Schwierige Abrechnungen Selbstständige Pfleger unerwünscht?
Pflegekräfte werden zwar überall gesucht. Aber selbst Hochqualifizierte haben es mitunter schwer, finanziell über die Runden zu kommen. Wer selbstständig arbeitet, muss bei der Abrechnung oft um jeden Cent kämpfen.
Ohne den freiberuflichen Pfleger Kurt Krimmer hätte Erika Burkhardt niemanden, der sich um sie kümmert. Die 89-Jährige lebt in Baden-Württemberg auf dem Land und hat lange nach jemandem gesucht, der zuverlässig jeden Tag kommt und ihr bei der Körperpflege helfen kann. Mehrere Pflegedienste hatten der 89-Jährigen nach ein paar Besuchen wieder abgesagt. Die Patientin sei ihnen zu zeitaufwändig.
Trotz seines Engagements musste Krimmer sieben Monate lang warten, bis seine Rechnungen von der AOK beglichen wurden. Und dann kam der nächste Rückschlag.
Krankenkassen stellen sich oft quer
Laut Pflegevertrag der AOK darf er angeblich nur drei Patienten übernehmen - egal wie hoch der Aufwand oder Pflegegrad bei den anderen ist. Frau Burkhard wäre seine vierte Patientin.
Weder der Pfleger Krimmer noch die Krankenkasse AOK sind Einzelfälle. Auch andere Krankenversicherungen verweigern monatelang eine vertragliche Regelung mit hochqualifizierten Pflegefachkräften. Oft müssen diese eine ortsübliche Bezahlung vor dem Sozialgericht einklagen.
Pflegekräfte haben keine Lobby
Andreas Teubner von der Fakultät für Gesundheits- und Pflegewissenschaften Westsächsische Hochschule Zwickau sieht hier den Gesetzgeber in der Pflicht. Rahmenverträge mit selbstständigen Pflegekräften, sagt Teubner im ARD-Wirtschaftsmagazin plusminus, gebe es deswegen nicht, weil der Gesetzgeber sie nirgendwo vorgesehen hat.
"Es gibt zwar die Möglichkeit, dass sich die Krankenkassen und die Pflegekassen solcher Einzelpflege-Personen bedienen. Aber Regelungen dazu hat der Gesetzgeber nicht vorgesehen." Selbstständige Pflegekräfte haben in Deutschland keine Lobby - und sie scheinen nicht ins Standard-System der Kranken- und Pflegekassen zu passen.