Gespräche über Rettungsplan Bund könnte Uniper-Mehrheit übernehmen
Die finanzielle Situation des Gasimporteurs Uniper hat sich weiter verschlechtert. In den Gesprächen mit dem Bund geht es nun auch um alternative Lösungen. Dazu zählt ausdrücklich eine mögliche Mehrheitsbeteiligung des Staates.
Der Energiekonzern Uniper steht offenbar mit dem Rücken zur Wand: Seit der Unterzeichnung der Stabilisierungsvereinbarung mit der Bundesregierung im Juli hätten sich die finanziellen Verluste aufgrund der höheren Gasbeschaffungskosten deutlich erhöht, teilte das im MDAX notierte Unternehmen mit. Die europäische Energiekrise habe sich weiter verschärft, erklärte Uniper und verwies zur Begründung auf den Stopp der russischen Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1. Die Gas- und Strompreise seien sehr hoch und volatil.
Der Bund als Uniper-Mehrheitsaktionär?
Aufgrund der gestiegenen Unsicherheiten im operativen Umfeld würden die Beteiligten - also die Bundesregierung, Uniper und der finnische Großaktionär Fortum - nun auch alternative Lösungen prüfen. Dazu zähle auch eine "direkte Kapitalerhöhung, die zu einer signifikanten Mehrheitsbeteiligung des Bundes an Uniper führen würde".
Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, der Bund erwäge eine Verstaatlichung von Uniper. Die geplante Beteiligung könne über 50 Prozent liegen, hieß es unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Bislang 30-prozentiger Staatsanteil anvisiert
Bislang seien aber keine Entscheidungen getroffen, die über die im Stabilisierungspaket vom Juli getroffenen Vereinbarungen hinausgehen, betonte Uniper in seiner aktuellen Mitteilung. Der Bund hatte zur Rettung von Uniper ein 19 Milliarden Euro schweres Rettungspaket geschnürt.
Dieses sieht auch den Einstieg des Bundes vor: Der Staat soll sich demnach mit rund 30 Prozent an Uniper beteiligen. Im Gegenzug würde der Fortum-Anteil von derzeit knapp 78 Prozent auf 56 Prozent schrumpfen. Der finnische Konzern wäre damit weiterhin Mehrheitsaktionär. Bundeskanzler Olaf Scholz stellte damals zudem in Aussicht, der Bund solle nicht dauerhaft an Uniper beteiligt sein.
Uniper-Aktie bricht auf Rekordtief ein
Am Aktienmarkt kommt die Verstaatlichungsperspektive nicht gut an: Uniper-Aktien fallen in der Spitze um 20,4 Prozent auf 3,87 Euro. Die im Nebenwerteindex MDAX notierten Papiere markieren damit ein neues Rekordtief. In den vergangenen sechs Monaten haben sie über 80 Prozent ihres Wertes eingebüßt.
Der Düsseldorfer Konzern ist von den Gas-Lieferkürzungen Russlands schwer getroffen. Uniper muss, um seinen vertraglichen Verpflichtungen gegenüber seinen Kunden nachzukommen, Gas am teuren Spotmarkt erwerben - und schreibt dadurch Milliardenverluste. Nach bisherigen Berechnungen wird der Konzern mit Abstand am meisten von den Zahlungen aus der künftigen Gasumlage profitieren.