Immobilienkonzern Vonovia will Wohnungen verkaufen
Der Wohnungskonzern Vonovia will in den kommenden Jahren Immobilien im Wert von mehreren Milliarden Euro verkaufen. Eine Übernahme des angeschlagenen Adler-Konzerns sei außerdem vom Tisch.
Der Wohungsriese Vonovia will durch Immobilienverkäufe seine Milliardenschulden drücken. Wie der Konzern mitteilte, sollen Immobilien im Wert von rund 13 Milliarden Euro verkauft werden. Diese Wohnungen und Mehrfamilienhäuser werde Vonovia in den kommenden Jahren veräußern. "Das hat nichts mit einem Ausverkauf zu tun", versicherte Konzernchef Rolf Buch. Bei der Tochter Deutsche Wohnen steht zudem die Pflegeheim-Sparte auf dem Prüfstand.
Damit reagiert der Konzern nach einem deutlichen Gewinnplus im ersten Halbjahr auf die Folgen gestiegener Kapitalkosten durch die Zinswende der Europäischen Zentralbank. "In Zeiten höherer Zinsen ist es sinnvoll, Schulden zu reduzieren", so Buch. Dies sei im Halbjahr bereits geschehen. In den ersten sechs Monaten konnte Vonovia seinen Gewinn aus dem operativen Geschäft auf mehr als eine Milliarde Euro steigern.
Keine Übernahme der Adler Group
Der Konzern konnte vor allem von der Übernahme des kleineren Konkurrenten Deutsche Wohnen profitieren. Vonovia hatte die Deutsche Wohnen vergangenes Jahr geschluckt, der Konzern verfügt aktuell über rund 550.000 Wohnungen. Für den Zukauf hatte Vonovia rund 17 Milliarden Euro gezahlt.
Weitere Übernahmen schloss der Konzern erstmal aus: "Die Märkte haben sich verändert, und deswegen ist für uns die ursprüngliche Überlegung, die Adler Group zu übernehmen, definitiv vom Tisch", sagte Buch. Vonovia ist mit rund 20,5 Prozent an Adler beteiligt. Wegen des gesunkenen Adler-Aktienkurses musste Vonovia die Beteiligung im Halbjahr um rund 160 Millionen Euro abwerten.
Prognose bestätigt
Dennoch bestätigte der Konzern seine Prognosen: Vonovia geht im laufenden Jahr von einem Wachstum von voraussichtlich mehr als 20 Prozent aus. Anleger reagierten erfreut über die heutigen Ankündigungen: Die Papiere von Vonovia verteuerten sich um 2,8 Prozent.
"Land kann Gasheizungen weiter runterstellen"
Auf die Mieter kommen durch rapide gestiegenen Energie-Kosten deutlich höhere Nebenkostenabrechungen zu. "Vor diesem Hintergrund unterstützen wir den Ansatz der Bundesregierung, ein befristetes Kündigungsmoratorium für die Mieterinnen und Mieter zu vereinbaren", betonte Buch. Ein solches Moratorium stelle aber nur eine Stundung der nicht bezahlten Rechnungen dar - "finanziell überforderte Haushalte" sollten von der öffentlichen Hand "eine angemessene Förderung erhalten".
Vonovia hatte bereits angekündigt, bei Gas-Zentralheizungen die Leistung zwischen 23 und sechs Uhr auf 17 Grad Celsius zu reduzieren. 55 Prozent der Heizungen in den Vonovia-Wohnungen werden mit Gas versorgt. Buch stellte sich hinter Forderungen des Konkurrenten LEG Immobilien nach gesetzlichen Möglichkeiten, die Temperaturen stärker als bisher absenken zu können. Dies sei auch im Interesse der Mieter. "Dieses Land kann die Heizungen noch weiter runterstellen", unterstrich Buch.