Branche erwartet Umsatzminus Der Spielzeugboom ist vorbei
Spielwarenhändler in Deutschland befürchten, dass ihr Geschäft in diesem Jahr schrumpft. Auch beim Kauf von Weihnachtsgeschenken für Kinder dürften viele Eltern stärker auf Preise achten.
Die deutsche Spielwarenbranche blickt mit Sorge auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft und das Jahr 2023. Sowohl Energiekrise als auch Inflation hätten direkten Einfluss auf das Kaufverhalten der Kunden, erklärten der Deutsche Verband der Spielwarenindustrie (DVSI), der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels (BVS) und das Marktforschungsinstitut npdgroup deutschland GmbH in Nürnberg.
Händler unter Druck
Der BVS rechnet demnach im Jahr 2022 mit einem Umsatzrückgang von etwa fünf Prozent. Damit würde der Inlandsmarkt auf 4,7 Milliarden Euro schrumpfen. Im vergangenen Jahr lag das Geschäft noch bei 4,9 Milliarden Euro.
Laut dem BVS-Vorsitzenden Rainer Wiedmann hat sich die wirtschaftliche Lage der Händler zuletzt weiter zugespitzt: "Wir Unternehmer werden aktuell aus drei Richtungen in die Zange genommen. Die Handelsspannen schmelzen, die Energiekosten explodieren und gute Mitarbeiter sind knapp und kaum noch zu bezahlen." Wiedmann zufolge muss die Politik den Mittelstand "endlich spürbar entlasten".
Probleme mit der Logistik
2020 konnte die Spielwarenbranche noch ein Umsatzplus von 11,1 Prozent und 2021 von 4,4 Prozent erzielen. Von der damals guten Stimmung ist laut dem aktuellen DVSI-Index, einer Befragung von Spielwarenunternehmern, wenig übrig geblieben. Nur noch 33 Prozent der Befragten gaben demnach die Lage ihres Unternehmens als gut oder sehr gut an, während es im vergangenen Jahr es 62 Prozent waren. Als ausreichend oder gar ungenügend betrachten die Situation derzeit 30 Prozent.
Sorgen bereiten den DVSI-Mitgliedern der aktuellen Befragung zufolge vor allem die höheren Kosten für Energie (96 Prozent) sowie Rohstoffe und Vorleistungen (93 Prozent), aber auch Lieferketten- und Logistikprobleme (64 Prozent) sowie das eingetrübte Konsumklima (57 Prozent).
Die Sorgen der Spielwarenhändler vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft seien durchaus berechtigt, sagte DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil: "Aber ich bin der Überzeugung, dass nach wie vor die Maxime 'Am Kind wird zuletzt gespart' gilt. Vielleicht werden die Spielwarenausgaben in diesem Jahr verständlicherweise preislich limitiert, aber Spielen als Wert an sich hat auch in dieser Zeit nichts an Relevanz verloren."
Spielzeug wird teurer
Dennoch müssten die Unternehmen unterschiedliche Maßnahmen ergreifen, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern, heißt es vom DVSI. Dazu zählen neben dem Ausbau von Lagerkapazitäten, der Optimierung von Lieferketten und Zuliefererbeziehungen auch Preiserhöhungen. Der durchschnittliche Verkaufspreis hat sich laut den Marktforschern der npdgroup seit Januar dieses Jahres auf 13,07 Euro erhöht. Das entspricht einer Steigerung von 3,8 Prozent.
Die aktuelle Krisenzeit habe laut DVSI dazu geführt, dass viele Unternehmen die Beziehungen zu China mittlerweile neu bewerten. Demnach wünschen sich laut dem aktuellen DVSI-Index 42 Prozent der befragten Unternehmen eine Überarbeitung der China-Strategie, 55 Prozent gar eine Reduzierung von Abhängigkeiten bei bestimmten Gütern.