetzen.
Deutschland brauche nicht nur Fachkräfte, sondern Arbeitskräfte auf allen Ebenen, damit der Wohlstand erhalten werden könne, so die Ökonomin gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Die Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland wird nicht in ausreichendem Umfang gelingen, wenn eine Abschottungspartei wie die AfD immer größeren Zuspruch findet - und Polarisierung in den Vordergrund rückt." Deutschland mit seiner komplizierten Sprache, seiner Bürokratie und seiner unzureichenden Kinderbetreuung habe es ohnehin schwer, Fachkräfte zum Kommen und zum Bleiben zu bewegen.