Nach Rekordjahr Gewinneinbruch bei den Ölmultis
Die weltweit gefallenen Rohstoffpreise haben Spuren in den Bilanzen der Energiekonzerne Shell und Total hinterlassen. Nach den Rekordgewinnen 2022 halbierten sich die Ergebnisse beider Unternehmen im zweiten Quartal.
Die Ölkonzerne Shell und Total müssen nach dem Rekordjahr 2022 deutliche Gewinneinbrüche verkraften. Die Ergebnisse beider Ölmultis halbierten sich im zweiten Quartal auf jeweils fünf Milliarden US-Dollar, wie die Konzerne heute mitteilten. Damit blieben die Gewinne auch hinter den Erwartungen der Analysten zurück.
Für Shell und Total sind besonders die gesunkenen Rohstoffpreise eine Belastung: So kostete ein Fass der Nordseesorte Brent vor Jahresfrist 110 US-Dollar nach einem Rekordhoch im März von 129,80 US-Dollar. Inzwischen ist Öl rund ein Fünftel günstiger als vor einem Jahr, hatte zeitweise sogar lediglich 75 US-Dollar gekostet.
Niedrige Gaspreise belasten TotalEnergies
Bei TotalEnergies brach der Gewinn - um Sondereffekte bereinigt - um fast die Hälfte auf fünf Milliarden US-Dollar ein. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging um 41 Prozent auf 11,1 Milliarden US-Dollar zurück.
Dem französischen Energiekonzern machten insbesondere niedrigere Erdgaspreise und geringere Raffineriemargen in Europa zu schaffen. Auch die Zunahme chinesische Exporte und die Tatsache, dass Russland nach dem Öl-Embargo der Europäischen Union recht zügig neue Käufer gefunden habe, hätten sich im Ergebnis niedergeschlagen, erläuterte der Energieriese.
Anleger nahmen die Nachrichten verhalten auf: Total pendelte zuletzt um den Schlusskurs vom Vortag; seit Jahresbeginn haben die Aktien knapp zehn Prozent an Wert verloren.
Shell verringert Aktienrückkauf
Auch Shell musste sich mit weniger Gewinn im zweiten Quartal zufriedengeben als im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn unter dem Strich fiel um zwei Drittel auf 3,1 Milliarden Dollar. Vor Jahresfrist hatte Shell 18 Milliarden US-Dollar verdient. Der Umsatz sank um 14 Prozent auf knapp 75 Milliarden Dollar. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn fiel um 47 Prozent auf 5,1 Milliarden US-Dollar.
Der britische Ölriese tritt darum auch bei seinem geplanten Aktienrückkauf leicht auf die Bremse. In den nächsten drei Monaten will der Konzern Aktien im Wert von drei Milliarden Dollar zurückzukaufen, nachdem es in den vorangegangenen drei Monaten 3,6 Milliarden US-Dollar waren. Im Juni hatte Shell angekündigt, in der zweiten Jahreshälfte Aktien im Wert von mindestens fünf Milliarden US-Dollar zurückzukaufen.
Shell verlor an der Börse deutlich. Immerhin steht hier seit Jahresbeginn auch noch ein Plus rund drei Prozent auf dem Kurszettel.