Mehr Naturkatastrophen Rückversicherer erhöhen Prämien weiter
Auch nächstes Jahr werden Versicherer tiefer in die Tasche greifen müssen, wenn sie Risiken an die Rückversicherer weiterreichen. Für Verbraucher könnte es ebenfalls teurer werden - zumindest mittel- bis langfristig.
Überschwemmungen, Hagelstürme, Waldbrände: In den Kalkulationen der Versicherungsbranche ist der Klimawandel längst eine feste Größe. Auch im kommenden Jahr wird die Nachfrage nach Versicherungen für Großschäden steigen - und auch die Prämien dafür.
Ein wichtiger Indikator dafür ist das derzeit stattfindende alljährliche Branchentreffen der Rückversicherer in Monte Carlo. Unisono erklärten dort die Vertreter von Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück, dass sie mit einem weiteren Markt- und Prämienwachstum rechnen. Erstversicherer wie etwa die Allianz oder Axa müssen also erneut tiefer in die Tasche greifen, wenn sie Risiken auf einen Rückversicherer übertragen wollen.
"Der sich beschleunigende Klimawandel dürfte dazu beitragen, dass extreme Wetterereignisse wie tropische Wirbelstürme, Hitzewellen und Winterfrost, extreme Regenfälle, Waldbrände und schwere konvektive Stürme in vielen Regionen der Welt zunehmen", erklärte Hannover-Rück-Chef Jean-Jacques Henchoz.
Dazu kommt die weiterhin hohe Inflation, die die Schadenssummen und Versicherungskosten in die Höhe treibt.
Preiserhöhungen der Rückversicherer schrecken ab
Einer Umfrage zufolge, die die Rating-Agentur Moody's kürzlich im Vorfeld des Branchentreffens durchgeführt hatte, schrecken die steigenden Preise für Rückversicherungsschutz Erstversicherer zunehmend ab. Obwohl die Versicherungsschäden voraussichtlich immer teurer würden, wollten 91 Prozent der befragten Versicherer im nächsten Jahr keine weiteren Risiken an Rückversicherer abgeben.
Danach dürften Erstversicherer einen größeren Teil der künftigen Schäden auf die eigene Kappe nehmen, schlussfolgerte Moody's-Analystin Helena Kingsley-Tomkins.
Prämienanstieg vor dem Ende?
Müssen sich Verbraucher nun möglicherweise darauf einstellen, dass die höheren Prämien in der Branche auch vor den eigenen Policen nicht Halt machen und eher früher als später zu höheren Kosten führen?
Nach mehreren Jahren deutlicher Anstiege dürfte sich der Prämienanstieg 2024 zunächst verlangsamen, erwartet die Ratingagentur Fitch. Für 2025 sei sogar ein leichter Preisrückgang zu erwarten. Auch manche Erstversicherer sprechen von einer Überreaktion der Rückversicherer auf die Zunahme der Großschäden - zumal die Statistik auch durch extreme Ausreißer beeinflusst wird.
In diesem Jahr dürften die versicherten Naturkatastrophen-Schäden wie im Vorjahr die Marke von 100 Milliarden Dollar überschreiten, erwartet der weltgrößte Rückversicherer Munich Re. Damit lägen sie erneut über dem Mittel der Jahre 2017 bis 2021. Im Jahr 2022 waren sie mit 120 Milliarden Dollar allerdings noch höher ausgefallen. Die Hälfte davon entfiel allein auf die Zerstörungen durch Hurrikan "Ian".
Wachstumsmarkt Cyber-Versicherungen
Jedenfalls haben sich die Gewinnspannen im Rückversicherungsgeschäft zuletzt verbessert, schätzt die Ratingagentur Standard & Poor's. Zudem profitierten die Anbieter von den gestiegenen Zinsen am Markt.
Das größte Wachstum sieht die Branche auch nicht in der Versicherung von Klimaschäden, sondern in der Cyber-Versicherung gegen Schäden rund um Computersysteme, Daten und Internet. So geht die Munich Re davon aus, dass sich die volkswirtschaftlichen Schäden durch Cyber-Attacken im Vergleich zum vergangenen Jahr bis 2027 auf etwa 24 Billionen Dollar verdreifachen werden. Die Prämien in der Cyber-Versicherung dürften sich bis dahin branchenweit auf 33 Milliarden Dollar verzweieinhalbfachen.