Machtkampf um Tarifvertrag Tesla-Streik in Schweden greift auf Finnland über
Die Streiks bei Tesla in Schweden ziehen immer weitere Kreise. Nach Arbeitern in Dänemark und Norwegen hat sich nun auch noch die finnische Gewerkschaft den Protestaktionen angeschlossen.
Der Machtkampf zwischen der schwedischen Gewerkschaft IF Metall und dem US-Autobauer Tesla greift auf weitere skandinavische Staaten über. Gestern kündigte die finnische Gewerkschaft AKT an, sie werde ab 20. Dezember keine Elektroautos des Konzerns von Elon Musk mehr für die Verschiffung nach Schweden verladen.
Ein herber Schlag für Tesla
Erst zur Wochenmitte hatte die größte norwegische Gewerkschaft Fellesforbundet mitgeteilt, ab dem 20. Dezember Transporte von Tesla-Lieferungen nach Schweden zu blockieren. Am Vortag hatte die größte dänische Gewerkschaft, 3F, ihre Solidarität mit den schwedischen Tesla-Arbeitern erklärt, die sich für einen Tarifvertrag mit dem US-Unternehmen einsetzen. "Hafenarbeiter und Spediteure werden keine Tesla-Autos mehr entladen oder nach Schweden transportieren", kündigte 3F an. Zuvor hatten bereits Hafenarbeiter in Schweden entsprechende Schritte vollzogen.
Für den Elektroauto-Hersteller ist die Solidarisierung der Hafenarbeiter in Dänemark, Norwegen und nun auch Finnland mit den Streikenden in Schweden ein herber Schlag. Schließlich kann Tesla damit faktisch keine Autos mehr nach Schweden verschiffen - der Druck auf das US-Unternehmen steigt.
Postboten stellen keine Tesla-Nummernschilder mehr zu
Angefangen hatte der Konflikt mit einem Streik der Beschäftigten in schwedischen Tesla-Werkstätten Ende Oktober. Die schwedische Gewerkschaft IF Metall fordert von Tesla einen Tarifvertrag für ihre Mitglieder - was der US-Autobauer ablehnt. Seitdem haben sich zahlreiche weitere Berufsgruppen dem Streik aus Solidarität angeschlossen, unter anderem Spediteure, Hafenarbeiter, Reinigungskräfte und Postboten. Sie alle versagen dem Elektroautokonzern den Dienst - mit heftigen Folgen.
So gehen Tesla in Schweden mittlerweile die Nummernschilder aus, weil die Mitarbeiter des Post- und Logistikunternehmens PostNord dem Autokonzern keine Plaketten mehr zustellen. Den Streikenden zufolge stünde das schwedische System der Tarifverträge auf dem Spiel, sollte sich Tesla durchsetzen. Das US-Unternehmen lehnt derartige Verträge ab und hat erklärt, man biete von sich aus bessere Bedingungen.
Musk spricht von "Wahnsinn"
Tesla-Chef Elon Musk hatte zum PostNord-Streik auf seinem Nachrichtendienst X geschrieben: "Das ist Wahnsinn." Der Elektroautobauer hat gegen PostNord Ende November Klage eingereicht. Zuletzt hieß es von richterlicher Seite aus Schweden, es könne mehrere Wochen dauern, bis eine endgültige Entscheidung im Streit um die Nummernschilder getroffen sei.
Auch von anderer Seite erhöhte sich zuletzt der Druck auf Tesla. So erklärte der dänische Fonds PensionDanmark gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, wegen Teslas Haltung habe der Fonds Aktien des Konzerns im Wert von etwa 64 Millionen Euro verkauft.
Nordeuropa ist ein wichtiger Markt für Tesla. Norwegen war im vergangenen Jahr viertgrößter Markt des Konzerns bei Neuwagenverkäufen, Schweden der fünftgrößte. Tesla-Aktien legten gestern ungeachtet des Machtkampfs in Skandinavien an der US-Technologiebörse Nasdaq 1,4 Prozent auf 242,64 Dollar zu.