Weidmann soll Aufsichtsratschef werden Der Richtige für die Commerzbank?
An der Spitze des Commerzbank-Aufsichtsrates deutet sich ein spektakulärer Wechsel an: Ex-Bundesbankchef Weidmann soll Chefkontrolleur bei der teilverstaatlichten Bank werden. Was ist davon zu halten?
Ist Weidmann der Richtige für den Aufsichtsratsvorsitz bei der Commerzbank? Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies der Frankfurter Goethe-Universität, ist skeptisch: "Ein ehemaliger Zentralbanker hat nicht unbedingt das Profil für einen Aufsichtsratsvorsitzenden einer Großbank", schrieb Brühl auf Twitter.
Skepsis auch im Kommentar der "Wirtschaftswoche" - Überschrift: "Ein echter Banker hätte der Commerzbank gutgetan". Für Weidmann hingegen spricht, dass er sowohl in Frankfurt als auch im politischen Berlin bestens vernetzt ist. Und er könnte an der Aufsichtsratsspitze der Commerzbank wieder für mehr Konstanz sorgen, denn in den vergangenen Jahren gab es im Kontrollgremium der Bank personell mehrfache personelle Wechsel.
Vier Aufsichtsratschefs innerhalb von drei Jahren
Im Sommer 2020 hatte der damalige Chefkontrolleur Stefan Schmittmann nach deutlicher Kritik des US-Finanzinvestors Cerberus hingeschmissen. Es folgte der einstige Landesbanker Hans-Jörg Vetter, der jedoch aus gesundheitlichen Gründen das Amt schon im Frühjahr 2021 wieder abgeben musste.
Als Nachfolger verpflichtete die Commerzbank überraschend den Genossenschaftsbanker Helmut Gottschalk. Dass Gottschalks Verhältnis zu Commerzbank-Vorstandschef Manfred Knof laut Medienberichten als angespannt gilt, weil sich der Aufsichtsratschef zu sehr ins Tagesgeschäft einmische, könnte ein weiterer Grund für den erneuten Wechsel an der Aufsichtsratsspitze sein.
Nach Angaben des Geldhauses hat sich der 71jährige amtierende Aufsichtsratsvorsitzende aus Altersgründen entschieden, bei der Hauptversammlung Ende Mai nächsten Jahres nicht mehr zu kandidieren.
Anleger dürfen auf Dividende hoffen
Die Commerzbank hat zuletzt Tausende Stellen gestrichen und Hunderte Filialen dichtgemacht. Nach einem Milliardenverlust im Jahr 2020 schreibt das Geldhaus inzwischen wieder schwarze Zahlen. Im laufenden Jahr peilt der Vorstand mehr als eine Milliarde Euro Gewinn an.
Die Aktionäre sollen für das Geschäftsjahr 2022 erstmals seit 2018 wieder eine Dividende erhalten. Die Commerzbank ist seit der Finanzkrise immer noch teilverstaatlicht.